Ganz unbescheiden und stolz nennt die Stadtberner Regierung ihre Stadt «Velohauptstadt». Zu Recht? Nun, wenn man nur auf die Anzahl der Velos, die in Bern rumkurven schaut, ja. Das ist aber auch kein Wunder, denn schliesslich dürfen die Verkehrsplaner seit Jahren alles tun, damit einem das Autofahren in Bern so richtig verleidet wird. Bleibt, wenn man einigermassen zügig von A nach B gelangen will, eben nur der Umstieg auf den Drahtesel. Hat aber so seine Tücken. Von ausserhalb kommend merkt der Radler sofort, wo die Stadt ihre «Grenzen» hat. Nämlich genau ab da, wo es auf einem durchschnittlich gefederten Velo rumpelig und bandscheibenstauchend wird und die Fahrt ins Büro an einen Ritt auf einem Presslufthammer erinnert. Tausende Schlaglöcher und Unebenheiten auf Wegen und Strassen, die offenbar seit der Zeit, wo man noch mit Ross und Wagen unterwegs war, nicht mehr richtig aufgepäppelt wurden. Ich weiss, es fehlt an Geld. Die Stadt ist knapp bei Kasse. Um das monetäre Manko etwas auszugleichen, könnte die Stadt einzelne Strassen im jetzigen Zustand an finanzkräftige Unternehmen aus der Stossdämpfer- und Federgabel-Industrie als Teststrecken vermieten. Die Helvetiastrasse im Kirchenfeld zum Beispiel würde sich hervorragend dafür eignen oder auch die Beundenfeldstrasse im Nordquartier, die ist ironischerweise gar mit Riesenlettern als Velostrasse markiert. Bei Zweiterer ist schon die Überquerung mit einem Rollator eine Herausforderung für die Haftcreme der Dritten. Mit den Geldern aus der Industrie dürften sicherlich diverse Velostrecken saniert werden können. Und mit etwas Glück bleibt vielleicht auch noch ein bisschen Geld für das eine oder andere Töpfchen Farbe übrig. Damit könnten in der «Velohauptstadt» noch die fehlenden 5000 Parkfelder für Velos auf den Boden gepinselt werden.