Es gibt diesen Moment auf fast jeder Party: Der DJ legt «Marmor, Stein und Eisen bricht» auf, und plötzlich singt jeder mit, auch wenn er eigentlich gar nicht will. Ja, es ist peinlich, aber irgendwie auch unvermeidlich. Denn Schlager hat eine magische Wirkung auf uns – und das offenbar aus gutem Grund, bestätigt auch die Wissenschaft. Zum einen spiele die Nostalgie eine grosse Rolle. Schlager sind wie diese alten Fotoalben, die man eigentlich nie hervorkramen will, aber sobald man es tut, nicht mehr mit Blättern aufhören kann. Diese Lieder katapultieren uns somit zurück in die guten alten Zeiten, als das grösste Problem noch die Mathe-­Prüfung des nächsten Tages war. Wer könnte da widerstehen? Ein weiteres Erfolgsgeheimnis: Sie seien unfassbar simpel. So simpel, dass sie einem sogar noch ins Gehirn kriechen, wenn man sie eigentlich gar nicht hören will. Schlager sind wie musikalisches Fast Food: nicht besonders anspruchsvoll, aber enorm befriedigend. Und dann sei da noch das Gemeinschaftsgefühl. Schlager hört man nicht allein und das verbindet. Egal, wie schief es klingt, Hauptsache, alle singen mit. Ja, ja, wir wissen es: «Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben!» – kein Goethe, kein Schiller, keine grosse Philosophie. Aber genau das macht diese Texte so charmant. Sie reden nicht um den heissen Brei herum, sondern sagen, was sie meinen: Liebe, Freundschaft, Herzschmerz – alles in maximal drei Zeilen. Ob wir es zugeben wollen oder nicht, wir sind alle Schlager-Junkies. Und das ist auch gut so. Denn manchmal ist es einfach schön, den Kopf auszuschalten und das Herz singen zu lassen. Auch wenn dieses nur «Tränen lügen nicht» trällert.