In der Berner LeihBar gibt es über 800 Gegenstände zum Ausleihen. Im Herbst wären zum Beispiel ein Marroni-Ofen oder ein heizbarer Glühweintopf ganz praktisch.
Oder möchten Sie an Weihnachten den Christbaum mit ausgeliehenen Weihnachtskugeln aufpeppen? Die LeihBar bietet eine Wunderwelt an Gegenständen und Geräten, die im Alltag nur ab und zu gebraucht werden. Alles Dinge, die man gescheiter ausleiht, als teuer zu kaufen und dann zu Hause verstauben zu lassen.
Ausleihen statt kaufen liegt im Trend
Die sogenannte «Sharing Economy» liegt im Trend und bietet einige Vorteile: Sie schont das Portemonnaie, verbraucht keine wertvollen Ressourcen und ist deshalb gut für die Umwelt. Mit diesem Bewusstsein starteten die Initiantinnen der Stiftung Konsumentenschutz 2018 das Projekt LeihBar. Dank raschem Erfolg wurde 2019 der Verein LeihBar gegründet, der bis heute von Freiwilligen mit viel Herzblut betrieben wird. «Unser Ziel ist es, die Bevölkerung bei einem bewussteren und achtsameren Umgang mit Gegenständen zu unterstützten.» Theres Wägli, Co-Präsidentin des Vereins, ist seit den Anfängen dabei. «Ich fand es eine tolle Sache und meldete mich spontan als Freiwillige.» Heute arbeiten rund 35 Freiwillige in den beiden Filialen in der Alten Feuerwehr Viktoria und an der Gossetstrasse 8 in Wabern. Etwa 80 Prozent der Gegenstände werden gespendet. Wägli erklärt uns, dass die gespendeten Artikel bestimmte Kriterien erfüllen müssen. «Wir können nicht alles annehmen. Die Sachen sollten zum Beispiel in unser bestehendes Sortiment passen, hochwertig, sicher, funktionstüchtig und sauber sein.»
Mitglieder jeden Alters
Was sind es für Menschen, die regelmässig Gegenstände ausleihen? Wägli überlegt kurz: «Wir haben sehr unterschiedliche Vereinsmitglieder. Es sind junge Menschen, Personen mit Familie und Kindern, aber auch ältere Menschen im Ruhestand. Ihnen gemeinsam ist das Ziel, Ressourcen zu schonen und die Umwelt zu schützen. Aktuell haben wir 655 Mitglieder.» Sie bezahlen als Einzelpersonen einen Jahresbeitrag von 60 Franken. Wägli präzisiert: «Wir haben auch Mitgliedschaften für Gönnerinnen und Gönner, für Wenigverdienende oder bieten für Interessierte ein Schnupperabo.» Die über 850 Ausleihartikel sind im Leihkatalog auf der LeihBar-Website übersichtlich mit Foto, Beschreibung und Verfügbarkeit aufgelistet. Der Ausleih-Klassiker ist die Bohrmaschine. Man findet aber auch Gegenstände wie Marroni-Ofen, Häcksler, Partyzelt, Auto-Kindersitz, Belper Knollen-Stein, Fahrrad-Taschen, Campingsachen, Fritteusen, Ultraschallreiniger, Getreidemühle, Hot Dog-Maschine und viele, viele mehr. Schon bald könnte es einen Run auf Christbaumständer und -Kugeln geben. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sich seine Wunschartikel auch reservieren lassen. In der Regel werden die Gegenstände für eine Woche ausgeliehen.
Alte Feuerwehr Viktoria ist Treff für Umweltbewusste
Wer die LeihBar im alten Feuerwehrgebäude beim Viktoriaplatz sucht, wird nicht gleich fündig. Am besten fragt man im Restaurant Löscher nach dem Weg. Von dort weist ein auf den Boden geklebtes Signalband den Weg ins verwinkelte Untergeschoss und führt direkt ans Ziel. Die Ausleihstelle befindet sich in einem grossen Kellerraum, in dem früher Einsatzkleider der Berner Feuerwehr gelagert wurden. Im Zentrum des Raumes steht prominent eine grosse Bar aus Holz – die Leih-Bar eben. Hier werden alle Artikel von freiwilligen Team-Mitgliedern ausgeliehen oder zurückgenommen. Auf raumhohen Gestellen sind die über 800 Artikel gelagert, die meisten fein säuberlich in grauen Kisten verstaut. Wer mit seinem temporären Besitz zurück zum Ausgang geht, sieht auf der linken Seite des Gangs das Repair Café Bern. Dort flicken und reparieren handwerklich talentierte Freiwillige defekte Gebrauchsgegenstände aller Art. Theres Wägli schätzt diese Nachbarschaft sehr: «Wir können defekte Geräte reparieren lassen oder sie helfen uns gerne, wenn wir handwerklich an den Anschlag kommen.» Die alte Feuerwehr Viktoria entpuppt sich beim näheren Kennenlernen als kreativer Ort für umwelt- und ressourcenbewusste Menschen. Neben dem Restaurant entdecken wir etwa eine Pflanzen-Brocki. Hier können nicht mehr benötigte Pflanzen abgegeben oder neues Secondhand-Grün gekauft werden.
Jürg Morf