Oberzibelegring 2024

«Bern ist meine Basis»

Astrophysiker Thomas Zurbuchen ist der Zibelegring des Jahres 2024. Foto: Daniel Kellenberger

Der frischgekürte Zibelegring des Jahres 2024, Astrophysiker Thomas Zurbuchen, zeigte sich erstaunt, aber sehr erfreut über die ihm verliehene Ehre. Nach wie vor verbinde ihn viel mit Bern, obwohl er momentan nicht hier wohne. 

Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Ich bin überrascht und zugleich geehrt, dass ich zum Zibelegring gewählt wurde. Das bedeutet mir sehr viel. Auch während meiner Zeit in Amerika war Bern immer meine Basis, der Ausgangsort für all meine Besuche in der Schweiz. Ausserdem wohnen hier noch immer einige meiner besten Freunde. 

Warum, denken Sie, wurden gerade Sie zum Zibelegring gewählt?
In Bern habe ich meine Karriere als Wissenschaftler gestartet und Bern ist der erste Ort, an dem ich freiwillig und gerne gewohnt habe. Ausserdem habe ich hier all das gelernt, was ich für meine Karriere in den USA gebraucht habe. Von der Ingenieurskunst zum Bauen von Instrumenten, über das Führen von Menschen und Teams bis hin zum Unternehmertum.

Sie waren international tätig, wohnen zurzeit in Zürich – welche Unterschiede zu Bern stellen Sie fest?
Ein Zürcher Anwalt sagte mal zu mir, er wünsche sich jeweils, dass die Zeugen Berndeutsch sprechen würden. Menschen mit berndeutschem Dialekt würde man generell alles glauben! Wir Berner sind tatsächlich enorm zuverlässige Menschen, denen man vertrauen kann. Wenn ein Berner sagt, er tue das, dann kann man sich darauf verlassen, dass  er das auch tatsächlich macht. 

Was denken Sie, woran liegt das?
Es hat vielleicht mit der sehr überschaubaren Grösse von Bern zu tun. Hier kennt man sich noch und hier kann man nicht einfach ungesehen eine Schlammspur hinterlassen, was in sehr grossen Städten viel eher möglich ist. 

Die Gilde der Zibelegringe steht für «das freundschaftliche Zusammensein und legt Wert auf die Freiheit des Einzelnen zur Verwirklichung seiner Möglichkeiten». Werte, die auch zu Ihnen passen?
Absolut. Einerseits ist die Freundschaft etwas vom Wertvollsten unter den Menschen und anderseits müssen wir Sorge tragen zu unserer Freiheit und unseren demokratischen Werten hier in der Schweiz. Denn diese gibt es nicht umsonst, diese muss man aktiv verteidigen. Wir haben in der Schweiz vieles richtig gemacht und häufig die richtigen Antworten gefunden. Das müssen wir auch in Zukunft tun und insbesondere dafür sorgen, dass die Innovationsfähigkeit unseres Landes auch weiterhin erhalten bleibt. 

Stichwort Zukunft: Wenn man am Ende eines Jahres steht, möchte man gerne wissen, was das Neue wohl bereithält. Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation?
Ich gehe davon aus, dass die Wahlen in Amerika einen Einfluss auf die Welt, insbesondere auf Europa haben werden. Es herrscht zurzeit viel Unsicherheit, aber mich dünkt wichtig, dass man sich Meinungen erst aufgrund von Taten und nicht nur Worten macht. Und für Europa wird sicher entscheidend, dass es sich zusammenrauft und seine Stärke findet, ohne zu sehr auf die USA angewiesen zu sein. Und dabei werden uns, so hoffe ich, unsere demokratischen Werte den Weg weisen.

PERSÖNLICH

Thomas Zurbuchen wuchs in Heiligenschwendi auf, besuchte das Gymnasium Thun und studierte anschliessend an der Universität Bern Physik und Mathematik. 1996 promovierte Zurbuchen in experimenteller Astrophysik und verliess bereits zwei Wochen danach die Schweiz Richtung USA. 2008 wurde er Professor an der Universität von Michigan und von 2016 bis 2022 war er der am längsten amtierende Leiter der Wissenschaftsabteilung der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA. In dieser Zeit leitete er 130 Missionen mit 37 Raketenstarts. Zu seinen grössten Erfolgen zählen der Start des internationalen James-Webb-Teleskops und die Leitung von zwei Marslandungen. Seit Sommer 2023 ist er als Professor und Direktor der ETH-Weltrauminitiative zurück in der Schweiz.

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