Bb 190520 Interview Christienwyss Insta Op Langt

Das Leben ist (wohl) bald wieder ein Festival

Die Corona-Krise trifft das Strassenmusikfestival Buskers hart. Leiterin Christine Wyss will trotzdem kein Trübsal blasen. Nicht zu fest jedenfalls.

Ende April wurde das Buskers 2020 abgesagt. Wie gehen Sie damit um?
Ich versuche, die neue Situation kreativ in den Griff zu bekommen. Etwa, indem ich unseren Gönnern Karten, die eigentlich fürs diesjährige Festival gedruckt wurden, umgestalte und ihnen zusende.

Wie weh tut es Ihnen persönlich?
Es schmerzt, natürlich. Die Festivaltage sind das Fleisch am Knochen. Während des Jahres hocken wir fast nur vor dem Computer und sehen dann drei Tage lang die Früchte unserer Arbeit. Buchhaltungs-Excel-Listen gehören grundsätzlich nicht zu meinen bevorzugten Tasks. (lacht)

Wir gross ist denn die Solidarität mit Ihrem Anlass?
Ziemlich gross. Bereits unmittelbar nach der Absage trafen Spenden ein. Ausserdem wurden wir entlastet, beispielsweise durch jene, die, wie unser Drucker, auf die Bezahlung bereits geleisteter Aufträge verzichten

Wie hart trifft Sie die Absage finanziell?
Wir verfügen über etwas Reserven. Als sich der Lockdown abzeichnete, waren wir zudem kostenmässig bereits sehr zurückhaltend.

Anfang Juli lancieren Sie ein Crowdfunding. Haben Sie sich ein Spendenziel gesetzt?
30000 Franken wären schön. Klar, pro Kopf ist das nicht enorm viel, aber immerhin. Es erwartet sowieso niemand etwas von uns – die meisten wünschen sich bloss, dafür nächstes Jahr in Bern auftreten zu können. Das bringt uns einigermassen in Zugzwang.

Inwiefern?
Für das Buskers haben sich dieses Jahr über 800 Gruppen beworben. Wenn es dann endlich eine Gruppe geschafft hat, in die 40 programmierten Acts reinzurutschen und sie jetzt gleich wieder rausfliegt, wäre das doppelt bitter. Andererseits haben die Künstlerinnen und Künstler 2021 vielleicht schon andere Pläne. Und wir möchten künstlerisch natürlich aktuell sein.

Was erhalten Sie an staatlicher Hilfe?
Grundsätzlich finanzieren wir uns zu über 90 Prozent selbst. Diese Einnahmen generieren wir jedoch an nur drei Tagen im Jahr. Wir haben aber mit der Stadt, dem Kanton und der Regionalkonferenz BernMittelland einen Vertrag bis 2023 – sie haben uns garantiert, dass wir das zugesicherte Geld bekommen. Gleiches gilt für die Burgergemeinde und eine Zunft, die uns unterstützen. Das ist äusserst grosszügig und dafür sind wir sehr dankbar.

Also trifft sie die Absage gar nicht so hart?
Doch, aber viele Kosten, die nur am Festival entstehen, fallen ja auch weg. Zudem halten wir unsere Fixkosten relativ tief, wir haben sehr schlanke Strukturen. Die Kurzarbeit wurde ebenfalls bewilligt.

Gibt es das Buskers 2021 überhaupt noch?
Wenn sich die Situation normalisiert: auf jeden Fall. Wir sind ein Festival zum Anfassen, es geht um das Live-Erlebnis. Streaming aus dem Wohnzimmer wäre nichts für uns.

Falls 2021 Grossveranstaltungen nach wie vor verboten wären, würde es also eng für Sie.
Definitiv. Ich müsste beruflich wahrscheinlich in die Plexiglas- oder Desinfektionsmittelbranche wechseln. (lacht)

Yves Schott

Eine Übersicht über aktuelle kulturelle Events in Bern finden Sie auf bern.com unter der Rubrik «Veranstaltungen».

BÄRNERBÄR RUFT ZUM CROWDFUNDING AUF

Am 1. Juli lanciert das Buskers ein Crowdfunding. Wer spendet, erhält ein oder mehrere Goodies, Details werden zu gegebener Zeit auf buskersbern.ch bekanntgegeben. Der Bärnerbär unterstützt die Aktion und freut sich schon jetzt aufs Buskers 2021, das vom 12. bis 14. August stattfindet.

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