Umbau Altes Tramdepot Bärenpark, Bern

Die Bären bestimmen den Zeitplan

Bauleiter Benjamin Kobel ist zweimal pro Woche auf der schönsten Baustelle Berns. Foto: Peter Widmer, zvg

Die Arbeiter der Baustelle haben zurzeit einen der schönsten Arbeitsplätze. Die Aussicht auf die Altstadt von Bern ist atemberaubend. Die Momente, das Panorama zu geniessen, sind aber selten, denn das Zeitfenster ist eng. Wir haben Benjamin Kobel, den verantwortlichen Bau­führer von Büchi Bauunternehmung AG, Mitte Juli am «Tatort» besucht.

Benjamin Kobel, was wird hier gebaut?
Wir erweitern die Lagerfläche des Kellers. Weiter wurde eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Restaurants installiert, die Gasheizung wird durch eine Wärmepumpe ersetzt, die Kälteanlagen von Brauerei und Küche werden erneuert und im Biergarten wird der Sonnenschutz erweitert anstelle der bisherigen Schirme. Die Gäste werden eigentlich nur den neuen Treppenabgang bemerken. Die Fläche des Biergartens bleibt unverändert.

Die Baustelle ist insofern für die Bevölkerung interessant, weil sie inmitten eines Touristen-Hotspots steht. Warum wird gerade in der Hochsaison gebaut?
Wegen der Bären! Ab Oktober suchen sie sich ihre Höhle und brauchen ihre Winterruhe. Wir bekamen von der Bauherrschaft ein Zeitfenster von anfangs März bis Ende September.

Was gab den Ausschlag, dass gerade Büchi Bauunternehmung AG den Auftrag erhalten hat?
Offenbar haben wir bei allen Referenzen am besten gepunktet!

Was entpuppt sich als besondere Schwierigkeit bei diesem Bau?
Die grösste Herausforderung war die Installation und Organisation der Baustelle. Der Muristalden ist diesbezüglich ein Nadelöhr. Der Baustellenverkehr quert stets die Fussgänger, ein Arbeiter muss jeweils die Fahrzeuge einweisen, damit niemand zu Schaden kommt. Auch die Durchfahrt der Busse von BernMobil darf nicht beeinträchtigt werden. Der Kran wurde nachts in einem engen Zeitfenster von neun Stunden in Begleitung von BernMobil montiert. Da sich im Umfeld der Baustelle beim Bärenpark stets viele Touristen aufhalten, musste wegen des Krans auf Bärengrabenseite ein Schutztunnel erstellt werden. Auch der Steilhang forderte uns heraus, der Baugrund war schlecht und wir benötigten in der Grube statisch rückverankerte Baugrubenwände. Das Wetter spielte leider nicht immer mit und brachte zusätzliche Erschwernisse. Trotz allem mussten wir keine Verzögerungen in Kauf nehmen.

Wann ist die heikelste Phase an dieser Baustelle?
Die heikelsten Phasen haben wir nach heutiger Beurteilung mit der schwierigen Baustelleninstallation und der Baugrube hinter uns. Die grösste Hürde haben wir auch genommen, die Bodenplatte ist gegossen und wir sind buchstäblich aus dem Dreck raus!

Wieviele Arbeiter sind aktuell auf der Baustelle tätig?
Zurzeit sind permanent sechs Leute von Büchi auf der Baustelle beschäftigt. Mit dem Baufortschritt werden es aber tendenziell weniger. Dazu kommen Handwerker anderer Firmen wie beispielsweise Sanitär-Installateure, Elektriker oder Sub-Unternehmer wie zum Beispiel Eisenleger und Abdichter.

Sie sind als Bauführer ständig auf der Baustelle?
Nein, ich bin durchschnittlich zweimal pro Woche für wenige Stunden vor Ort. Mein Job ist mehr administrativer Art. Ich überwache Qualität, Quantität, Kosten und Arbeitssicherheit. Auf der Baustelle immer anwesend und organisierend ist unser Polier. Er setzt unser Bauprogramm um. Mit ihm bin ich in ständigem Kontakt, um Feinheiten abzustimmen.

In welchem Stadium befindet sich der Bau heute, am 15. Juli 24?
Zurzeit haben wir etwa 60 Prozent unserer Arbeiten abgeschlossen. Die grössten Brocken waren die Baustelleninstallation und der Baugrubenaushub. Die Betonierung der Bodenplatten am 12. Juli stellte einen Meilenstein dar. Zurzeit wird die Verschalung der Wände vorbereitet.

Wann wird der Kran abgebaut, das für den Laien sichtbarste und störendste Gerät?
Gegen Ende September muss der Kran abgebaut werden, dies wegen der bereits erwähnten Winterruhe der Bären. Die Bären sind die eigentlichen Bauleiter, die unseren Zeitplan bestimmen! (Lacht)

Sind Sie zeitlich auf Kurs?
Zeitlich sind wir auf Kurs. Aufgrund von Optimierungsmassnahmen konnten wir – Stand heute – zeitlich eine Woche aufholen, trotz schlechter Witterung während der Aushubarbeiten. Die Woche dient uns als Reserve für Unvorhergesehenes.

Wann ist das Objekt für die Bauherrschaft bezugsbereit?
Wir sind nur am Rohbau beteiligt. Wenn wir weg sind Ende September, wird es wohl noch einige Monate dauern, weil noch weitere Betriebe beteiligt sind, welche auf der Baustelle arbeiten. Diese Einsätze sind von aussen kaum ersichtlich.

Sind Verzögerungen noch möglich?
Diese können nie ganz ausgeschlossen werden. Ich denke besonders an die Haustechnik. Solche meist schwierigen Installationen können zu Verzögerungen führen. Von unserer Seite erwarte ich zurzeit keine Verspätungen.

Leiten Sie zurzeit noch andere Baustellen?
Ja, ich leite derzeit noch vier weitere, wobei die Baustelle hier beim Alten Tramdepot momentan die grösste ist.

PERSÖNLICH

Benjamin Kobel wurde 1994 geboren und wuchs in Bern auf. Er schloss die Grundbildung als Maurer EFZ ab und bildete sich weiter zum dipl. Bauführer Hoch-/Tiefbau SBA. Danach arbeitete er in mehreren namhaften Berner Bauunternehmen. Seit 2020 ist er Bauführer bei Büchi Bauunternehmung AG. Noch in diesem Jahr wird er ins elterliche Bauunternehmen einsteigen. Benjamin Kobel ist verheiratet, hat zwei Kinder und wohnt in Bümpliz.

Mit neuem
E-Paper Reader!

Flüstere dem Bär etwas.

In der Flüstertüte berichtet der BärnerBär immer wieder über Gerüchte aus der Hauptstadt. Du hast etwas gesehen oder gehört, von dem der Bär wissen sollte? Hier kannst Du es ihm flüstern!

Name und E-Mail-Adresse benötigen wir nur zur Korrespondenz. Diese Angaben werden wir nie veröffentlichen.

Bitte aktiviere JavaScript in deinem Browser, um dieses Formular fertigzustellen.
Name
Klicke oder ziehe Dateien in diesen Bereich zum Hochladen. Du kannst bis zu 2 Dateien hochladen.
Laden Sie bis zu zwei Bilder zu Ihrer Meldung hoch.

Unterstützen Sie den BärnerBär!

Für Ihre freiwillige Spende danken wir Ihnen herzlich!