GP BERN PRÄSIDENTIN ANDREA ZRYD

«Die VIP-Gäste begrüsse ich im Renndress»

SP-Nationalrätin Andrea Zryd präsidiert als erste Frau den GP Bern. Warum das Geschlecht für sie bei diesem Job nicht im Vordergrund stand, wie sie beim VIP-Anlass im Erlacherhof erscheinen wird und was Teilnehmende vor dem Anlass essen sollten. 

Andrea Zryd, was reizt Sie an dem Job als Präsidentin des GP Bern?
Ich bin Sportlehrerin und -politikerin, zudem nehme ich selbst gerne an Laufevents teil – von daher passt das Setting sehr gut. Der Grand Prix von Bern ist ein toller Event, ich hatte ehrlich gesagt nie damit gerechnet, dass Matthias Aebischer mich anfragt.

Sie sagten zuerst ab, wie Sie unlängst verrieten.
Ja, weil ich zunächst den Aufwand kaum einschätzen konnte. Doch ich bin ja Präsidentin, nicht Geschäftsführerin und habe ein gut eingespieltes OK.  Zweitens stellte ich die Bedingung, trotz meines neuen Amtes am Altstadt-GP mitmachen zu dürfen. Diesem Wunsch wurde glücklicherweise entsprochen.

Wie managen Sie nun den Spagat zwischen GP-Präsidentin und aktiver Teilnehmerin am Renntag?
Fragen Sie mich das nach dem Anlass (lacht). Matthias Aebischer meinte, das sei kein Problem.

Wir drücken Ihnen die Daumen.
Der Plan lautet in etwa so: Ich begrüsse im Erlacherhof die Ehrengäste, wahrscheinlich bereits im Renndress. Vielleicht fragt sich dann der eine oder die andere, was das soll, das ist allerdings nicht weiter tragisch (lacht). Anschliessend werde ich mich elegant entschuldigen, um mich aufzuwärmen – ich gehe ja schliesslich nicht nur joggen. Es wird vom Zeitplan schon etwas eng, wobei ich mich ja auch im hinteren Startblock einfinden könnte, somit hätte ich ein wenig mehr Luft.

Wieso bestreiten Sie eigentlich nicht die gesamte Strecke von über zehn Meilen?
Ich komme ursprünglich vom 400-Meter-Lauf, bin also eher kurz und intensiv unterwegs und keine Ausdauersportlerin. Ich habe mir definitiv zum Ziel gesetzt, einmal die «grosse» Strecke zu absolvieren, dann müsste ich hingegen anders trainieren. Ich absolviere den Altstadt-GP übrigens zusammen mit meinem Partner Alex Reinhard, es ist quasi eine interne Challenge. Als ehemaliger Eishockey-Goalie bringt er natürlich ebenfalls einen gewissen Ehrgeiz mit sich (schmunzelt).

Sie wohnen in Magglingen. Ziehen Sie nun nach Bern?
Bern ist eine wahnsinnig schöne, friedliche, gemütliche Stadt. Ich bin extrem gerne hier – sogar Bundesräte baden im Sommer ohne Begleitschutz im Marzili. Aber meine Wurzeln sind in Adelboden, mein Zuhause bleibt Magglingen.

Sie sind die erste Frau, die das Präsidium des GP Bern innehat. Möchten Sie damit ein Zeichen gegen aussen setzen?
Lustiger- und ehrlicherweise habe ich, als ich für das Amt kandidierte, gar nie an dieses Thema gedacht, obschon ich häufig darauf angesprochen wurde. Ich bin Nationalrätin der SP, selbstverständlich ist Frauenförderung wahnsinnig wichtig. Doch ich wurde nicht angefragt, weil ich eine Frau bin, sondern weil ich die nötigen Kompetenzen mitbringe. So sollte es eigentlich immer sein. Dass es nun perfekt passt und ich eventuell etwas dazu beitragen kann, alte Muster zu durchbrechen, ist natürlich umso schöner.

Die Sportszene ist nach wie vor sehr männlich dominiert, der Fussball zeigt immer wieder Auswüchse von Machismus.
Richtig, wobei ich als Frau im Sport meist meinen Platz gefunden habe. Gerade deshalb steht der GP Bern für das moderne Gesellschaftsbild: Der Anlass ist per se divers. Diskriminierungen wären mir keine bekannt, im Ziel wird allen Teilnehmenden zugejubelt: egal ob hell- oder dunkelhäutig, alt oder jung, non-binär oder hetero-normativ. Das sind die Geschichten, die dieser Grand Prix schreibt. Er ist weit mehr als nur Sport, er ist Gesellschaft.

Ihr Vorgänger Matthias Aebischer feuerte die Läuferinnen und Läufer jeweils lautstark an. Tun Sie das auch?
(Überlegt) Ich lasse das auf mich zukommen. An meiner Premiere im Mai werde ich wie bereits erklärt ziemlich unter Strom stehen – vielleicht schaffe ich es wenigstens, Matthias Aebischer anzufeuern. Falls er überhaupt teilnimmt.

Sie erklärten den Tamedia-Zeitungen, dass Sie vorerst kaum etwas am Konzept des GP Bern ändern möchten. Sie haben wirklich keine Ideen, was man verbessern könnte?
Im Bereich Vermarktung liesse sich sicher noch mehr machen, sofern das gewünscht wird. Im Fokus stehen aber die Teilnehmenden, sie sind unsere mit Abstand wichtigsten Player. Ich will nicht alles über den Haufen werfen, nur weil ich neu mit dabei bin. Matthias hat den GP Bern in den letzten 14 Jahren sensationell weiterentwickelt. Andererseits wären Scheuklappen sicher fehl am Platz. Ob es einen Side Event zum GP braucht? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wir diskutieren solche Themen an der Klausur nach der Veranstaltung und natürlich spielen da auch unsere tollen Sponsoren eine Rolle.

Als Sporttrainerin haben Sie sicher einige Tipps für eine optimale Rennvorbereitung auf Lager.
Wer noch nie trainiert hat, sollte etwa ein Jahr vorher damit beginnen. Idealerweise läuft man dann zwei-, besser dreimal pro Woche, die Anzahl ist nach oben offen. Von Vorteil ist auch, ab und zu langsam über die eigentliche Distanz hinaus, also die zehn Meilen, zu rennen. Gleichzeitig braucht es eine gewisse Schnelligkeit, Intervalltraining kann folglich nicht schaden. Bei coupiertem Gelände, wie jenes in Bern eines ist, ist es ausserdem ratsam, nicht nur im Flachen zu trainieren.

Wie sieht es hinsichtlich Ernährung aus?
Übermässig Kohlenhydrate zu bunkern, ist unnötig. Am Abend vor dem Rennen empfiehlt sich leicht verdauliche Kost: Kartoffeln zum Beispiel, proteinhaltiges Essen wie Poulet oder vegetarische Alternativen. Besser gekochtes Gemüse als Salat, das ist einfacher verdaubar. Und sicher keine fettigen Speisen. Genügen trinken ist auch wichtig.

Wie lange möchten Sie Präsidentin des GP Bern bleiben?
Mindestens 15 Jahre, sprich: ein Jahr länger als Matthias (lacht). Im Ernst: Vier oder fünf Jahre sind das Minimum, sonst bringt es ja nicht viel. Schauen wir mal, ich lasse mich überraschen. Zunächst freue ich mich nun, das darf ich an dieser Stelle verraten, auf einen neuen Teilnehmerrekord.

Foto: Dani Käsermann

PERSÖNLICH

Andrea Zryd wurde 1975 in Adelboden geboren. Zryd ist Mutter von zwei Kindern und wohnt in Magglingen.Sie wurde 2023 für die SP im Kanton Bern in den Nationalrat gewählt. Dem Berner Grossen Rat gehörte Zryd von 2004 bis 2010 und von 2014 bis 2023 an. Zryd ist Sportlehrerin, Diplomtrainerin und Sportwissenschaftlerin. Sie ist Präsidentin von Bern Sport sowie des Berufsverbandes swisscoach.

INFO

GP Bern

Der GP Bern findet am Samstag,
10 Mai statt. Total stehen drei Rennkategorien zur Auswahl. Anmeldeschluss ist der 28. April oder bei 35 000 Anmeldungen.

Mehr Infos: gpbern.ch.

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