Der Schosshalde-, Ostring-, Murifeld-Leist (SOML)

Ein Rebberg, brütende Schwäne und ein See.

Leistpräsident Patrick Sutter am Ufer des Egelsees. Foto: Daniel Zaugg

Als der Schosshalde-, Ostring-, Murifeld-Leist vor 154 Jahren gegründet wurde, war das Quartier noch weitgehend unbewohnt. Heute gibt es Siedlungen wie Wittigkofen, Schöngrün und Schönberg-­Ost. Dennoch hat das Leistgebiet viele Grünflächen und gilt als Naherholungs­gebiet.

Treffpunkt für das Gespräch mit dem SOML-Präsidenten Patrick Sutter ist das Vereinslokal am Egelsee. Direkt beim heimeligen Holzhaus steht eine finnische Sauna, ebenfalls aus Holz. Sie wird noch bis zum 10. März von der benachbarten Caffè Bar Riva betrieben und fügt sich nahtlos ins Gelände ein. «Die Barbetreiber versuchen damit, auch im Winter Gäste anzuziehen, weil die grosse Aussenfläche der Bar nicht benutzt werden kann», erzählt Patrick Sutter. Wegen einiger Einsprachen aus der Nachbarschaft konnte der Betrieb erst mit mehreren Jahren Verzögerung schliesslich im Frühjahr 2023 eröffnet werden. «Auch im Leist hatten wir zu Beginn gewisse Bedenken. Wir fürchteten einen Riesen-Hype mit Nachtlärm; das wäre nicht in unserem Interesse gewesen», räumt Patrick Sutter ein. «Aber die Befürchtungen blieben aus und der erste Sommer mit Barbetrieb lief reibungslos ab. Wir sind mit den Betreibern in gutem Einvernehmen und bemühen uns gemeinsam, die Interessen des Quartiers zu wahren.»

«Schlöflen» auf dem Egelmöösli
Der Schreibende erinnert sich, im Jahrhundertwinter 1963 seine ersten Runden mit den neuen Schlittschuhen auf dem Egelsee, besser bekannt als «Egelmöösli», gedreht zu haben. Der Eintrittspreis betrug damals weniger als einen Franken. «Er wäre auch heute nicht viel höher», lacht Patrick Sutter. «Wir halten die Preise bewusst tief, um möglichst allen Leuten das einmalige Erlebnis zu ermöglichen. Wir streben einfach einen selbsttragenden Betrieb an.» Allerdings: Die kalten Winter sind seltener geworden und letztmals konnte der See 2017 für gerade mal zwei Tage zum «Schlöfle» freigegeben werden, denn das Eis muss nach den Richtlinien der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft mindesten zehn Zentimeter dick sein, je nach Qualität des Eises sogar noch mehr. Bis es soweit ist, müssten während mehrerer Tage Temperaturen um den Gefrierpunkt oder weniger herrschen. Leist-Präsident Sutter gibt sich aber optimistisch: «Die wirklich kalten Winter kommen ungefähr alle 30 Jahre. So habe ich eine realistische Chance, das Egelmöösli während meiner Präsidialzeit noch einmal öffnen zu können!» Hingegen räumt er ein, dass der Betrieb und die Pflege der Eisbahn jeweils ein gerüttelt Mass an Arbeit für die Leistmitglieder bedeute und die Verantwortung riesig sei. Als Präsident gelte für ihn als oberstes Gebot, die Sicherheit zu gewährleisten.

Zufrieden mit dem Quartierbild
Im Zweckartikel der Vereinsstatuten ist unter anderem festgehalten, dass sich der Leist bemühe, «das Orts- und Quartierbild zu schützen». Ist Patrick Sutter zufrieden mit dem Ortsbild in seinem Leistgebiet? «Es gab während meiner 36-jährigen Mitgliedschaft einige Projekte im Quartier, die im Leist nicht alle willkommen waren», blickt er zurück. «Eines der letzten Projekte, wogegen wir uns wehrten, ist der geplante Ergänzungsbau des Laubegg-Schulhauses auf dem Areal der heutigen Schrebergärten an der Egelgasse. Er hätte die bestehende Situation spürbar verändert. Es gibt zwar andere Gründe für den momentanten Aufschub, aber wir hätten das Projekt nicht begrüsst.»

Zum Projekt für einen Stadtpark rund um das Gebiet Egelsee äussert sich Sutter diplomatisch: «Der Leist ist grundsätzlich dafür, dass die Grünflächen erhalten bleiben und der Bevölkerung als Erholungsraum zur Verfügung stehen. Aber es kostet letztlich Geld, bei der heutigen Finanzlage der Stadt …». Sonst ist er recht zufrieden mit dem Ortsbild im Leistgebiet: «Im grossen und ganzen läuft die Raumplanung so, wie sie grundsätzlich vorgesehen ist.»

Kritische Töne
Eines der nächsten anstehenden Projekte ist die Zwischennutzung des Geländes des ehemaligen Entsorgungshofes und des alten Wohnhauses oberhalb des Leistlokals. «Das baufällige Wohngebäude wird abgerissen, die Mieter:innen mussten Ende 2023 ausziehen», weiss Patrick Sutter zu berichten. Was die Stadt dereinst auf dem Areal plane, sei heute noch ungewiss. Überhaupt: Der Einfluss des Leists bei den Stadtbehörden sei leider gering, bemängelt Sutter. Seit Ende der 1980er-Jahre besteht ein Partizipations-Reglement der Stadt, wonach die Kommunikation nur noch über sogenannte Quartiervertretungen kanalisiert werden kann, im Fall des SOML über die Quartiervertretung Stadtteil IV (QUAV4). «Dadurch wird der demokratische Prozess, wie er ursprünglich vorgesehen war, empfindlich geschmälert,» bedauert Patrick Sutter. «Ich wünschte mir für die Zukunft wieder mehr direktes Gehör für unsere Anliegen.»

Schwanengesang und Wein
Zum wiederholten Mal brütete 2023 ein Schwanenpaar am Egelsee. Kaum waren die sechs Küken im Mai geschlüpft, waren sie zum grossen Bedauern der vielen Spaziergänger:innen plötzlich verschwunden. Warum und wohin? Der Leist-Präsident lüftet das Geheimnis: «Die Flurpolizei bringt die Schwanenfamilie jeweils an den Wohlensee, wo gemäss Strategie der Stadt alle Schwäne, die im Raum Bern leben, angesiedelt werden und wo sie einfacher betreut und kontrolliert werden können.» Das sei zwar einerseits bedauerlich für die Quartierbevölkerung, aber andererseits nötig für die Sicherheit der Tiere. Der Schwanenfamilie reichte nämlich das Gelände des Egelsees nicht und sie wählte für ihre ausgedehnten Spaziergänge selbst die verkehrsreiche Laubeggstrasse, wo der Verkehr gestoppt werden musste.
Ein Highlight im SOML-Gebiet ist der Rebberg im Wyssloch, der vom Berner Architekten und Winzer Matthias Rindisbacher betrieben wird. «Sein Sauvignac mundet hervorragend und es ist faszinierend, dass seine Reben im Leist-Gebiet gedeihen», strahlt ein sichtlich stolzer Leist-Präsident.

PERSÖNLICH

Patrick Sutter, geboren 1966, wuchs im Berner Ostring-Quartier auf. An der Universität Bern schloss er das Studium als Fürsprecher ab. Nach dem Studium arbeitete er im Versicherungsmanagement bei der Schweizerischen Post. Heute ist er bei der IV-Stelle des Kantons Bern im Regress tätig. 1988 trat er dem Schosshalde-, Ostring-, Murifeld-Leist (SOML) bei; seit 2006 präsidiert er den SOML. Patrick Sutter hat eine Tochter und wohnt in Stettlen.

DER SOML AUF EINEN BLICK

  • Gegründet am 11. Dezember 1870
  • 414 Mitglieder (Stand Ende 2022)
  • Mitgliederbeiträge:
    • CHF 21.– für Einzelmitglieder
    • CHF 32.– für Paarmitglieder
  • Präsident: Patrick Sutter, Stettlen
  • Zwischen 15 und 20 Anlässe
    jährlich: Seeträf mit Live-Konzerten, 1. August-Feier
  • Herbstfest mit Erbssuppe, Chlousefeier
  • Betrieb der Eisbahn «Egelmöösli» bei vorgeschriebener Eisdicke

Weitere Infos: soml.ch

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