Die Menschen im Kleefeld akzeptieren nicht, dass ihr Lehrschwimmbecken vor dem Aus steht. Sie fordern in einer Petition, dass ihre Kinder auch in Zukunft dort schwimmen lernen.
Auf den Rasenflächen zwischen den Hochhäusern tummeln sich einige Kids, Eltern holen ihre Kinder vom Kindergarten, der Tagesschule oder Schule ab. Die neue Schulanlage, vor zwei Jahren eröffnet, ist das neue Prunkstück des Kleefelds. Die modernen grosszügigen Neubauten wurden nach strengen Umweltstandards und neuesten pädagogischen Richtlinien erstellt. In diesem Komplex ist auch das alte Lehrschwimmbecken, von aussen nicht sichtbar, im Untergeschoss integriert. Spätestens hier, am Beckenrand der veralteten Schwimmanlage, hört die Kleefeld-Schulidylle auf. Die Anlage soll, Stand heute, im Sommer 2025 einem Mehrzweckraum weichen. Eine Sanierung oder ein Ersatz sind nicht geplant. Gegen diesen harten, rein rationalen Behördenentscheid wehrt sich jetzt die Kleefeld-Community. Jessica Blaser von der IG Kleefeld und Mitglied des Elternrats und Eva Morain, IG Kleefeld, nehmen, stellvertretend für alle Betroffenen, Stellung zum geplanten Aus ihrer Schwimmhalle.
Kleefeld-Kinder sind die Leidtragenden
Leidtragende der Schwimmbecken-Schliessung sind die rund 300 Kleefeld-Schülerinnen und -Schüler und externe Anbieter wie private Schwimmschulen und Handicap-Vereine. Die Schliessung wird zudem negative Auswirkungen auf alle umliegenden Schulen haben, da die verminderten Kapazitäten den Schwimmunterricht der Unterstufe empfindlich treffen würden. Dagegen wehren sich jetzt die Kleefeld-Quartiervereine, der Elternrat der Schule und viele besorgte Eltern. Um sich bei den zuständigen Berner Behörden Gehör zu verschaffen, lancierte die IG Kleefeld vor rund einem Monat die Petition «Gegen die Schliessung des Lehrschwimmbeckens Kleefeld». Jessica Blaser erinnert sich: «Wir haben Ende November an einer IG-Sitzung von der Schliessung erfahren. Gleichzeitig hörten wir auch im Elternrat davon, waren alle überrascht und natürlich sehr enttäuscht.»
Quartier-Organisationen wehren sich
Eva Morain von der IG Kleefeld stört sich an der mangelnden Kommunikation seitens der Stadt: «Wir wussten von nichts und wollten uns deshalb rasch ein Bild der Situation machen. Wir kontaktierten die Schulkommission, die Quartierkommission Bümpliz-Bethlehem und auch den Schuldirektor. Sie alle waren ebenso überrascht und hatten keine klaren Informationen.» Bald stellte sich heraus, dass die Behörden der Meinung sind, dass zwei Lehrschwimmbecken für Berns Westen genügen. Das sehen die beiden engagierten Mütter anders. Morain weiss, dass das Lehrschwimmbecken der Anlage Bethlehemacker momentan geschlossen ist und umgebaut wird. «Wir haben erfahren, dass dort der Schwimmunterricht der Unterstufe einfach gestrichen wurde. Uns droht im Kleefeld dasselbe Schicksal. Zudem widerspricht die geplante Schliessung der städtischen Wasserstrategie. Sie hat als Ziel formuliert, dass Kinder früh, also bereits ab der 1. Klasse, schwimmen lernen. Zu diesem Thema ist übrigens eine Motion im Berner Stadtrat hängig.» Auch Jessica Blaser ist als zweifache Mutter überzeugt, dass der Schwimmunterricht nicht erst in der vierten Klasse beginnen darf. «Das ist definitiv zu spät. Wir wohnen in Bern, haben die schöne Aare, das Weierli ist bei unseren Kids sehr beliebt. Im Wasser kann so schnell etwas passieren. Der Schwimmunterricht fördert auch die Persönlichkeitsentwicklung und das Selbstvertrauen der Kinder, bietet also neben dem Aspekt der Wassersicherheit weiteren Mehrwert. Wir wollen hier nur den Status quo erhalten und unseren Kindern weiterhin Schwimmunterricht ab der 1. Klasse ermöglichen. Private Schwimmkurse können sich im Kleefeld nur wenige Familien leisten.»
Petition mit klarer Forderung an die Stadtbehörden
Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, lancierte die IG Kleefeld vor gut einem Monat eine Petition. Sie fordert die Erhaltung des dringend benötigten Lehrschwimmbeckens im Kleefeld. Bereits haben über 900 Menschen unterschrieben. Eva Morain war überwältigt, welche Dynamik die Petition in den ersten Tagen entwickelte, wie viele Personen unterschrieben und ihre Unterstützung anboten. Sie verspricht: «Wir bleiben aktiv, machen bald einen Aufruf an alle Teilnehmenden, bedanken uns für die Unterstützung und bitten alle, die Petition weiterhin auf WhatsApp, Facebook und Instagram zu teilen oder per E-mail zu streuen. Ich erhoffe mir von unserem Engagement, dass alle betroffenen Kinder auch in Zukunft ihren Schwimmunterricht ab der 1. Klasse im Kleefeld erhalten werden. Trotz tieferem Einkommenslevel im Kleefeld, verdienen sie die gleichen Chancen wie die Schülerinnen und Schüler aus besser situierten Familien.» Blaser schliesst sich der Meinung ihrer Mitstreiterin an und hofft auf «einen baldigen Austausch mit Franziska Teuscher oder anderen Mitgliedern der zuständigen Stadtbehörden.»