Ob Schulwegsicherheit, Gestaltung der Schlossstrasse oder Stadtteilpark Holligen: Der Quartierverein Holligen-Fischermätteli sieht sich mit vielfältigen Herausforderungen im Stadtteil 3 konfrontiert. Er stellt sich ihnen mit Sachkenntnis, Weitsicht und Umsicht.
Thomas Accola trat dem QVHF schon vor mehr als 20 Jahren bei und wirkte als Kassier im Vorstand mit, zog sich aber 2008 aus beruflichen Gründen zurück. Als 2019 die Pensionierung des langjährigen Radio-Journalisten nahte, meldete er sich bei der damaligen Präsidentin, Annemarie Flückiger. Er fürchtete sich vor dem berüchtigten «Pensionisten-Loch» und wollte noch für etwas Sinnstiftendes tätig sein. Vitale, anpackungsfreudige Mitglieder sind leider selten und so war er im QVHF-Vorstand sehr willkommen. Seit zwei Jahren präsidiert er nun den Quartierverein mit dem fünfköpfigen Vorstand.
Im 2023 nahm der Mitgliederbestand erstmals nach mehreren Jahren Rückgang wieder zu: Der Verein durfte 20 neue Mitglieder aufnehmen. Der Verteilung von Flyern in die Briefkästen sei wenig Erfolg beschieden, sagt Thomas Accola. Es gehe nur mit Aktionen und über die persönliche Präsenz an Veranstaltungen. So ist der QVHF jeweils mit einem Stand am Frühlings- und Herbstmärit auf dem Loryplatz sowie an den Quartierfesten anwesend. Eine Chance sieht Accola bei Mietern und Eigentümern in den zahlreichen neuen Wohnsiedlungen im Vereinsgebiet: Holliger, Huebergass, Murtenstrasse, Europaplatz usw. So präsentiert sich der Quartierverein gelegentlich an den Versammlungen der Wohnbaugenossenschaften und regelmässig an den Anlässen der Stadt für Neuzuzüger.
Märit Loryplatz am 4. Mai
Gemäss Vereinsstatuten schützt der QVHF das Quartierbild und wirkt an dessen Gestaltung mit. Wo ist das gelungen? «Ganz klar beim Loryplatz», antwortet Thomas Accola ohne lange zu überlegen. In der Tat: Der kleine (entsiegelte!) Platz am Rand der verkehrsreichen Kreuzung ist mit farbigen Sitzgelegenheiten ausgerüstet und entpuppt sich als ruhige Oase oder als belebter Ort der Begegnung. So organisiert der QVHF auf diesem Platz im Frühling und Herbst seit Jahren den traditionellen Märit Loryplatz. Am kommenden 4. Mai werden rund 30 Stände das Areal bevölkern.
Weniger zufrieden zeigt sich der QVHF-Präsident mit der heutigen Verkehrssituation für Velofahrende an der Schlossstrasse. Besonders an den Tramhaltestellen stellt der knappe Platz zwischen den Tramgleisen und dem Randstein eine Gefahr dar. Im Rahmen einer Arbeitssitzung der Quartiermitwirkung des Stadtteils 3 (QM3), in welcher der QVHF vetreten ist, hat die Verkehrsplanung der Stadt Bern erste Projektskizzen präsentiert, wie die Situation für Velofahrende und Fussgänger verbessert werden kann. Velospuren auf dem breiten Trottoir sollen die Gefahrenquelle etwas entschärfen. Zudem werden eine Umnutzung von Parkplätzen zugunsten der Veloführung, Grünraum und Aufenthaltsflächen in Betracht gezogen. «Unser Quartierverein begrüsst grundsätzlich diese Stossrichtung als Zwischenlösung, die Mischnutzung muss aus Sicherheitsgründen vermieden werden», sagt Thomas Accola. Eine Gesamtsanierung von Strassen- und Gleisanlage lehnt die Stadt aus naheliegenden Gründen ab, sind doch die Tramlinien nach Bümpliz und Brünnen erst 2010 in Betrieb genommen worden.
Gefährlicher Warmbächliweg
Der QVHF scheut nicht davor zurück, sich bei Bauvorhaben oder ungenügender Sicherheit auf Strassen zu äussern. So bemängelte er auch die fehlende Verkehrssicherheit für Fussgänger am Warmbächliweg. Abgestellte Autos auf den Parkplätzen verengen das Trottoir auf der Westseite. Zudem kann dort mit 50 km/h gefahren werden. Bewohnende der Siedlung Holliger fordern deshalb von der Verkehrsplanung, dass der Warmbächliweg vom Durchgangsverkehr befreit und zu einer Begegnungszone werde. Auch der QVHF sieht die Dringlichkeit von Massnahmen und wies in einem Schreiben vom 8. Februar 2024 an die Verkehrsplanung darauf hin, dass der Warmbächliweg vermehrt zum Schulweg werden soll. «Fünf der sechs Wohnbauten in der Siedlung Holliger sind bezogen und auf dem Steigerhubel-Areal stehen ab dem Schuljahr 2024 neun weitere Klassenzimmer in einem provisorischen Bau bereit», begründet Thomas Accola das Anliegen.
«Manchmal geht es schneller als erwartet», lacht der Präsident. Die Stadt habe gehandelt und noch vor Beginn des neuen Schuljahres erste Massnahmen umgesetzt, freut sich Accola. Die Parkplätze entlang des Sportplatzes wurden bereits in den Strassenraum verlegt, so dass das Trottoir dadurch breiter und sicherer wird. Tempo 30 soll in den kommenden Wochen signalisiert werden. Noch warten muss die geforderte Begegnungszone. Sie ist nach Meinung der Verkehrsplanung erst möglich, wenn die Unterführung unter der Bahnlinie auf dem Steigerhubel für den Auto- und Lastwagenverkehr abgeschlossen ist. Für den Fuss- und Veloverkehr bauen die SBB eine Passerelle über die Gleise, die 2027 fertig sein soll.
Ein weiteres Beispiel: Am 12. Juni 2024 wird der Stadtteilpark Holligen Nord feierlich eingeweiht. Dazu Thomas Accola: «Dort konnten wir uns zur Gestaltung in den massgebenden Gremien einbringen. Wir setzten uns erfolgreich für ein Wasserbecken ein, denn Holligen war früher ein grosses Sumpfgebiet mit einem kleinen See. Deshalb haben wir auch einen Frosch in unserem Vereins-Logo!»
Unterstützung des Pumpwerks Brunnmatt
Den Kontakt zu den Stadtbehörden beurteilt Präsident Accola als positiv. «Bei Anliegen, die uns direkt betreffen, wende ich mich jeweils an die leitenden Mitarbeitenden in den entsprechenden Direktionen der Stadtverwaltung. Bei allen übrigen Bereichen bringen wir uns in der Quartiermitwirkung des Stadtteils 3 (QM3) ein. Sie ist das offizielle Sprachrohr gegenüber der Stadt», erklärt Thomas Accola. In der QM3 ist der QVHF mit einem Delegierten ständig vertreten.
Der Quartierverein unterstützt im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten auch gemeinnützige Organisationen, so beispielsweise den Verein Brunnhaus Brunnmatt. «Es ist vor allem das Verdienst unseres ehemaligen Präsidenten Urs Emch, der das ehemalige Pumpwerk Brunnmatt, welches ab 1585 Bern mit Wasser versorgte, 2022 wieder zu neuem Leben erweckte», so Thomas Accola. Das Pumpwerk kann besichtigt werden.