Der 118-jährige Südquartier-Leist Bümpliz engagiert sich stark für sinnvolle Projekte, die von initiativen Bürgerinnen und Bürgern im Leistgebiet umgesetzt werden.
Der BärnerBär hat mit Denise Stauber, der umtriebigen Präsidentin, gesprochen.
Denise Stauber empfängt uns an ihrem Wohn- und Arbeitsort an der Bernstrasse. Die schmucke Reiheneinfamilienhaus-Siedlung zwischen Benteliweg und Bernstrasse gleich bei der Tramstation Unterführung ist nicht zu übersehen. Sie erinnert stark an die typischen mehrfarbigen englischen Häuser mit Vorgarten. Die Siedlung charakterisiert zugleich die Vielfältigkeit des Leistgebiets im Stadtteil 6 Bümpliz-Oberbottigen. «Unser Gebiet von der Bernstrasse bis zum Bauhaus Niederwangen ist durchmischt mit Gewerbe, Industrie und Wohnsiedlungen. Die Bevölkerung präsentiert sich multi-kulturell, was das Leben hier so spannend macht», wirbt Denise Stauber für das Leistgebiet und erwähnt besonders die Siedlungen Weidmatt und Kleefeld sowie das tägliche Pétanque-Spiel im Pärkli beim Schulhaus Höhe. Dort würden sämtliche allenfalls noch bestehenden Kultur-Barrieren fallen.
Schwierig, Mitglieder zu gewinnen
Denise Stauber gehört nicht zu den Menschen, die bloss konsumieren. So sucht sie Aufgaben und Funktionen, wo sie aktiv mitgestalten kann. Während mehrerer Jahre präsidierte sie einen grösseren Schweizer Sportverband, was ihr aber im Laufe der Zeit zu aufwändig wurde neben ihrer beruflichen Tätigkeit. Sie suchte nach einer lokal tätigen Organisation in ihrem Wohngebiet. Bekannte machten sie schliesslich auf den Südquartier-Leist Bümpliz aufmerksam, dem sie vor zehn Jahren beitrat.
Mit zurzeit 90 Mitgliedern gehört der Südquartier-Leist Bümpliz im Vergleich zu anderen Leisten der Stadt Bern und Umgebung zu den zahlenmässig eher kleinen Vereinen. Die Präsidentin verschweigt denn auch nicht, dass die Rekrutierung neuer Mitglieder schwierig sei. Als besondere Knacknuss entpuppt sich die Mitgliederwerbung beim Gewerbe; ein Direct Mailing an die Firmen im Leistgebiet zeitigte keine Resonanz. «Offenbar sind die Unternehmen nicht mehr so stark verwurzelt in unserem Quartier», vermutet Denise Stauber. Auch bestünden im Leistgebiet noch andere Vereine. Sie nennt die Hausvereine Burgunder und Lauberhaus in der Burgunder-Siedlung. Diese Vereine, in denen alle Bewohnenden ab 16 Jahren Mitglieder sind, vertreten die Interessen der Mitglieder gegenüber der Vermieterschaft sowie gegenüber dem Quartier und einer breiteren Öffentlichkeit. «Diese Menschen wollen dann halt nicht in zig Vereinen mitmachen», zeigt Denise Stauber Verständnis.
Wir unterstützen
Menschen, die sich
im Quartier engagieren.Denise Stauber
Der Südquartier-Leist Bümpliz ist bei der Stadt Bern vorstellig geworden, zu deren jährlich stattfindenden Neuzuzüger-Anlässen wieder eingeladen zu werden, um sich präsentieren zu können. «Sollte das nicht möglich sein, wäre es wünschenswert, dass man an diesen Events auf die Existenz und die Tätigkeiten der Leiste hinweist und wir Flyer auflegen dürften», so die Leistpräsidentin. Eine weitere Werbemöglichkeit sieht Denise Stauber bei der städtischen Einwohnerkontrolle, wo sich die Neuzuzüger:innen melden müssen: «Den Anwohnenden, die sich in unserem Leistgebiet niederlassen, könnte das entsprechende Werbematerial abgegeben werden.» Diese Idee würde zweifellos von allen Leisten begrüsst …
Verstärkte Zusammenarbeit
Der Südquartier-Leist Bümpliz hat absichtlich kein eigenes Tätigkeitsprogramm. «Wir sehen uns nicht als Organisation, die Mitglieder mit eigenen Anlässen zu bespassen», zitiert die Präsidentin die klare Haltung des Vorstandes. «Vielmehr unterstützen wir Menschen, die sich im Quartier engagieren.» Mit maximal 1500 Franken werden solche Anstrengungen durch den Leist honoriert, und zwar ohne vorheriges Gesuch. Sie nennt gleich mehrere Beispiele: Finanzielle Unterstützung für das Kinderatelier im Bienzgut und für den früheren Bümpliz-Chronisten Max Werren, der die drei Bände «Bümplizer Geschichte(n)» verfasst hat, oder den Kauf von Futter für die im Bienzgut gehaltenen Hühner. Weiter unterstützt der Leist beispielsweise die Mitglieder, welche den Flohmärit organisieren, indem er ihnen beim Bewilligungsverfahren behilflich ist.
Der Leist wehrt sich dagegen,
dass noch mehr Parkplätze in der blauen Zone aufgehoben werden.Denise Stauber
Im 2023 wurde überdies die Präsidialkonferenz ins Leben gerufen mit dem Ziel, sich zweimal jährlich auszutauschen und zu koordinieren. In dieser Konferenz sind folgende Organisationen des Stadtteils 6 vertreten: Südquartier-Leist, Nordquartier-Leist, IG Kleefeld, Stöckacker-Leist, IG Stöckacker, Quartierarbeit Chleefeld, Quartierarbeit Stöckacker. «Alle diese Organisationen sind mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert. Wir möchten mit dieser Zusammenarbeit unsere Kräfte bündeln», präzisiert Denise Stauber.
Velohauptroute und Begegnungszone
Verkehrsfragen sind wohl die bedeutendsten Bereiche, welche den Leist umtreiben. So zum Beispiel die von der Stadt geplante Velohauptroute Bern-Bethlehem-Brünnen, welche u. a. durch das Leistgebiet führt: vom Bauhaus über den Bahnhof Bümpliz Süd und durch die Stöckacker-Siedlung. Bei diesem Projekt wurde der Leist um Stellungnahme gebeten und er konnte seine Vorschläge einbringen.
Weiter bejaht der Leist die grosse Begegnungszone, welche im Gebiet Bernstrasse bis zur Post Bümpliz geplant ist. Hier soll der bestehende «Flickenteppich» verschiedenster Tempolimiten auf die für Begegnungszonen üblichen 20 km/h vereinheitlicht werden. «Dieser Tempo-Wirrwarr ist auch für Autofahrende kaum umsetzbar», so Denise Stauber. «In diesem Gebiet haben wir zwei Kindergärten und eine Schule. Die grossflächige Begegnungszone ist also durchaus gerechtfertigt.» Allerdings: Der Leist wehrt sich dagegen, dass noch mehr Parkplätze in der blauen Zone aufgehoben werden. «Eine Tendenz, die leider in der ganzen Stadt besteht», bedauert die Leistpräsidentin.
Fotos: Daniel Zaugg