Unsere Leserinnen und Leser haben entschieden und sie waren sich einig: Shirley Grimes ist «Bärnerin des Jahres 2024». Der «Goldene Bär» wurde ihr von ihrem Vorgänger, André Glauser, übergeben. Der Geschäftsführer der Stiftung «allani Kinderhospiz Bern» und die Initiantin von «Kultur am Bettrand» kennen sich gut.
«Ich freue mich extrem, dass ich den Goldenen Bären an Shirley Grimes weitergeben darf», sagte André Glauser hocherfreut, als wir ihn am Telefon über die Gewinnerin informierten. «Das, was sie macht, ist unglaublich wichtig.» Die Übergabe des «Goldenen Bären», der auf einem Original-Pflasterstein aus der Berner Marktgasse steht, fand in den neuen Räumlichkeiten des BärnerBär im Kirchenfeldquartier statt. «Es fiel uns schon ein bisschen schwer, den schönen Bären von seinem gut sichtbaren Plätzchen wegzunehmen», meint André Glauser bei der Übergabe mit einem Schmunzeln. «Aber dass er nun zu Shirley geht, ist für uns das Schönste, was passieren konnte!» Shirley Grimes entgegnet gerührt: «Der Bär wird es bei uns guthaben – wir haben ja unlängst unser Büro in die Räumlichkeiten oberhalb des Löschers gezügelt, dort wird er einen Ehrenplatz erhalten.»
Danke an die Lesenden des BärnerBär
Was Shirley Grimes aber ganz besonders freut, ist die Tatsache, dass gerade sie von den Leserinnen und Lesern ausgewählt wurde, insbesondere, weil die «Kultur am Bettrand» nicht in der grossen Öffentlichkeit stattfindet. «Es geht ja darum, den Menschen, die isoliert sind und nicht am kulturellen Leben teilnehmen können, ein Erlebnis zu bieten. Und das findet bei ihnen daheim, im Spital, am Bettrand statt.»
Für einen Moment dem Alltag entfliehen
Im März 2023 hat die irisch-stämmige Sängerin das Projekt «Kultur am Bettrand» lanciert. «Insbesondere während der Corona-Pandemie wurde mir bewusst, wie viele Menschen einsam sind», erklärt Grimes. Für die meisten von ihnen endete mit der Pandemie auch die Isolierung. Aber längst nicht für alle. «Und gerade die, die in ihrer Situation Musik und Kunst brauchen würden, müssen darauf verzichten. Dagegen wollte ich etwas tun», führt die engagierte Künstlerin aus. Was zudem oft vergessen gehe, sei das Umfeld dieser Menschen. «Angehörige fühlen sich oft hilflos – was kann man einem Menschen mit einer tödlichen Diagnose noch Gutes tun?» Genau da kämen sie ins Spiel. «Unsere Künstler sorgen für einen Moment, in welchem man aus dem belastenden Alltag herausgenommen wird, alles mal vergessen und einfach nur geniessen kann.» Wer nun denke, dass das traurige, bedrückende Anlässe seien, liege komplett falsch. So sei beispielsweise eine Künstlerin bei einem Mann gewesen, der nicht mehr lange zu leben hatte. «Doch es war eine ganz wunderbare Stimmung. Fröhlich, ein richtiges Fest, auch für seine Familie.» Vor Ort sind denn auch Empathie und Nähe wichtiger als ein perfekt inszenierter Auftritt. Ohne Lampen, Mischpult und Verstärker und kostenlos für die Empfangenden. «Musik ist heilsam und zwar genau dort, wo die Worte versagen», fasst sie zusammen.
Wir sorgen für eine Auszeit,
in der man alles vergessen kann.
Shirley Grimes
Anerkennung des grossen Engagements
Hinter dem Projekt steht ein Verein, der durch Spenden und Stiftungen auch für die Vergütung der Kulturschaffenden sorgt. Vom Ländler, über Popmusik bis hin zu Operngesang und Lesungen ist alles dabei. Shirely Grimes baut den Katalog an Künstlern stetig aus, so dass «Kultur am Bettrand» auch in weiteren Kantonen angeboten werden kann. «Deshalb ist es eine grosse Ehre für mich, dass ich von den Lesenden zur Bärnerin des Jahres gewählt wurde. Es freut mich unglaublich, dass mein Engagement gesehen und geschätzt wird. Das ist eine extreme Motivation für mich und mein Team», sagt die Musikerin und strahlt. André Glauser ergänzt: «Auch für uns war das eine sehr wertvolle Auszeichnung.» Fürs allani, das damals kurz vor der Eröffnung stand, aber weiterhin auf Spenden angewiesen ist, sei wichtig, dass die Öffentlichkeit wisse, was hier angeboten werde. Nur so könne eine Stiftung weiterwachsen und gedeihen. Die Publizität rund um die Auszeichnung habe viel dazu beigetragen. Der Bärner des Jahres 2023 und seine Nachfolgerin werden sich in Zukunft noch oft begegnen, denn auch im allani warten die kleinen Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen auf unbeschwerte und fröhliche Momente mit der «Kultur am Bettrand».