Neue Pächter für den Elfenauhof, ein neues Gastroteam für das Parkcafé Orangerie und ein neuer Präsident für die IG Elfenau.
Das Stadtberner Elfenauquartier zählt Dank der grossen Parkanlagen und der historischen Bauwerke zu den besonders schönen Stadtteilen von Bern und ist über die Kantonsgrenze bekannt und beliebt. In jüngster Zeit gab es viele positive Entwicklungen im Berner Kleinod, unter anderem mit einem neuen Pächterteam beim Elfenauhof und einem neuen Gastroteam beim Parkcafé Orangerie.
Raphaël Karlen engagiert sich seit vielen Jahren für die Elfenau. Anlässlich der Mitgliederversammlung vom 14. August wurde er zum neuen Präsidenten der Interessengesellschaft Elfenau (IG Elfenau) gewählt. Der BärnerBär hat mit ihm über die neuesten Projekte gesprochen.
Raphaël Karlen, herzliche Gratulation zur Wahl. Wieso engagieren Sie sich für das Quartier?
Mir war es immer ein Anliegen, mich mit meiner näheren Umgebung aktiv auseinanderzusetzen. Der Begriff «Mitgestalten» passt dazu am besten. Sich zusammen mit anderen Menschen aus dem Quartier für eine gemeinsame Sache einzusetzen – das gefällt mir.
Sie sind seit 10 Jahren im Vorstand der IG Elfenau aktiv. Welche Projekte möchten Sie als Präsident prioritär angehen?
Das Themen-Setting obliegt weniger dem Präsidium, sondern ergibt sich viel mehr aus den Bedürfnissen des Quartiers. Dazu gehört zum Beispiel der Schutz des Naturreservats Elfenau, inklusive der Manuelmatte, welches zum schützenswerten Bild der Elfenau zählt. Hinzu kommen übergeordnete Grossprojekte wie die Renaturierung der Aare im Bereich Elfenau (Wasserbauplan Elfenau/Nessleren) und die weitere Umsetzung der Arealstrategie Elfenau (durch Stadtgrün Bern). Diese Projekte werden uns über eine längere Zeit intensiv beschäftigen.
Stichwort Projekte. Dazu gehört sicher auch der Stadtbauernhof «Elfenauhof», über welchen jüngst in den Medien zu lesen war?
Oh ja! Der Elfenauhof ist eines dieser typischen Langfristprojekte, welche das Engagement der IG Elfenau ausmachen. Lassen sie mich dies mit ein paar Zahlen und Begebenheiten veranschaulichen: Vor 25 Jahren plante die Stadt Bern die Manuelmatte zu überbauen. Es regte sich grosser Widerstand aus dem Quartier und führte zur Gründung der IG Elfenau. Vor 15 Jahren plante die Liegenschaftsverwaltung, den Bauernhof abzureissen, die IG Elfenau hat sich erfolgreich für den Erhalt des Hofs gewehrt. Vor 10 Jahren erstellte die IG Elfenau eine Vision und ein Betriebskonzept für den zukünftigen Bauernhof, welches vom Gemeinderat genehmigt wurde. Vor einem Jahr begleiteten wir die Stadt Bern bei der Ausschreibung für die neue Pacht des Bauernhofs. Und vor wenigen Monaten nun erfolgte der Zuschlag an das neue Pächterteam mit der Auflage, dass die bestehenden Elfenau-Projekte (Bauernhofkita, LernOrt und Permakultur Hostet) in den neuen Betrieb integriert werden.
Dann hat sich das Engagement also gelohnt?
Ja, absolut. Dieses Beispiel veranschaulicht, dass es sich lohnt, Projekte mit einer längerfristigen Perspektive zu verfolgen. Und es zeigt auch sehr schön, dass der Dialog zwischen der Stadtverwaltung und den Quartieren funktioniert. Bei aller Kritik, welche an die Stadtverwaltung herangetragen wird, muss man auch mal sagen: «Mitwirkung lohnt sich». Meines Wissens funktioniert das Instrument der «Mitwirkungsverfahren» nur in wenigen Städten so gut, wie in der Stadt Bern. Da darf man der Stadt Bern auch mal ein Kränzchen winden.
Und wie geht es beim Elfenauhof weiter?
Wir sind sehr erfreut über die Wahl des Siegerteams, welches ab 2025 den Betrieb übernehmen wird. Und die Zukunft des Elfenauhof klingt vielversprechend! Auf dem neuen Elfenauhof wird es nebst Gemüse- und Ackerbau auch vermehrt Tierhaltung geben. So werden in Zukunft Schafe in der Elfenau weiden. Die bestehenden Tiere sollen in den Betrieb integriert werden.
Das Gemüse wird in Selbsternte-Beeten angebaut. Die Leute können eine eigene Parzelle mieten und ernten ihr frisches Gemüse von Frühling bis Herbst. Das Elfenauhof-Team kümmert sich um Planung, Anzucht, Setzen von Gemüse und unterstützt bei der Pflege und Ernte. Dieses Angebot soll bereits im Herbst 2025 lanciert werden.
Und auch beim Parkcafé Orangerie gibt es Neuigkeiten.
Das Parkcafé ist ein weiterer Schwerpunkt unseres langjährigen Engagements für das Quartier. So konnte die IG Elfenau vor 16 Jahren den Betrieb des Parkcafés mit der Gründung eines Trägervereins aufrechterhalten. Im Zusammenhang mit der geplanten Arealentwicklung hat die Stadt Bern beschlossen, das Restaurant für die kommenden drei Jahre in einem sogenannten Testbetrieb zu führen. Daraus sollen Erkenntnisse für die Anforderungen an den zukünftigen Betrieb gewonnen werden. Entsprechend hat die Stadt Bern im Frühjahr 2024 den Testbetrieb öffentlich ausgeschrieben. Die IG Elfenau war Teil der Ausschreibungs-Jury und hat das Projekt begleitet. Vor zwei Wochen wurde der Zuschlagsentscheid publiziert.
Und was dürfen wir im «neuen» Parkcafé erwarten?
Wir sind sehr erfreut über die einstimmige Wahl der Jury zugunsten des Teams «Zinnia». Im neuen Betreiberteam haben sich vier Berner Unternehmen zusammengeschlossen: Die Caffé Bar Gagarin GmbH, welche beispielsweise die Caffé Bar Sattler betreibt, die Gelateria di Berna, die Gourmetbox und La Caméléone. Ausschlaggebende Faktoren im Auswahlverfahren waren ein auf den Standort Elfenau angepasstes und weiterentwickelbares Konzept und eine hohe Bereitschaft für die Zusammenarbeit mit den Akteuren vor Ort aus dem Quartier, Veranstaltern, Landwirtschaft und der Stadt Bern. Erste Informationen zum neuen Gastroangebot werden schon bald folgen.
An der Mitgliederversammlung der IG Elfenau wurde ein weiteres Projekt namens «Elfenpfuus» vorgestellt. Um was geht es dabei?
Beim jüngsten Projekt aus der Elfenau soll zukünftig im Quartier produzierter Strom von interessierten Verbrauchern direkt bezogen werden können. Ganz im Sinne der IG Elfenau: «Aus dem Quartier – für das Quartier». Auch hierbei haben wir frühzeitig den Kontakt mit der Verwaltung, konkret mit ewb gesucht. Schon bald wird es auch dazu mehr News geben.
Was wünschen Sie für die Elfenau?
Dass wir es weiterhin schaffen, die Elfenau mit geeigneten Projekten attraktiv zu halten und weiterzuentwickeln, dabei aber nicht Gefahr laufen, dass die Elfenau zu einem Luna-Park verkommt. Diese Balance zwischen Bewahren und Entwickeln ist anspruchsvoll. Aufgrund der Nähe zu unseren Mitgliedern und dem guten Dialog mit der Stadt bin ich überzeugt, dass uns diese Gratwanderung auch in Zukunft gelingt.