Blick hinter die Rüedu-Kulissen mit Jürg Burri

Praxiserfahrung,Tatkraft und klare Vorstellungen

Jürg Burri im Rüedu-Container im Inselspital. Foto: Daniel Zaugg

Er ist der Erfinder und Chef von Rüedu. Dass Jürg Burris Container-Läden heute so beliebt sind, hat viel mit seinem beruflichen Werdegang zu tun.

Rüedu bietet seit rund vier Jahren ein frisches und gesundes Lebensmittelangebot in Wohnquartieren. Er fördert, zusammen mit ausgewählten lokalen Produzenten und anderen Partnern, einen nachhaltigen Konsum von frischen Früchten, Gemüse und vielen weiteren Produkten. Das Konzept der Rüedu-Container ist bei Jürg Burri über viele Jahre gereift. Seine klare Wertehaltung und einige wegweisende Berufs-Erfahrungen gaben dem Gründer das notwendige Rüstzeug, um seine Vision erfolgreich in die Tat umzusetzen.

Der richtige Mix aus Wissen und Erfahrung
Blicken wir zurück: Der junge Burri brach seine Hochbauzeichner-Lehre ab, machte die Matura und studierte Betriebswirtschaft. Nach dem Studium arbeitete er als Praktikant in eine Zuger Strategie- und Unternehmensberatungs-Firma. Dort holte sich er sich in fünf Jahren die unternehmerische Expertise, die ihm Jahre später bei der Rüedu-Gründung zunutze kam. Danach heuerte der wissensdurstige Berner bei einem internationalen Konzern für Kartonverpackungen an. Er war in der Marktentwicklung für Europa und Russland tätig und verantwortete anschliessend die Regionen Middle East/Nord Africa. So lernte er während neun Jahren das internationale Business mit Frischgetränken kennen. Nach diesen energieraubenden Jahren gönnte sich Burri eine halbjährige Pause zur persönlichen Neuorientierung. Danach ging es weiter bei einem grossen Schweizer Agrarhändler. Burri war jetzt verantwortlich für die Produktion und Vermarktung von Tafelobst und gewann so vertiefte Einblicke in die Schweizer Landwirtschaft. Mit Schweizer Produzenten diskutierte er oft über die strengen Handelsnormen. Zunehmend störte sich auch Burri an diesen Auflagen mit entsprechend hohen Ausschuss-Raten. Erstmals spielt er mit dem Gedanken, ein eigenes Unternehmen zu gründen, das dank Direktvertrieb nachhaltiger und produzentenfreundlicher funktionieren sollte. Vorerst wechselte der zukünftige Jungunternehmer noch einmal die Stelle und verantwortete bei einem grossen Schweizer Warenhaus die Bereiche Logistik. Dank der neu gewonnenen Logistik-Erfahrung hatte er jetzt den idealen Mix aus Wissen und Erfahrung, um sich selbständig zu machen. War es Zufall, dass er in dieser Zeit auch seinen Rüedu-Geschäftspartner Tom Winter kennenlernte? Der Traum vom eigenen Unternehmen wurde jetzt immer konkreter. Aus vielen Ideen und Konzepten kristallisierte sich immer mehr der heutige Rüedu heraus. Wie geht es seinen Quartier-Hofläden heute, vier Jahre nach der Gründung?

Wer ist die typische Rüedu-Kundin, der typische Rüedu-Kunde?
Es ist eine Frau in den Dreissigerjahren, die Wert auf gesunde regionale Ernährung legt. Sie setzt sich mit aktuellen Themen wie Nachhaltigkeit, Klima, gesunde Ernährung auseinander und will etwas bewegen, indem sie lokale frische Lebensmittel einkauft.

Wie sieht’s am Wochenende aus, wenn die Jungen «auf die Piste» gehen und in den frühen Morgenstunden hungrig sind?
Freitag bis Sonntag ist es tatsächlich das junge Partyvolk, das froh ist, vor Sonnenaufgang beim Rüedu einzukaufen. Wir planen diese Tage immer so, dass genug Brot, Aufschnitt, Käse und sonstige sofort konsumierbare Lebensmittel vorrätig sind. Die Nachtschwärmer machen jeweils bis zu 20 Prozent des Tagesumsatzes aus.

Foodwaste ist bei Rüedu ein Kern­thema. Was passiert mit dem Gemüse und den Früchten, die ihr Ablaufdatum überschritten haben?
Foodwaste beginnt ja bereits beim Einkauf. Volle Gemüseregale sehen zwar toll aus. Die Kehrseite ist, dass viel Wäre verdirbt. Im Rüedu-Container sind die Kisten mit verderblichen Waren nicht prall gefüllt, sondern bedarfsgerecht bestückt. Zudem weiss unser Warenbewirtschaftungspersonal, wo es Übermengen hat oder wo etwas fehlt und kann die entsprechenden Frischwaren schnell zwischen den Standorten ausgleichen. Wir suchen stets nach neuen und kreativen Lösungen rund um Foodwaste.

Wie sehen diese Lösungen konkret aus?
Unsere Upcycling-Partner kreieren aus unseren nicht mehr marktfähigen Lebensmitteln neue Produkte. Foodoo, ein ganz wichtiger Partner, kocht zum Beispiel mit Ausschuss-Gemüse ein Ratatouille, macht aus nicht mehr perfekten Kartoffeln einen Kartoffelsalat oder aus verdorbenen Erdbeeren eine feine Confi. Mit einem anderen lokalen Partner verarbeiten wir braune Bananen, die leider nicht mehr gekauft werden. Er trocknet die Früchte und taucht sie anschliessend in Schokolade. Daraus gibt es feine Schoggi-Bananen-Chips. Mit dem Foodwaste-Säckli tun wir auch etwas für Menschen mit kleinem Portemonnaie. Sie erhalten eineinhalb Kilo Gemüse oder Früchte für zwei Franken neunzig.

Und zum Schluss: Warum ein Rüedu-Container im Inselspital?
Wir wurden vom Inselspital angefragt. Sie wollten ihren rund 6000 Mitarbeitenden auf dem Campus etwas Gutes und Sinnvolles bieten. Viele Ärzte, Pflegende und andere Berufsgruppen arbeiten oft abends, in der Nacht oder haben Frühschicht. Nach ihrer Schicht sind sie müde, haben aber noch Lust auf ein frisches Sandwich, einen Salat oder ein Müesli.

PERSÖNLICH

Jürg Burri, geboren 1973, ist in Belp aufgewachsen. Heute wohnt der Vater von drei Söhnen auf dem Belp- berg. Burri ist in der Freizeit ein Outdoor-Freak. Mountainbiken, Skifahren, Wandern – er liebt es, draussen in der Natur zu sein – inklusive übernachten. Seine Rüedu-Lieblingsprodukte: Joghurtdrink und frische Erdbeeren.

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