TeleBärn feiert in diesen Tagen seinen 30-jährigen Geburtstag. Chefredaktor Tobias Karlen erklärt, wieso es Lokalfernsehen auch in Zukunft braucht und warum die ganz wilden Zeiten vorbei sind.
Was ist das Schönste daran, Chefredaktor eines Regionalfernsehens zu sein?
Ich empfinde es als grosses Privileg, mit unserem engagierten Team täglich ein informatives und unterhaltsames Programm für unsere vielfältige und schöne Region zusammenzustellen. Dabei leisten wir einen wichtigen Beitrag zum regionalen Service Public. Dazu kommt persönlich: «Fernsehmachen» war immer auch ein Bubentraum.
Sie sind verhältnismässig noch gar nicht so lange dabei. Wie blicken Sie persönlich auf die letzten 30 Jahre zurück?
Der Gang ins Archiv für unsere Jubiläumssendungen war eine eindrückliche Zeitreise. Technisch hat sich die Welt in den letzten 30 Jahren komplett verändert – und mit ihr die Gesellschaft. Das TeleBärn-Programm war dabei stets ein Spiegel seiner Zeit, was den Rückblick umso spannender macht.
War «Fernsehmachen», wie Sie es selber nennen, früher schöner?
Ich glaube nicht. Allein die Vorstellung, wie damals Bänder mühsam geschnitten werden mussten … heute sind die technischen Möglichkeiten um ein Vielfaches grösser. Doch eines ist gleichgeblieben: das Herzblut unseres Teams, das täglich alles für eine informative Newssendung, spannende Live-Übertragungen und regionale Sendungen gibt.
Wie beurteilen Sie Sendungen wie die «Seva Game Show» oder «Lust und Laune» aus heutiger Perspektive? Wären solche Formate heute überhaupt noch denkbar?
Wohl kaum. Dafür haben sich die Gesellschaft und das Zuschauerinnen- und Zuschauerverhalten schlicht zu sehr verändert. Trotzdem gehören auch diese aus heutiger Sicht teilweise skurrilen Momente zur 30-jährigen Geschichte von TeleBärn. Es waren damals wilde Zeiten, in denen viel experimentiert wurde. Man könnte sagen, TeleBärn ist seither erwachsener geworden – die Experimentierfreude und der Innovationsgeist sind aber geblieben. Das zeigen wir auch mit der Entwicklung neuer Formate oder Umsetzungsformen.
Wie wichtig ist ein Regionalsender wie TeleBärn in Zeiten von sozialen Medien und Online-News noch?
Sehr wichtig. Wer News nur noch über Social Media konsumiert, riskiert, sich einseitig zu informieren und in einer Filterblase zu landen – ein Nährboden für Fake News. In unserer Newssendung orientieren wir uns an klaren journalistischen Grundsätzen, um das Geschehen in der Region ausgewogen zu gewichten und abzubilden – unabhängig von Algorithmen, die bestimmen, was relevant sein soll und was nicht.
Fernsehen
wird es
weiterhin gebenTobias Karlen
Sind in naher Zukunft grössere Programm- oder Personaländerungen geplant?
Wir arbeiten an mehreren neuen Formaten, die noch dieses Jahr auf Sendung gehen. Dazu gehört eine Generationensendung, in der sich Jung und Alt ihre Lebenswelten, Hobbys und Ansichten näherbringen. Auch eine neue Wirtschaftssendung ist in Planung. Seit Anfang Jahr haben wir den wöchentlichen «SportTalk» im Programm und unseren Polit-Talk «Bärner Rundi» haben wir mit längerer Sendezeit neu lanciert. So können wir regionale und kantonale Themen noch ausführlicher und differenzierter beleuchten. Demnächst stehen ausserdem wieder unsere Schwingfest-Liveübertragungen an, die in den letzten Jahren zu einem beliebten und festen Bestandteil unseres Programms geworden sind.
Wo steht TeleBärn in zehn Jahren respektive wie wird 2035 Fernsehen gemacht?
Bewegtbild ist so präsent und gefragt wie nie zuvor. Klar, Fernsehen wird heute anders konsumiert als noch vor 30 Jahren. Unsere Inhalte können überall auf dem Smartphone abgerufen werden und durch Replay-TV werden Sendungen vermehrt auch zeitversetzt geschaut – eben dann, wenn es in den Tagesablauf der Zuschauerinnen und Zuschauer passt. Das Nutzungsverhalten mag sich ändern, aber Fernsehen wird es weiterhin geben.
Foto: Keystone, TeleBärn