Rosmarie Bernasconi ist der Wirbelwind in der Berner Matte. Verlegerin und Buchhändlerin seit 1996, Astrologin, langjährige Herausgeberin des «Matteguckers» und Schreibende, Bloggende und immer wieder Menschen-Verbindende.
Das Verlegen von Büchern, was war der erste Gedanke damals, als die Idee in Ihnen ein Feuer entfachte?
Peter Maibach schrieb in der damaligen «Mattezytig» berndeutsche Geschichten und ich fand, dass diese humorvollen, ernsten und nachdenklichen Texte nicht einfach so verschwinden sollten. So entschied ich mich blauäugig, wie ich bin, diese zwischen Buchdeckeln herauszugeben. «Bärbeli und andere Geschichten» ist nach wie vor im Programm und wurde zu einem «Longseller».
Sie sind nicht fassbar; Astrologie beschäftigt Sie genauso wie das Verlegen von Büchern und das Schreiben von Kurzgeschichten … Gibt es Dinge, die Sie gerne tun, von denen noch niemand weiss?
Ich bin doch wie ein offenes Buch und ich gebe meine Meinung und mein Wissen gerne weiter, ob es andere wollen oder nicht. Nein, Spass beiseite, es gibt nichts, was ich verheimlichen müsste. Ich fotografiere gerne und bin gerne mit Menschen zusammen … und manchmal faulenze ich sogar und treibe mich auf den sozialen Medien herum.
Wie ist es, als schreibendes Paar unterwegs zu sein?
Es ist immer wieder ein guter Austausch und macht auch grossen Spass. Ich hätte mir nie vorstellen können, mit Peter ein Buch herauszugeben. Es ist sehr schön, wenn man sich über das Schreiben austauschen kann, wie im Roman «Sieben Berge», und sich gegenseitig unterstützt. Das war nicht immer so. Es gab auch Momente, da war ich auf Peter eifersüchtig, wenn er einfach so schreiben konnte und ich keinen Satz zu Papier brachte.
Und wie reagieren Menschen, die Sie nicht kennen, auf Ihre Vorliebe für astrologische Fragen und deren Zusammenhänge?
Im Vergleich zu früher bin ich eher vorsichtig geworden wenn jemand nicht darüber sprechen will – dann lasse ich das Thema. Es gibt allerdings auch ganz viele Menschen, die mehr wissen möchten. Natürlich will ich meist von Anfang an wissen, was mein Gegenüber für ein Sternzeichen ist, da frage ich schon nach. Wenn ich dann aber höre: «Ich halte nicht viel von Astrologie», bohre ich nicht weiter. Oder doch? Dann will ich das Geburtsdatum wissen (lacht).
Sie haben einmal gesagt, dass Sie nicht den Anspruch auf das Verlegen von Literatur hätten, sondern Menschen unterhalten möchten. Sie fahren gut damit, oder?
Ja ich fahre sehr gut damit, denn für mich stehen Menschen und deren Geschichten im Zentrum – Geschichten, die oft spannender als hochstehende Literatur sind.
Auch wenn man das eine Verlegerin nicht fragen sollte … aber: Welches ist Ihr absolutes Lieblingsbuch – es kann auch ein Buch aus Ihrem Sortiment sein, das Sie nicht selber verlegt haben …
Ich finde immer wieder Bücher, die ich gerne mag, sei es aus dem Verlag oder auch sonst. Aus dem Verlag sind es im Moment das Buch von «Zutreffend Anders» von Pfuschi und natürlich das Buch von Peter «Bucht der Diva», und auch «So tickt Bern» von Mirjam Comtesse. Letzteres mag ich sehr, weil es mich an die Anfangszeiten hier in Bern erinnert. Das Buch, das im Moment in der Pipeline ist «Beeren Bildung Begegnung», zum 10-jährigen Jubiläum vom Berner Stiftsgarten, erscheint im Mai und macht mir grad viel Freude. Ein neuer Krimi von Regine Frei «Ein neues Leben» erscheint im Juni. Es gäbe noch viele, die ich aufzählen könnte … Ich liebe Bücher! Und doch, da gibt es das absolute Lieblingsbuch im Moment: «Vielleicht» – eine Geschichte von Kobi Yamada über die unendlich vielen Begabungen in jedem von uns.
Sie sind eine Menschenverbindende und bekannt in der Matte, vielleicht schon fast ein Matte-Unikat. Wie fühlt sich das für Sie an?
Ich finde, dass jeder Mensch einzigartig ist und deshalb ist es für mich selbstverständlich, dass jeder Mensch ein Unikat ist und das ist auch gut so. Ich bin nicht spezieller als andere und bin der Meinung, dass alle ihre Qualitäten haben, die sie nutzen können oder nicht.
Was hat Sie über all die Jahre in der Matte gehalten?
Ich finde die Matte vielseitig, lebendig und das Mattequartier ist immer wieder Veränderungen unterworfen, was ich persönlich sehr reizvoll finde. Ich liebe die Aare, das Wasser und die persönlichen Kontakte zu den Menschen. Die Vielfalt eben!
Sie sprechen nach all den Jahren in Bern immer noch im Glarner-Dialekt. Haben Sie manchmal Heimweh nach Ihrer alten Heimat?
Nein, habe ich nicht. Ich fühle mich hier in der Matte zu Hause und ich könnte mir nicht vorstellen, wieder im Glarnerland zu leben. Das Glarnerland ist schön, allerdings aber auch sehr eng.
Und zu guter Letzt: Mit welchen verstorbenen Geschichtenschreiberinnen oder Autoren möchten Sie gerne einen Tag lang über Gott und die Welt philosophieren?
Als unser Lehrer einst am Samstagmorgen vorlas, ging sogar ich gerne zur Schule! Mich haben Kurt Helds «Rote Zora» und Lisa Tetzners «Schwarze Brüder» von Anfang an fasziniert. Die beiden sind schon längst tot, sie haben auch gemeinsam geschrieben und das hat mir schon gut gefallen. Sich zusammen auszutauschen und gemeinsam zu schreiben finde ich sehr «kuul».