Wenn am 17. Juli das Festival auf dem Güsche beginnt, ist neben dem BärnerBär noch ein weiterer Bär vor Ort: der OneBear. Oder besser gesagt, seine Shirts, Pullover und Hoodies. Wie es dazu kam, was diese Marke ausmacht, und wer hinter ihr steht.
Einerseits wird OneBear mit einem Stand vertreten sein, an welchem man das Produkt seiner Wahl gleich selbst bedrucken kann, anderseits stattet die nachhaltige Berner Marke die Helferinnen und Helfer am Güsche-Festival mit ihren Shirts und Pullovern aus. Den Menschen etwas zurückgeben – das passt perfekt zur Philosophie der jungen Kleidermacher. Marco Gehrig und Nina Schweizer heissen die beiden und wir treffen sie am Ufer der Sense, dort, wo früher das Restaurant Hollywood seine Gäste willkommen hiess. «Wir hatten hier gleich dahinter ein kleines Ferienhäuschen, hier habe ich so viele Stunden mit meiner Schwester in der Natur verbracht», erklärt Marco den etwas ungewöhnlichen Treffpunkt. «Und eigentlich ist dieser Ort fast ein bisschen der Ursprung von allem.» Hier kam er als kleiner Junge erstmals mit Bienen in Kontakt, beobachtete diese und liess sich von seinen Eltern erklären, warum sie so unendlich wichtig für das Leben auf der Erde sind. Schon damals reifte in ihm der Wunsch, später einmal etwas zu machen, das den Menschen, der Natur generell und den Bienen im Besonderen, etwas zurückgeben würde.
Wie wird eine Marke gross?
Bis diese Idee konkret wurde, zogen noch einige Jahre ins Land. Marco lernte Elektrozeichner, doch bereits für seine Abschlussarbeit befasste er sich mit Marken – insbesondere mit solchen aus dem Bekleidungsbereich – und interessierte sich dafür, wie diese gross und bekannt wurden. Vor drei Jahren dann schloss er das Studium der Wirtschaftspsychologie ab und statt eines fiktiven Plans während des Studiums und für seine Masterarbeit, setzte er auf ein Realprojekt, den Aufbau einer eigenen Kleidermarke. Und hier kam Nina Schweizer ins Spiel. Während Marco noch überzeugt war, kaffeetrinkende Hunde auf seine Shirts drucken zu wollen, gelang es Freundin Nina, ihn davon abzubringen und sich stattdessen auf etwas Gradliniges, Quadratisches zu fokussieren.
Wie der Bär in den Namen kam
Marco war schon früh in seinem Leben gelegentlich auf sich allein gestellt. Er erkannte schnell, dass nichts im Leben selbstverständlich ist und man auch einmal wie ein Bär für etwas kämpfen muss. Und aus «einem Bär» wurde somit OneBear. Zumal der Bär selbst ja auch eine Verbindung zu Bienen, respektive zu deren Honig hat. Ein ganz klein wenig trauert Marco noch seinen Kaffee-Hunden hinterher, aber der Erfolg von OneBear gibt Nina schliesslich recht: Das Design kommt sehr gut an, die Personalisierbarkeit erweist sich als Erfolgsfaktor und trotz, oder vielleicht gerade wegen des Corona-Lockdowns, begann die neue Marke schweizweit Fuss zu fassen. «Wenn wir durch die Stadt gehen und Leute sehen, die unsere Kleider tragen, ist das ein unglaublich tolles Gefühl!», schwärmt Nina. Und Marco ergänzt: «In diesen Momenten weiss man wieder, wofür man sich derart einsetzt!»
Lebensrettende Bestellungen
Marco arbeitet 100, Nina 80 Prozent und so bauten sie OneBear in ihrer Freizeit auf. Längst haben sie aufgehört, die investierten Stunden zu zählen. «Unser primäres Ziel ist es nicht, damit Geld zu verdienen, wir leben unser Hobby. «Ausserdem ist es wirklich spannend zu beobachten, wie und ob sich die in der Theorie gelernten Grundsätze in der Praxis bewähren», erzählt Marco. Die Kleider sind alle aus zertifizierter, nachhaltiger Produktion und auch die Idee aus seiner Kindheit fand ihren Platz. Jede Bestellung unterstützt die Organisation «Freethebees». Diese hat sich darauf spezialisiert, Baumhöhlen in der Schweizer Natur zu bauen, die natürlicherweise das Habitat von Wildbienen sind. «Zehn Wildbienen können wir mit jeder Bestellung das Leben retten», erklärt Nina. Veredelt werden die Kleider nur nach Auftrag, so dass möglichst kein Überschuss entsteht. «Wir machen das alles selbst, nur für ganz grosse Mengen arbeiten wir mit der Textildruckerei 7druck in Bern zusammen.» Diese fanden sie übrigens durch einen Zufall: ine Lieferung, die sie dringend erwarteten, wurde statt zu ihnen, zur Firma 7druck geliefert. Als Marco den Karton dort abholte, verstand er sich auf Anhieb derart gut mit Firmeninhaber Serafin Ramseyer, dass sie von nun an gemeinsam verschiedene Synergien nutzen.
Pop-up-Store am Gurtenfestival
Hauptsächlich also läuft OneBear online. Dennoch sind die bärenstarken Kleider inzwischen in diversen Geschäften erhältlich, in Bern beispielsweise bei OLMO. Oder auch ab und an in einem Pop-up-Store, so wie letzte Weihnachtszeit im Westside. «Das war grossartig», erzählt Nina begeistert. «Der Kontakt mit Kundinnen und Kunden ist extrem bereichernd und die direkten Feedbacks sind für uns natürlich super-wichtig.» Deshalb freuen sie sich nun auf ihre Präsenz am Gurtenfestival. «Wir sind gespannt, wie die Resonanz sein wird. Und ob das Bedrucken vor Ort Anklang findet», erzählt Marco und man spürt die Vorfreude der beiden. Obwohl sie bewiesen haben, dass man ausschliesslich online eine Marke aufbauen kann, ist die spontane Gelegenheit zum Kauf nicht zu unterschätzen: «95 Prozent der Kaufimpulse passieren in unserem Unterbewusstsein. Und wer etwas haptisch berühren kann, hat viel mehr Mühe, dieses wieder loszulassen», weiss er aus der Verkaufspsychologie. Dieser Effekt wurde im Rahmen der «Prospect Theory» wissenschaftlich nachgewiesen. «So ärgert uns Menschen grundsätzlich ein Verlust mehr, als ein Gewinn von gleichem Wert uns freut. Oder ganz einfach ausgedrückt: Wer einmal ein OneBear-Shirt in den Händen gehalten hat, möchte dieses nicht mehr missen», führt Marco aus und lacht fröhlich. «Soweit zumindest die Theorie, wir werden sehen!» ergänzt Nina, ganz die Realistin, mit einem Schmunzeln. Der BärnerBär jedenfalls drückt dem OneBear die Daumen.