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ESP Ausserholligen

Wege für die Zukunft gestalten

Stadtingenieur Reto Zurbuchen im Info-Container am Europaplatz: «Gute Kommunikation ist das A und O». Foto: Fabian Hofmann

Was heute nur ein Durchgangsort auf dem Weg in die Innenstadt ist, könnte zu einem wegweisenden Berner Zukunftsquartier werden. Bevor hier allerdings Neues entstehen kann, muss die öffentliche Infrastruktur angepasst werden. Wir wollten von Stadtingenieur Reto Zurbuchen wissen, warum dies ganz besonders wichtig ist.

Das Autobahnviadukt und die Bahngleise zerteilen das Gebiet Ausserholligen in einzelne Areale, die mehrheitlich gewerblich genutzt werden oder momentan brachliegen. Der Kanton Bern hat das Gebiet als Premium-Entwicklungsschwerpunkt (ESP) eingestuft – wegen seiner zentralen Lage, der guten Verkehrsanbindung und der vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten. In den nächsten 20 Jahren soll hier also ein lebendiges Stadtgebiet heranwachsen, das Arbeiten, Wohnen, Bildung, Gewerbe, Geschäfte, Gastronomie, Freizeit und Kultur zusammenbringt. Private und öffentliche Bauherrschaften wollen rund drei Milliarden Franken investieren. Die Stadt Bern verantwortet dabei den Ausbau der öffentlichen Infrastruktur. Diese umfasst die Verkehrswege, öffentliche Grün- und Freiflächen sowie die Siedlungsentwässerung. Ohne diese Massnahmen könnten wesentliche Teile des Gebiets nicht entwickelt werden. Somit spielt die Stadt Bern beim ESP Ausserholligen eine im wahrsten Sinne des Wortes grundlegende Rolle.

Unterwegs mit dem Stadtingenieur
Und hier kommt er ins Spiel: Stadtingenieur Reto Zurbuchen. Die gesamte Koordination und Abstimmung aller geplanten Bauten und damit verbundenen Baustellen liegt in den Händen seines Tiefbauamts. Der Amtsleiter und sein Team sind das Bindeglied zwischen all den beteiligten Playern und sorgen dafür, dass Synergien genutzt und alles optimal aufeinander abgestimmt ist. «Das Wichtigste bei einem solchen Grossprojekt ist von Anfang an die Kommunikation», erklärt Zurbuchen. «Sei es die Kommunikation innerhalb der verschiedenen Projekte, als auch diejenige mit der Öffentlichkeit, insbesondere der betroffenen Anwohnenden und Quartierorganisationen.» Gerade zu Beginn sei das jeweils ein grosser Aufwand, bis man alle beteiligten Firmen und Unternehmen an einem Tisch habe, dann aber werde der regelmässige Austausch sehr geschätzt. Er sei auch absolut notwendig, denn nur so können Doppelspurigkeiten vermieden und das Timing ideal abgestimmt werden. Dann gelte es, die betroffenen Anwohnenden, deren Quartierleiste und die Öffentlichkeit an Bord zu holen. Und mit einem Schmunzeln fügt er an: «Niemand hat gerne Baustellen – selbst ich nicht, wenn sich eine solche direkt vor meinem Schlafzimmer befindet!» Deshalb sei Koordination und Kommunikation so wichtig. «Wer versteht, worum es geht, wer sich einbringen kann und wer sich ernstgenommen fühlt, ist eher bereit, Unannehmlichkeiten zu akzeptieren und bringt grösseres Verständnis für schwierige Umstände auf», weiss er aus langjähriger Erfahrung. So steht am Europaplatz bereits ein unübersehbarer Container mit Projektinformationen zum ESP-Ausserholligen und die Webseite «hallo-ausserholligen.ch» wurde gleich zu Beginn der Projektphase ins Leben gerufen. «Uns war wichtig, dass die gesamte Kommunikation über einen gemeinsamen Auftritt läuft, einen Gesamtüberblick über alle Projekte bietet und Ausgangspunkt für sämtliche Fragen darstellt», erläutert Zurbuchen. Und er legt Wert darauf, dass Informationen nicht nur online, sondern auch persönlich und individuell erhältlich sind: «Gut informierte Ansprechpersonen sind auch telefonisch für die Bevölkerung erreichbar. Sodass für konkrete Probleme – wie beispielsweise einen Umzug während der Bauphase – individuelle Lösungen gefunden werden können.» Ausserdem werde während der Bauarbeiten auch regelmässig via Briefkastenflyer informiert, sodass wirklich alle Menschen Zugang zu den Informationen hätten.

Unterschiede ausgleichen, Verbindungen schaffen
Vom Info-Container gehen wir durch die Unterführung und entlang des zurzeit noch eingezäunten Gebiets, wo dereinst Wohnhäuser und das neue EWB-Hauptgebäude entstehen sollen. Und während wir uns der Bahnlinie nähern, fällt auf, wie gross die Terrainunterschiede rundherum sind. «Diese werden mit den geplanten Projekten so ausgeglichen, dass das Gebiet einheitlicher und durchgängiger wird», erklärt der Fachmann. Dafür müssen die Höhenunterschiede durch geschickte Planung und Umschichtung der Erde ausnivelliert werden. Was Reto Zurbuchen mit «durchgängiger werden» meint, ist gerade auch etwas weiter unten am Bahndamm, der erneut eine Trennlinie des Gebiets markiert, ersichtlich. Deshalb soll der Raum unter dem Viadukt geöffnet werden und eine neue Verbindungsachse für den Fuss- und Veloverkehr und viel Raum für die öffentliche Nutzung geschaffen werden – gerade der Schutz vor Sonne und Regen durch das Autobahnviadukt eröffne diesbezüglich viele neue Möglichkeiten. Dafür müssen aber unter anderem die Stützen des Autobahnviadukts verlängert werden. «Technisch ist das nicht eine extrem komplexe Aufgabe», erklärt Zurbuchen. «Die Schwierigkeit besteht vielmehr darin, dass die Umgebung so wenig wie möglich davon beeinträchtigt und der Verkehr übers Viadukt nicht eingeschränkt wird, da es sich um eine der Schweizer Hauptverkehrsachsen handelt.»

Optimale Anbindung
Auf der anderen Seite der Geleise blicken wir auf das Gebiet, auf welchem dereinst der neue Campus Bern entstehen soll, für über 7000 Studierende und Mitarbeitende. Dafür werde die Haltestelle Stöckacker ostwärts verlegt und neu Europaplatz Nord heissen. «Die Anbindung an Tram, Bahn und die Velowege muss optimal sein. Und zwar bevor der Campus oder die Wohnhäuser stehen. Aus diesem Grund wird die Stadt Bern auch jetzt schon über den Rahmenkredit abstimmen, damit wir die öffentliche Infrastruktur den künftigen Bedürfnissen anpassen können», führt Zurbuchen weiter aus. Und diese Bedürfnisse hätten sich gewandelt. «In zukünftigen Städten braucht es deutlich mehr Grünflächen für ein besseres Klima. Die Architektur wird sich auf die klimatischen Veränderungen wie heissere Sommer und stärkere Regenfälle einstellen müssen. All den Projekten, die hier auf diesem Gebiet entstehen sollen, ist das aus meiner Sicht optimal gelungen», ist der Leiter des städtischen Tiefbauamts überzeugt. Er blickt den umfangreichen Bauarbeiten mit Respekt entgegen, freut sich aber sehr, dass er bei der Neugestaltung von Ausserholligen mitwirken kann. «Ich bin hier aufgewachsen und hab im Weyerli schwimmen gelernt. Mit dieser Umgestaltung entsteht hier etwas Zukunftsweisendes, das vor allem unseren Kindern zugutekommen wird.»

ABSTIMMUNG AM 9. JUNI

Ausserholligen: Der Infrastruktur-Kredit kommt zur Abstimmung

Im Entwicklungsschwerpunkt (ESP) Ausserholligen werden in den nächsten Jahren zahlreiche Bau- und Stadtentwicklungsprojekte realisiert. Damit die Vorhaben umgesetzt werden können, ist eine bedeutende Investition der Stadt in die öffentliche Infrastruktur – Erschliessung, Entwässerung, Freiraumgestaltung – erforderlich. Der Gemeinderat hat hierfür einen Rahmenkredit von 176 Millionen Franken zuhanden des Stadtrats und der Stimmberechtigten verabschiedet.

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