Das Top-Thema 2023 – der Fachkräftemangel – spielt auch beim 5. Berner KMU-Barometer immer noch eine wichtige Rolle. Aktuell kostet aber die Unternehmen die wachsende Behördenbürokratie am meisten Zeit und Nerven – vor allem die Formularflut und die zeitaufwendigen Bewilligungsverfahren.
Mit mehr Digitalisierung und mit stark gesteigerten Investitionen in die «Informatik inhouse» beweisen die Berner Unternehmen einmal mehr ihre Resilienz. Auf kmu-barometer.gfs-zh.ch werden neben den Resultaten auch wieder mögliche Lösungsansätze aufgezeigt und es kann wieder ein persönlicher KMU-Barometer erstellt werden.
Bernhard Emch
Emch AG / Bern
Für Bernhard Emch (Emch AG / Bern) hat die Behördenbürokratie deutlich zugenommen: «Sorgen macht uns vor allem, dass der Zeitaufwand stetig am Zunehmen ist, d. h. dass die Tendenz völlig falsch ist! Im Bereich Arbeitssicherheit und Umweltmanagement haben wir den grössten Zuwachs an bürokratischem Aufwand. Es müssen immer mehr Nachweise für immer mehr Themen erstellt werden».
Peter Steck
Präsident Gewerbeverband
KMU Stadt Bern
Ein ähnliches Fazit zieht Peter Steck (Präsident Gewerbeverband KMU Stadt Bern): «Die Tendenz ist klar steigend und gefühlt wird zu viel administrative Behördenarbeit an die Firmen ausgelagert. Vereinfachte Formulare, welche nicht ständig wieder abgeändert werden, würden uns Gewerblern im Alltag sehr helfen. Zudem sind wir auf kompetente Auskunftspersonen angewiesen, die auch telefonisch erreichbar sind.»
Severin Schwander
Metzgerei Schwander / Belp
Diese Eindrücke untermauern auch die Resultate des 5. Berner KMU-Barometers: Zwei Drittel der befragten Unternehmen geben an, aktuell sehr stark von der wachsenden Behördenbürokratie betroffen zu sein. Der Wunsch nach weniger Formularen und schnelleren und verlässlichen Verfahren ist dementsprechend sehr gross – auch bei der Metzgerei Schwander: «Ich wünsche mir, dass die Behörden mehr als Dienstleister für das Gewerbe agieren und nicht als Gegenspieler. Die Entscheidungswege sind oft so lang, dass wir KMU wertvolle Zeit verlieren. Würden wir in unserem Betrieb so lange auf Entscheidungen warten, hätten wir unsere Kunden längst verloren», betont Severin Schwander, der die Filiale in Belp leitet.
Tobias Meyer
Bill und Meyer Gärten / Köniz
Genau diese Kundenfreundlichkeit sei das Problem im täglichen Umgang mit den Behörden, führt Tobias Meyer (Bill und Meyer Gärten / Köniz) weiter aus: «Die Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen und den Behörden sollte auf ein partnerschaftliches Niveau gehoben werden. KMU sind es gewöhnt, Resultate mit schlanken Lösungen zu erreichen. Behörden sollten als Dienstleister agieren und nicht als Bürokratiemonster, welche dann zusätzliche und oft unnötige Mehraufwände an KMU delegieren.» Die Digitalisierung – und hier insbesondere der Umgang mit der Künstlichen Intelligenz (2023 57 %, 2022 50 %, 2021 47 %, 2020 45 %) – gewinnt im aktuellen Barometer ebenfalls weiter an Bedeutung und ist neu auf dem dritten Platz. Daneben beschäftigt die Berner Unternehmen auch zunehmend die aktuelle Auftragslage. Ein KMU-Dauerbrenner ist und bleibt die Nachfolgeregelung. 2024 sind wieder deutlich mehr Betriebe zuversichtlich, eine geeignete Nachfolgelösung zu finden. Knapp sechs von zehn KMU (57 %) sind (sehr) zuversichtlich, während nur gerade rund ein Viertel (überhaupt) nicht zuversichtlich sind. An der Umfrage zwischen dem 22. August und dem 10. September 2024 haben 734 Betriebe teilgenommen. Unter der Projektleitung der Choffat & Co. GmbH und neu unterstützt durch die Valiant Bank AG, wurde den Mitgliedern des Gewerbeverbands Berner KMU, des Berner Arbeitgeberverbands und des Handels- und Industrievereins des Kantons Bern der Online-Fragebogen der gfs-zürich zugestellt.