«Aus fünf alten Büchern einen Wert generieren». Das war die Aufgabe der diesjährigen Entrepreneurship Week der BFH Wirtschaft, die die Studierenden zunächst vor grosse Herausforderungen stellte. Bei der Prämierung sind diese beiden Projekte besonders aufgefallen:
Team «youngpreneurs»
Gutgelaunt sitzen sie in einem Gruppenzimmer auf dem Campus Marzili, die fünf Jungs von «youngpreneurs». Man spürt, dass es zwischen ihnen harmoniert. «Ein gutes Team ist die Grundvoraussetzung für den Erfolg», ist Luca Sarbach überzeugt. Kennengelernt hatten sich die fünf erst bei Studienbeginn, dass sie zusammen so gut funktionieren, stellten sie aber bereits am ersten Tag der Entrepreneurship Week fest. «Die Aufgabe hatten wir am Freitag bekommen und wir sollten uns übers Wochenende Gedanken machen. Am Montag kam jeder mit mindestens einer guten Idee. Alle brachten sich ein, waren motiviert, und wir konnten sofort loslegen.» Denn die Zeit drängte – nur eine Woche stand zur Verfügung.
Zunächst galt es, sich für eine Idee zu entscheiden. «Cool ist vieles, aber was ist wirklich realistisch?» bringt es Till Aeberhard auf den Punkt. Weil die Idee einer «Buchpflanze» nicht brandneu war, musste ihr Projekt einen klaren Mehrwert aufweisen, es brauchte eine gute Geschichte. «So kamen wir zum Schluss, dass sowohl Buch als auch Pflanze einen Zusammenhang haben mussten». Sie suchten deshalb in Brockenstuben nach ausgedienten Kochbüchern. Indem diese nun mit Pflanzen, die ihrerseits zum Kochen verwendet werden können, ausgestattet wurden, erlangten sie eine andere, neue Funktion. Schnell organisierte sich die Gruppe – die einzelnen Tätigkeiten ergaben sich aus den jeweiligen Skills der Studenten. «Es war irgendwie sofort klar, wer filmisch dokumentierte, wer die Pflanzen besorgte und wer das Basteln übernahm», erzählt Dillon Bates. «Die Gruppendynamik war förderlich, wir waren sehr flexibel und effizient, jeder war mit vollem Einsatz dabei», führt Janic Fankhauser aus.
Es hat sich gelohnt durchzuhalten
und nicht aufzugeben.
Fabian Danz
Mit den fertigen Produkten ging das Team auf den Markt. «Dort hat es viele Menschen, die etwas einkaufen wollen – eine ideale Umgebung, so dachten wir.» Tatsächlich kam ihr Produkt sehr gut an, verkauft haben sie dennoch nichts. «Das Problem war der Transport. Die Buchpflanze war den Leuten zu umständlich zum Mitnehmen und zu schwer. Das hatten wir viel zu wenig bedacht», gibt Luca Sarbach offen zu. Über die Plattform Ricardo und mit der Möglichkeit zur Abholung, funktionierte der Verkauf dann doch noch. «Wir hatten am Montag effektiv auch einen Moment, wo wir alles hinschmeissen wollten, weil wir grad keinen Weg sahen», meint Fabian und die andern nicken zustimmend. «Wir gaben dennoch nicht auf, probierten es mit etwas anderem und erlebten, wie sehr es sich lohnt, durchzuhalten und nicht aufzugeben.» Ebenfalls wichtig für alle war die Erkenntnis, dass es eine gute Geschichte zu einem Produkt braucht, um dieses verkaufen zu können. Dass die Jury ihr Projekt dann auch noch auszeichnete, hatte sie überrascht und sehr gefreut. «Das war quasi das Tüpfelchen auf dem i. Nie hätten wir damit gerechnet!» sind sich die fünf einig. Auch darüber, dass sie allen Studierenden eine solche Woche empfehlen würden: «Man lernt hier in kurzer Zeit extrem viel Wertvolles für die berufliche Zukunft.»
Urteil der Jury
«Das unternehmerische Denken und iterative Vorgehen des Teams hat die Jury hier besonders überzeugt, aber auch das gelungene Projektmanagement und die Reflexion am Ende des Projekts.»
Team «999»
Auch für Remo Nussbaumer und Silas Mory war entscheidend, dass die unterschiedlichen Fähigkeiten, die es für die Umsetzung eines Projektes braucht, in einem Team vorhanden sind. «Es hilft wenig, wenn alle das Gleiche können. Wichtig sind unterschiedliche Stärken, die sich ideal ergänzen.» So sei schnell klar gewesen, wer für was zuständig sei. «Als wir am Freitag die Aufgabe erhielten, fragte ich mich einen Moment lang, ob ich wirklich mitmachen will», erzählt Remo Nussbaumer mit einem Schmunzeln. «Irgendwie hatte ich das Gefühl, in nur einer Woche könne man doch daraus nichts Sinnvolles machen».
Als sie sich dann aber am Montag als Team zum Brainstorming zusammengesetzt hätten, seien sie sehr schnell auf die Idee einer Webseiten-Kampagne für die Opfer der Flutkatastrophe in Spanien gekommen. «Noah Pedevilla war kurz davor, nach Spanien zu reisen und hatte von den verheerenden Überschwemmungen gehört», erzählt Silas Mory. «Wir waren uns sofort einig, dass wir diese Woche unbedingt dazu nutzen wollten, die Hilfsorganisationen dort zu unterstützen.» Schnell hatten sie die Aufgaben verteilt und die Termine aufgesetzt. «Danach fühlte ich mich viel besser und war überzeugt, dass wir das hinkriegen», erzählt Remo. «Die klare Struktur und die definierten Aufgaben waren wichtig und eine grosse Hilfe für uns alle.» Wichtig sei danach gewesen, dass sich alle aufeinander verlassen konnten und die Termine auch eingehalten wurden.
Wenn alle das Gleiche können,
ist das für ein Projekt wenig hilfreich.
Silas Mory
Zunächst erstellten sie eine Webseite und teilten den Link dazu via Social Media. Wichtig hierfür war insbesondere die Geschichte rund um ihre Idee. «Aus den alten Büchern falteten wir Papierboote – quasi Rettungsboote – und statteten diese mit einem QR-Code zur Website aus», beschreiben die beiden ihr Projekt. «Danach gingen wir damit auf die Strasse und schenkten die Schiffchen den Menschen, die dort unterwegs waren.» Als grösste Herausforderung dieser Woche stellte sich nebst der knappen Zeit auch die Messbarkeit des Erfolgs heraus. «Das bereitete uns ziemlich viel Kopfzerbrechen», gibt Remo zu. «Schliesslich waren wir aber erstaunt, wie viel Traffic wir in dieser kurzen Zeit einzig mit persönlichen Kontakten und via Social Media generieren konnten.» Silas und Remo empfanden diese Woche als eine wichtige Erfahrung, auch deshalb, «weil wir sahen, wie viel Wert man als Team in kurzer Zeit schaffen kann, wenn man motiviert und konzentriert ans Werk geht.» Dass sie zu den Gewinnerteams gehören, hatten auch sie nicht erwartet und waren entsprechend positiv überrascht. Und sie sind sich einig: «Wir würden auf jeden Fall wieder mitmachen!»
Urteil der Jury
«Besonders beeindruckend fand die Jury das soziale Engagement sowie die Qualität der Kampagne und das Storytelling im Video.»