Spirit of Bern

Gesundheits­­wesen Schweiz – wie weiter?

Im Berner Kursaal findet am 27. Februar der 10. Spirit of Bern statt und widmet sich der Zukunft des Schweizer Gesundheitswesens.

Die grösste Sorge der Schweizerinnen und Schweizer ist Thema des zehnten Spirit of Bern. Die Jubiläumsausgabe am 27. Februar beschäftigt sich mit der aktuellen Krise im Gesundheitswesen und beleuchtet die Gründe für das Kostenwachstum. Im Zentrum stehen innovative Lösungs­ansätze und neue Versorgungsmodelle.

Seit einigen Jahren sind die steigenden Gesundheitskosten die deutlich grösste Sorge der Schweizerinnen und Schweizer. Daniel Buser, Stiftungsratspräsident des Spirit of Bern, freut sich, dass mit Elisabeth Baume-Schneider erneut eine Bundesrätin für den Anlass gewonnen werden konnte. Sie wird um 13.15 Uhr das Eröffnungsreferat des Hauptprogramms halten. «Sie ist bereits die vierte Vertretung des Bundesrates, die wir im Kursaal begrüssen dürfen. Das bestätigt uns, dass sich der Spirit of Bern etabliert hat und wir auch dieses Jahr wieder ein hochaktuelles Thema gewählt haben», sagt Buser.

Welche Lösungsstrategien gibt es?
Vielen Schweizer Spitälern geht es finanziell so schlecht, dass sie nicht mehr auf eigenen Beinen stehen können. Welche Lösungsstrategien gibt es, um den steigenden Kosten zu begegnen? In der ersten Session diskutieren und referieren unter anderem Michael Herzog, der für die KPMG eine Studie zum finanziellen Zustand der Schweizer Spitäler erstellt hat und Christoph Tschuor, leitender Oberarzt am Universitätsspital in Kopenhagen, der die Reorganisation der Spitallandschaft in Dänemark erläutern wird. Die zweite Session zu Fragen des Kostenwachstums wird von Thomas Christen, Stellvertretender Direktor des Bundesamtes für Gesundheit eröffnet. Es folgen Referate beispielsweise von Katharina Blankart, Leiterin des Instituts Gesundheitsökonomie & -politik der Berner Fachhochschule und René Buholzer, Geschäftsführer vom Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz, Interpharma. Eine abschliessende Podiumsdiskussion zur Frage, welche Massnahmen das Gesundheitswesen wieder ins Lot bringen können, ist mit Pierre Alain Schnegg, Regierungsrat des Kantons Bern, Lorenz Hess, Nationalrat, Anne Lévy, Direktorin des BAG und Felix Schneuwly, Head of Public Affairs bei comparis.ch hochkarätig besetzt.

Fotos: zvg, Text: nvg / aba

Lorenz Hess

Nationalrat und Verwaltungsrats­präsident der Visana Gruppe

Welches sind in Ihren Augen die grössten Kostentreiber im Gesundheitswesen?
Die jährlich von uns allen konsumierten Gesundheitsleistungen wie Behandlungen, Therapien, Medikamente, etc. nehmen von Jahr zu Jahr zu. Die Folge davon ist der Anstieg der Prämien. Zudem haben wir Defizite in der Digitalisierung, in der Qualitätsmessung und der dazu gehörenden Transparenz.

Was sind die grössten Hürden?
Das aktuelle Gesundheitssystem lebt vom «Krank-Sein». Wir müssen umdenken: Es soll sich auszahlen, wenn wir möglichst gesund bleiben und weniger Leistungen beziehen müssen. Ein Ansatz dazu sind die in der Schweiz entstehenden «Integrierten Versorgungsregionen».

Auf welche Diskussionsrunde freuen Sie sich am meisten beim Spirit of Bern?
Die besten Diskussionen sind immer die, bei denen man etwas mitnimmt und nicht nur die eigenen Positionen vertritt.

Regina Sauter

Nationalrätin (FDP)

Welches sind für Sie die grössten Kostentreiber im Gesundheitswesen?
Es gibt verschiedene. Die Alterung der Bevölkerung gehört dazu aber auch der technologische Fortschritt: Neue Behandlungen sind oft teurer. Vor allem aber nehmen die erbrachten Leistungen im Gesundheitsbereich stetig zu, es gibt eine gewisse «Konsummentalität» in der Gesellschaft. Ob alles immer nötig und sinnvoll ist, ist fraglich.

Wo könnte der Hebel angesetzt werden, um die Kosten zu bremsen?
Heute werden noch zu viele Behandlungen stationär statt ambulant durchgeführt, was deutlich mehr kostet. Hier sollten wir ansetzen. Mit der Annahme der einheitlichen Finanzierung ist dazu ein wichtiger Schritt getan. Ausserdem sind alle Leistungen und die verschriebenen Medikamente konsequent zu überprüfen, ob sie wirksam und zweckmässig sind, wenn sie von der Krankenkasse vergütet werden sollen. Weiter braucht es noch mehr Versicherungsmodelle, die auf die Selbstverantwortung der Patientinnen und Patienten setzen und letztlich gibt es grosses Potential bei der effizienten Organisation unseres Gesundheitswesens.

Können Formate wie der Spirit of Bern konkrete Beiträge leisten, um die Probleme im Gesundheitswesen zu beheben?
Absolut. Denn nur gemeinsam wird es uns gelingen, zukunftsfähige Lösungen für unser Gesundheitswesen zu erarbeiten und umzusetzen.

Felix Schnewly

Head of Public Affairs bei comparis.ch und Präsident des Bündnisses Freiheitliches Gesundheitswesen

Wo sehen Sie die drei grössten Hebel, um die Kosten in den Griff zu bekommen?
Es gibt keinen Konsens, bei welchem Kostenwachstum wir die Kosten im «Griff» haben. Der Kostenröhrenblick in Bundesbern hat in den letzten Jahren viel Schaden angerichtet: Bürokratie, Fachkräftemangel, Versorgungsengpässe bei Medikamenten und Medtechprodukten. Insbesondere bei teuren Behandlungen muss ein Teil der Vergütung an erreichte Therapieziele gekoppelt werden. In Sachen Digitalisierung müssen wir von Ländern wie Dänemark lernen.

Was sind aus Ihrer Sicht die grössten Hürden bei deren Umsetzung?
Unsere Mentalität. Fast jeder von uns will immer mehr und immer bessere Medizin, dafür bezahlen sollen hingegen andere. In der Altersvorsorge stehen uns die gleichen widersprüchlichen Erwartungen im Weg.

Was denken Sie, wie sieht die Spitallandschaft der Schweiz in 20 Jahren aus?
Wir werden weniger und spezialisiertere Spitäler und viel weniger Betten haben, weil immer mehr ambulant behandelt wird. Der Fachkräftemangel wird die Strukturbereinigung beschleunigen, die bisher von den Kantonen gebremst worden ist. Wenn wir die Qualität der medizinischen Leistungen transparent machen, verhindern wir, dass die besten Spitäler verschwinden, weil die Fachkräfte und Patienten in guten Spitälern arbeiten bzw. behandelt werden wollen. Das gilt auch für den ambulanten Bereich.

Info

Spirit of Bern
Der Treffpunkt für Fachkräfte und Entscheidungsträger im Gesundheits­wesen. Seien Sie dabei, wenn Experten die Zukunft des Schweizer Gesundheitswesens gestalten:

Datum: Donnerstag, 27. Februar 2025
Ort: Kursaal Bern
Gastgeber: Stiftung «The Spirit of Bern»

Programm:
08.30 Uhr Beginn der Breakout Sessions
12.00 Uhr Stehlunch
13.00 Uhr Beginn Hauptprogramm
18.15 Uhr Networking-Apéro

Infos & Tickets: https://spiritofbern.ch

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