ZWEI JAHRE «CONGRESS HUB BERN»

«Die Destination Bern ist einzigartig»

Riefen den «Congress Hub Bern» vor zwei Jahren ins Leben (v.l.): Tom Winter, CEO BERNEXPO, Kevin Kunz, Geschäftsleiter Kursaal Bern und Manuela Angst, CEO von Bern Welcome.

Zwei Jahre ist es her, seit Manuela Angst, Tom Winter und Kevin Kunz hier im BärnerBär von ihren Plänen des «Congress Hub Bern» erzählt haben. Nun treffen wir sie in gleicher Formation in einem der Sitzungszimmer des Kursaal Bern wieder und wollen Bilanz ziehen. 

Sie sind gut gelaunt, die drei Protagonisten und die Stimmung ist freundschaftlich und angenehm. Offenbar stimmt die Chemie zwischen den dreien. Kevin Kunz, Geschäftsleiter des Kursaal Bern, nickt bestätigend. «Dieser Eindruck täuscht nicht – für eine solche Zusammenarbeit ist das wichtig. Und ich glaube, man darf sagen, dass wir in den letzten beiden Jahren viel erreicht haben, was Bern als Destination in der nationalen und internationalen Wahrnehmung gestärkt hat.» Und Manuela Angst, CEO von Bern Welcome, ergänzt: «Gelungen ist uns insbesondere auch, dass wir mit diesem gemeinsamen Auftritt ein sehr sympathisches Bild von Bern als Ganzes gegen aussen vermitteln konnten.»

Beim Start des Projekts haben Sie ja gesagt, Ihr Ziel sei, unsere Stadt bis 2025 zur führenden Kongressdestination der Schweiz zu machen. Ist das somit gelungen?
Kevin Kunz: «Natürlich hat es nach wie vor Luft nach oben. Aber ich denke schon, dass wir in den letzten beiden Jahren an diversen Beispielen zeigen konnten, wie viel diese gemeinsame Strategie effektiv bringen kann. Und wir haben ja erst Januar des Jahres 2025!»

Tom Winter, CEO BERNEXPO: «Nur schon die Tatsache, dass die Neue Festhalle – noch bevor wir sie offiziell eröffnet haben – bereits äusserst gut und mit vielen tollen Events gebucht, in einzelnen Monaten sogar schon ausgebucht ist, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.»

Können Sie denn diese Erfolge auch in Zahlen belegen?
Manuela Angst: «Ja und diese sind ziemlich eindrücklich. So haben wir allein im letzten Jahr 300 Veranstaltungen über den ‹Congress Hub› abgewickelt und damit eine Wertschöpfung in der Region von knapp 15 Millionen Franken erzielt. Hatten wir in den Jahren vor dem Zusammenschluss jeweils etwa 280 Kundenkontakte pro Jahr, haben sich diese in den letzten beiden Jahren fast verdoppelt, auf insgesamt rund 800.»

Wir sind alle Teil eines
grossen Ganzen, nämlich der Destination Bern.

Kevin Kunz

Welche neuen Veranstaltungen konn­­ten dank des «Congress Hub» nach Bern geholt werden?
Tom Winter: «Da gibt es einige. Beispielsweise konnten wir den IFSC Kletter-Weltcup für die nächsten vier Jahre nach Bern holen und dank eines Kraftaktes von Switzerland Cheese Marketing auch erstmals die World Cheese-Awards. Nicht nur nach Bern, sondern zum ersten Mal überhaupt in die Schweiz.»

Kevin Kunz: «Die World Cheese-Awards sind ein sehr gutes Beispiel. Die Anfrage landete nämlich bei uns. Es war schnell klar, dass der Kursaal Bern nicht über die erforderlichen Räumlichkeiten verfügt, um einen solchen Anlass auszurichten. Dank unserer gemeinsamen Bern-Strate­gie kamen die Neue Festhalle und das gesamte Areal der BERNEXPO ins Gespräch. Das Gala-Dinner findet im Kursaal Bern statt und die Juroren übernachten im Swissôtel Kursaal Bern. So ist es uns gelungen, ein überzeugendes Gesamtpaket zu schnüren und den Grossevent nach Bern zu holen.»

Manuela Angst: «Und dank des gemeinsamen Netzwerkes konnten noch weitere Player miteinbezogen werden. Nicht nur die Hotels, sondern beispielsweise auch Bermobil, das nun während dieser Zeit ein Fondue-Tram auf seinem Streckennetz zirkulieren lässt. Ein weiteres Beispiel ist der Megamarsch, welchen wir letztes Jahr erstmals in Bern ausrichten durften und der auch diesen Oktober erneut hier stattfinden wird.»  

Und dennoch sind Sie ja Konkurrenten, die eigene wirtschaftliche Ziele haben?
Kevin Kunz: «Natürlich sind wir eigenständige Unternehmen. Aber, die Welt hört nicht an unseren Hausmauern auf. Wir müssen weiterdenken als nur bis sprichwörtlich vor unsere Tür. Denn wir sind alle Teil eines grossen Ganzen, nämlich der Destination Bern. Gelingt es uns, einen Event nach Bern zu holen, profitieren wir alle. Mal die einen, beim nächsten Mal die anderen etwas mehr.»

Tom Winter: «Ich glaube, der ganz grosse Vorteil ist, dass wir uns alle ideal ergänzen. Unsere Häuser sind sehr unterschiedlich positioniert. Jedes hat Einzigartigkeiten, die das andere nicht bieten kann. Im Verbund macht uns das enorm stark. Wir können so für jede Idee das passende Drumherum anbieten.»

Manuela Angst: «Es ist klar, dass am Anfang das Vertrauen aufgebaut werden musste, dass wir wirklich im Sinne der Sache, im Sinne der gesamten Destination denken und handeln. Wir haben deshalb immer sehr offen miteinander kommuniziert und transparent dargelegt, wie wir arbeiten und uns nach aussen präsentieren. Schnell wurde allen Beteiligten bewusst, dass wir ja das gleiche Ziel und auch den gleichen Ehrgeiz haben, die beste Lösung für den Veranstaltenden zu finden. Damit er wiederkommt und möglichst auch weitersagt, dass Bern eine Top-Destination ist.» 

Wie fielen die Rückmeldungen seitens der Veranstaltenden auf den «Congress Hub» aus?
Manuela Angst: «Als grossen Pluspunkt erweist sich die zentrale Anlaufstelle. Der ‹One-Stop-Shop› ist für einen Veranstaltenden überaus praktisch, da er alles aus einer Hand bekommt und sich nicht durch sämtliche Häuser fragen muss. Auch unsere hervorragende Infrastruktur gefällt. Angefangen bei der Anbindung an den öffentlichen Verkehr bis hin zu den zeitgemäss renovierten Hotels unterschiedlicher Preiskategorien. Wir spüren, dass Bern anders wahrgenommen wird, nicht mehr einfach nur als Alternative, wenn in Zürich alles besetzt ist.»

Kevin Kunz: «Die Übersichtlichkeit von Bern wird sehr geschätzt. Durch unsere zentrale Lage sind wir sehr gut erreichbar und wir haben auf kleiner Fläche eine unglaubliche Vielfalt an einzigartigen Veranstaltungsorten. Beispielsweise auch einen Gurtenpavillon oder das Bierhübeli. Damit ist ein attraktives Programm für jedes Budget möglich.»

Tom Winter: «Dank der Neuen Festhalle mit einer Kapazität von bis zu 9 000 Teilnehmenden wurden wir seit diesem Jahr für ganz neue Formate interessant. Wie Kevin sagte: Damit ergänzen sich unsere Veranstaltungsorte absolut optimal und unsere Destination ermöglicht zudem ein unvergleichliches Rahmenprogramm.»

Von der Wertschöpfung,
die solche Veranstaltungen in Bern generieren,
profitiert insbesondere
auch die Bevölkerung.

Manuela Angst

Wie profitiert auf der anderen Seite die Bevölkerung von diesen zusätzlichen Veranstaltungen?
Kevin Kunz: «Auch hier haben wir sehr eindrückliche Zahlen: Lagen die Hotelübernachtungen in den Jahren vor Corona bei gut 830 000 pro Jahr, haben letztes Jahr rund 1,2 Millionen Gäste in Bern übernachtet. Uns hier im Swissôtel Kursaal Bern ist zudem aufgefallen, dass der Leisure-Bereich immer wichtiger wird. Verfügten wir vor ein paar Jahren noch über vier Babybetten, haben wir inzwischen deren 20. Mit anderen Worten: Kongressteilnehmende nehmen immer häufiger ihre Familie mit und diese nutzt dann wiederum das touristische Angebot im Raum Bern.»

Tom Winter: «Auch die Themenvielfalt, die wir nach Bern holen, bietet in der Summe einen grossen Mehrwert für alle Menschen. Denken wir nur an Konzerte, Kongresse, Messen und Ausstellungen der diversesten Branchen und zu den unterschiedlichsten Themen. Zwar finden viele dieser Anlässe auch diskret hinter den Mauern unserer Häuser statt – und doch bereichern sehr viele von ihnen das Leben hier.»

Manuela Angst: «Man muss sich immer bewusst sein, welch grosse Wertschöpfung solche Anlässe in der Region generieren, indem sie Leistungen von der Bevölkerung beziehen. Seien das Arbeiten von Bäckern, Technikern, Fotografen oder Dienstleistungen wie Stadtführungen, kulturelles wie Museen oder Theateraufführungen und so weiter. Solche Veranstaltungen und ganz generell der Tourismus sind denn auch ein Garant für viele unterschiedliche und interessante Arbeitsplätze in unserer Region.»

Sind somit weitere Kooperationen geplant?
Manuela Angst: «Ja, die Business-Abteilung von Bern Welcome entwickelt sich stetig weiter. So vereinen das ‹Bern Convention Bureau› und ‹Kuoni Tumlare Congress› ihre Kräfte und wollen künftig gemeinsam einen umfangreichen Service bei der Buchung von Hotelkontingenten bieten. Generell wollen wir für weitere Player offen sein. Deshalb haben wir ja auch damals Bern Welcome neu ausgerichtet, mit dem Gedanken, die verschiedenen Akteure der Stadt und der Region Bern entlang der touristischen Dienstleistungskette zusammenzubringen. Von den Bereichen Guest Relations & City Tours über die Sustainability- und Management-Services bis hin zu den rund 40 freischaffenden Stadtführerinnen und Stadtführern.» 

Unsere Häuser sind ganz unterschiedlich positioniert und ergänzen sich
dadurch optimal.

Tom Winter

Tom Winter: «Um internationale Kongresse in die Schweiz zu holen, reicht ein Empfehlungsschreiben einer Persönlichkeit aus Politik oder Wirtschaft längst nicht mehr. Man muss ein herausragendes Dossier präsentieren können und das gelingt nun mal im Kollektiv um einiges besser. Die Anforderungen, die an Veranstaltungsorte gestellt werden, kann man gemeinsam weitaus erfolgreicher, effizienter und auch wirtschaftlicher erfüllen.» 

Kevin Kunz: «Wenn man im Verbund als Destination auftritt, gibt das den Veranstaltenden Vertrauen zu einem Anbieter. Wir signalisieren so, dass wir über alle Möglichkeiten bei uns Bescheid wissen, was den Veranstaltenden wiederum das gute Gefühl gibt, effektiv das bestmögliche Angebot für ihre Bedürfnisse zu erhalten.»

Trotz all den positiven Effekten – es gab auch eine sehr prominente Absage: Der Eurovision Song Contest ESC findet nicht in Bern statt.
Tom Winter: «Nun, primär freuen wir uns natürlich für die Schweiz und Basel. Aber weil Nemo ja aus unserem Kanton stammt, wollten wir selbstverständlich auch ein attraktives Angebot bieten. Deshalb tut es schon auch etwas weh, dass Basel uns den Anlass weggeschnappt hat.»

Manuela Angst: «Natürlich hat es uns gewurmt, da bin ich ganz ehrlich. Es wäre zwar eine grosse Herausforderung gewesen, die uns an unsere Grenzen gebracht hätte, aber wir hätten den Anlass gerne hier durchgeführt. Unser Dossier jedenfalls durfte sich absolut sehen lassen. Dass wir ein solches in so kurzer Zeit in solch hoher Qualität zusammenstellen konnten, ist wiederum ein grosser Verdienst unseres gemeinsamen Netzwerks und der unkomplizierten Zusammenarbeit.»

Kevin Kunz: «Ich würde sogar sagen, diese Bewerbung hat uns eindrücklich gezeigt, zu welch einer Leistung wir in extrem kurzer Zeit fähig sind. Wir wissen nun für die Zukunft, was wir können, wo wir noch investieren müssen. Das war ein überaus wertvolles Learning für die Zukunft.»

Ziehen wir also ein Fazit aus den vergangenen zwei Jahren – welches ist die wichtigste Erkenntnis?
Manuela Angst: «Für mich hat sich einmal mehr gezeigt, dass ohne Vertrauen schlicht nichts geht. Vertrauen ist die Grundlage des Erfolgs und man muss dieses – von Anfang an und Schritt für Schritt – aufbauen, indem man transparent und ehrlich miteinander umgeht und umsetzt, was man versprochen hat.»

Kevin Kunz: «Es erforderte zunächst Überwindung, völlig transparent zu sein und den anderen Partnern uneingeschränkte Offenheit sowie Vertrauen entgegenzubringen. Auch die Verwaltungsräte mussten zunächst von dieser neuen Offenheit überzeugt werden, was ebenfalls ein hohes Mass an Vertrauen erforderte. Doch die Ergebnisse beweisen: Es hat sich ausgezahlt.»

Tom Winter: «Absolut. Für mich wichtig war auch, dass wir für unsere Gäste durch diese Zusammenarbeit tatsächlich effizienter, vernetzter und insgesamt schneller wurden. Das macht definitiv sehr viel Lust auf sehr viel mehr. Oder um es etwas salopp auszudrücken: Wir sind bereit für weitere Schandtaten!» 

Fotos: Daniel Zaugg

INFO

Was ist der «Congress Hub Bern»?
Bern Welcome, BERNEXPO und Kursaal Bern haben sich im Januar 2023 offiziell zur Interessengemeinschaft «Congress Hub Bern» zusammengeschlossen, um Synergien zu nutzen und das gemeinsame Netzwerk auszuweiten. Die Zusammenarbeit setzt sich zum Ziel, bestehende und neue Kongressformate nach Bern zu holen und damit eine in jeder Hinsicht nachhaltige Wertschöpfung für die gesamte Region zu generieren. Dies geschieht in erster Linie durch eine gemeinsame Marktbearbeitung, eine aufeinander abgestimmte Akquiseplanung sowie die Entwicklung von im Standort entstehenden Ideen bis hin zu neuen Veranstaltungsformaten.

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