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Claudio Righetti im Gespräch mit Ursula Andress

Getroffen im Chalet Muri

Chalet Muri-Gastgeber Claudio Righetti unterhält sich mit dem Berner Weltstar Ursula Andress über die Bedeutung der Weihnachtszeit.

Liebe Ursula, wie hast du als Kind Weihnachten gefeiert?
Weihnachten war damals ein richtiges Familienfest. Gespannt warteten wir Kinder darauf, dass der Weihnachtsbaum fertig geschmückt war. Wir wussten nicht, was für Geschenke uns erwarten würden. Die Geschenke waren noch eine wirkliche Überraschung.

Was ist heute anders?
Heute wissen alle schon lange im Voraus, was für Geschenke sie bekommen werden (lacht). Damals stand bei uns nicht die Bescherung im Vordergrund, sondern die Familie, das Zusammensein, die Liebe.

Was ist für dich Weihnachten?
Für mich ist Weihnachten ein Familienfest, das die Liebe und die Werte der Familie in den Mittelpunkt stellt: Gemeinsamkeit, Respekt und Dankbarkeit. Glücklicherweise durfte ich eine gute Erziehung geniessen, welche mir die wichtigen Werte fürs Leben vermittelt hat. Das war das schönste und zugleich wichtigste Geschenk für mich.

Sind diese Werte heute verloren gegangen?
Ich habe Weihnachten nicht so gern, wenn sich dabei nur alles um die neuesten, teuersten und exklusivsten Markengeschenke dreht. Weihnachten sollte nicht das Fest des Konsums sein, sondern der Liebe: Eine Zeit, um inne zu halten, sich auf Freunde und Familie zu besinnen…

Bist du ein religiöser Mensch?
Ich bin offen zu allen. Jeder Mensch sollte sich verwirklichen können und wir alle müssen lernen, mit Respekt und in Frieden zusammenzuleben. Wer eine Religion predigt, sollte aber auch die anderen Religionen immer respektieren.

Wo findest du für dich Ruhe und Inspiration?
Ich ziehe mich zurück in die Natur. Wenn du siehst, wie sich die Natur und die Tiere schätzen, wie bescheiden und respektvoll sie miteinander umgehen – hier finde ich noch Harmonie. Bei den Menschen stehen immer mehr eigene Interessen dahinter – ich glaube, die Welt kann nicht weitergehen wie jetzt, sie ist am Sterben…

Was müssten wir ändern?
Ich will nicht anderen sagen, wie sie zu leben haben. Aber wir sehen ja alle, wie ernst es um uns steht, um die Welt, unser gemeinsames „Zuhause“ – es geschieht vor unseren Augen… man könnte auch viel einfacher leben. Alle wollen mindestens ein Auto, Markenkleider, den neuesten Fernseher, neue Wohnungen… Das Glück finden wir aber nicht in Dingen, sondern nur bei uns selbst, in unseren inneren Werten.

Was könnten wir der Jugend für einen Tipp geben, für ihre Zukunft?
Tolerant und bescheiden zu sein, nicht immer noch mehr zu wollen. Sich die Zeit zu nehmen, für die Familie, die Eltern, Grosseltern. Und sich beim Reden in die Augen zu schauen, nicht auf das Handy. Als mein Sohn Dimitri geboren wurde, habe ich entschieden, für ihn da zu sein. Ich habe meine Karriere an den Nagel gehängt, um Mutter sein zu können.

Macht Bescheidenheit glücklicher?
Konsumismus habe ich gar nicht gern. Alle wollen dafür immer mehr Geld verdienen. Das treibt die Gesellschaft auseinander, bringt uns immer mehr aus dem Gleichgewicht. Mein Auto ist 26 Jahre alt und ich bin immer noch zufrieden damit. Ich behandle es gut und kann damit immer wieder losfahren. Bei den heutigen, neuen Autos ist es ja so, dass man nie mehr vom Fleck kommt, wenn mal etwas nicht mehr funktioniert. (lacht).

Hast du einen Weihnachtswunsch?
Dass diese «Telefonini» (die Handys) wieder verschwinden, denn dafür habe ich, wie du weisst, nichts übrig! Wenn wir wollen, dass es mit der Welt weitergeht, müssen wir wieder mehr aufeinander zugehen, miteinander reden und uns dabei in die Augen schauen können.

CR: Und zum Schluss: Welche Frage darf ich dir beantworten?
UA: Wie hast du es eigentlich mit der Liebe?

CR: Ursula… das ist jetzt aber eine sehr persönliche Frage, wie du sie selbst nie beantworten würdest (sie lacht am anderen Ende des Telefons!). Versuchen wir es so: Freunde sind das Wichtigste im Leben. Ich bin dankbar, einige wirklich gute und treue Freundschaften pflegen zu dürfen. Die wahre Liebe zu finden ist hingegen schwierig. So lernt man irgend wann einmal, auch ohne sie zu leben – und trotzdem glücklich zu sein!

Fotos: zvg, Keystone

PERSÖNLICH

Ursula Andress wurde 1936 in Ostermundigen geboren. Der Durchbruch als Hollywood-Star gelang ihr 1962 mit «James Bond jagt Dr. No» in der Rolle des ersten und bis heute legendärsten «Bond-Girls» an der Seite von Sean Connery. 1964 erhielt sie den «Golden Globe» als beste Nachwuchsdarstellerin. 1980 kam ihr Sohn Dimitri Alexander zur Welt, dessen Vater der amerikanische Schauspieler Harry Hamlin ist, den Andress während der Dreharbeiten zu «Kampf der Titanen» kennenlernte. Ursula Andress war unter anderem mit James Dean liiert und führte mit Jean-Paul Belmondo eine langjährige Beziehung. 2006 wurde sie zur Ehrenbürgerin von Ostermundigen ernannt.

URSULA UND BERN

Ich schätze an Bern besonders:
Ostermundigen und Bern sind meine Heimat. Hier ist meine Familie, hier sind meine Wurzeln. Das wird für mich immer so sein. Ich komme immer wieder gern zurück in die Heimat.

Das mache ich am liebsten in Bern:
Nach so vielen Jahren habe ich in Bern meine Gewohnheiten – ich folge meinen Spuren, wie es eine Katze tut (lacht).

Ich vermisse in Bern:
Mir gefällt nicht, dass der Bundesplatz und seine Fontänen im Sommer zu einem Picknick- und Spielplatz für Kinder in Badehosen werden. Wo bleibt der Respekt, wenn Menschen quasi „Füdliblutt“ vor dem Bundeshaus rumhüpfen? Nur fünf Minuten vom Bundesplatz entfernt ist die Aare, dort hat es Rasen und schöne Bänkli – das ist doch viel schöner zum Spielen und Verweilen…

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