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Neuer Ferienflugplan ab Bern-Belp

«Mein Leben dreht sich um die Luftfahrt»

Flughafendirektor Urs Ryf: «Der Job als CEO hier in Bern ist eine Herzensangelegenheit und erfüllt mich mit grosser Freude». Fotos: Daniel Zaugg

Neues Jahr, neue Ferien­pläne! Bei einigen hat die Planung der diesjährigen Ferien längst begonnen, andere sind da eher spontan unterwegs. Am Flughafen Bern-Belp hingegen ist man im wahrsten Sinne des Wortes startklar: Der Flugplan 2024 ist soeben druckfrisch und CEO Urs Ryf blickt dementsprechend positiv ins kommende Jahr.

Im Interview mit dem BärnerBär erklärt der passionierte Aviatiker, wie er die Zukunft der Luftfahrt einschätzt, welches Projekt dabei eine entscheidende Rolle spielen wird und wofür er manchmal gerne einen Zauberstab hätte.

Die erste Frage, Urs Ryf, liegt natürlich auf der Hand: Hat der Flughafendirektor seine Ferien schon geplant?
(lacht) Nein, hab ich nicht. Das geschieht jeweils eher kurzfristig und meist in Form von kleineren Auszeiten. Beim Snowboarden oder Biken beispielsweise hole ich mir die nötige Energie.

Nicht beim Fliegen?
(schmunzelt) Hier natürlich auch! Mein ganzes Leben dreht sich um die Luftfahrt. «Pilot» gehörte zu einem der ersten Wörter, das ich gemäss meiner Mutter sagen konnte. Und ein solcher bin ich dann auch geworden. Hier, auf diesem Flughafen, hab ich vor über 40 Jahren meine ersten Flugstunden absolviert. Nun schliesst sich der Kreis: Der Job als CEO hier in Bern ist also eine Herzensangelegenheit und die Arbeit mit dem einmaligen Flughafenteam erfüllt mich mit grosser Freude. Biken und Snowboarden sind mein idealer Ausgleich und sorgen für die nötige Bodenhaftung.

Der BärnerBär hat seine Leserschaft gefragt, ob sie denn bereits wisse, wohin es dieses Jahr gehe – etwa die Hälfte hat ihre Ferien schon geplant, die andere ist noch auf der Suche nach Inspiration.
Für diese hätte ich hier den neuen Flugplan – denn es ist effektiv so und das wissen wir aus Umfragen, dass viele Bernerinnen und Berner ihre Ferien aufgrund der verfügbaren Destinationen ab Bern planen. Das freut und motiviert uns enorm!

Haben Sie als CEO des Flughafens ein Mitspracherecht, wenn es um die anzufliegenden Destinationen geht?
Das werde ich oft gefragt! Aber ein Flughafen ist ein Infrastrukturanbieter und kein Ferienveranstalter. Dennoch stehen wir natürlich in regem Austausch und können somit auch unsere Ideen einbringen. Ob diese dann aufgenommen werden, entscheidet der Ferienanbieter, respektive die Airline aufgrund wirtschaftlicher Kriterien.

Können Sie ein Beispiel nennen?
Viele Leute wünschten sich, dass man von Bern nach Ibiza, Portugal oder Sizilien fliegen könnte. Aber dazu muss man zwei Dinge wissen: Einerseits ist ein Flugzeug nur wirtschaftlich und macht auch ökologisch nur dann Sinn, wenn es über 80 % gefüllt ist. Es muss also eine hohe potenzielle Nachfrage vorhanden sein. Anderseits muss sich ein Reiseveranstalter überlegen, ob er sich mit einem zusätzlichen Flug ab Bern nicht selbst kannibalisiert, wenn er die gleiche Destination bereits ab Zürich anbietet. Er muss also vorher gut evaluieren, ob die Leute einfach statt ab Zürich, ab Bern fliegen oder ob es tatsächlich genug Passagiere gibt, um beide Flugzeuge zu füllen. Und ab Zürich kann er ausserdem grössere Maschinen einsetzen.

Das geht in Bern wegen der zu kurzen Piste nicht?
Korrekt. Dazu müsste unsere Landebahn um knapp 300 Meter verlängert werden.

Ist das eine Option?
Nein. Ist es nicht. Bis wir hierzu eine Baubewilligung hätten, würden wohl mindestens zehn Jahre ins Land ziehen. Und in dieser Zeit entwickelt sich auch die Flugbranche in grossen Schritten weiter. Neue Flugzeuge werden bei voller Ladung auch mit 150 Passagieren auf kürzeren Pisten starten und landen können. Deshalb haben wir uns entschieden, aus dem, was wir hier in Bern haben, das Beste zu machen.

Nach dem Konkurs von Skyworks im September 2018 kam zwei Jahre später die Pandemie dazu. Wie hat der Flughafen Bern-Belp das verkraftet?
Es waren keine einfachen Jahre. Wir sind zunächst über die Bücher gegangen und haben festgestellt, dass unser Einzugsgebiet für einen ganzjährigen Linienverkehr schlicht zu klein ist. Was aber sehr gefragt ist, sind Ferienflüge ab Bern. Deshalb haben wir uns für einen saisonalen Betrieb mit wöchentlichen Flügen in Feriendestinationen von April bis Oktober entschieden.

Insbesondere nach der Corona-Zeit wurde Fliegen fast ein bisschen verteufelt – macht Ihnen das für die Zukunft nicht auch etwas Angst?
Es ist sicher richtig, wenn man sich über die Fortbewegung Gedanken macht und sich darum bemüht, diese so ökologisch wie möglich zu gestalten. Städte in Europa und innerhalb eines nicht allzu weit entfernten Perimeters kann man sicher sehr gut mit dem Zug besuchen. Für Fernreisen in einer beschränkt zur Verfügung stehenden Zeit hingegen gibt es aus meiner Optik nicht wirklich eine valable Alternative zum Fliegen. Und wenn man sich die Statistiken anschaut, ist der Flugverkehr weltweit nur gerade für 2,8 % des gesamten CO2-Ausstosses verantwortlich. Es gäbe meines Erachtens also durchaus effektvollere Handlungsfelder, beispielsweise in der Energieindustrie, welche für ganze 40% verantwortlich ist. Dennoch will die Aviatik bis 2050 CO2-frei sein.

Wo steht da die Entwicklung?
So über den Daumen gepeilt könnte man sagen, bei den E-Flugzeugen ist man etwa 15 Jahre hinter der Entwicklung im Automobilbereich. Für Langstrecken eignen sich elektrische Antriebe mit der heutigen Technologie nicht. Hier wird dem Wasserstoff-Antrieb oder den synthetischen Treibstoffen die Zukunft gehören. Ich gehe davon aus, dass erste grössere Passagierflugzeuge ab 2035 komplett CO2-frei betrieben werden können.

Sie sind also von der Zukunft des Fliegens und damit des Flughafens Bern-Belp überzeugt?
Absolut. Insbesondere in Anbetracht oben erwähnter Entwicklung. Ausserdem haben wir hier in Belp noch die Business-Flüge, die Kleinaviatik – die vor allem auch für Schulung genutzt wird –, wir haben vier Helikopter-Betriebe bei uns, die Flugzeuge der Landesregierung sind hier stationiert und natürlich die Rega mit den Ambulanzflügen. Damit ist dieser Flughafen eigenfinanziert und belastet den Steuerzahler nicht. Dennoch sind wir stets auf der Suche nach weiteren Einnahmequellen.

Vielleicht ein Shoppingcenter, so wie in Zürich?
(lacht) Nun, wir haben hier pro Jahr etwa 60 000 Passagiere. Diese Zahl weist der Flughafen Zürich in Spitzenzeiten an einem einzigen Tag aus! Nein nein, wir hatten da, zusammen mit der BKW und der EWB, eine viel bessere Idee: das Belpmoos-Solar-Projekt. Auf dem eingezäunten Areal des Flughafens – gleich hier drüben – wollen wir die grösste Freiflächen-Solaranlage im Mittelland realisieren. Auf einer Fläche von gut 35 Fussballfeldern könnte hier 35 GWh pro Jahr an Solarstrom produziert werden. Und mit diesem könnten wir tausende Haushalte in der Umgebung mit grünem Strom beliefern. Langfristig wäre auch denkbar, lokal Wasserstoff für künftige, klimaneutrale Flugzeuge oder Fahrzeuge zu produzieren. Das wäre absolut ideal, da keinerlei Transportwege anfallen würden.

Und stösst dieses Projekt auf Unterstützung?
Durchaus. Ich glaube, es ist enorm wichtig, dass wir auf allen Genehmigungsstufen die Möglichkeiten zur Mitwirkung anbieten und eng mit Umweltverbänden zusammenarbeiten, um ein detailliertes Bild über die ökologischen Rahmenbedingungen zu erhalten. Für die Öffentlichkeit haben wir deshalb eine umfangreiche Webseite erstellt und versenden regelmässig einen Newsletter mit den neusten Informationen. (belpmoossolar.ch)

In welchem Zeitrahmen könnte dieses Projekt konkret werden?
Wir gehen davon aus und hoffen fest, dass wir 2026 mit dem Bau beginnen können. Dieses Projekt würde einen wichtigen Anteil zum Ausbau der Photovoltaik in der Schweiz und an die sichere Versorgung mit grünem Strom leisten.

Neu ist auch das Flughafenhotel seit letztem Sommer wieder offen, Chocolatier Mürner ist dort eingezogen und auch alle Harley-Davidson-Fans haben einen neuen Treffpunkt – auch das Entwicklungen, die dem Flughafen sicher zu Gute kommen?
Oh absolut. Das war ein richtiger Glücksfall für uns. Der Flughafen ist nach wie vor ein äusserst beliebtes Ausflugsziel. Mit dem neuen Restaurant, von wo aus man direkt auf die Piste blickt, ist dieser Ort noch attraktiver geworden. Und wer noch nie ein Pâtisserie von Rolf Mürner probiert hat, müsste das meiner Meinung nach unbedingt einmal tun! Harley-Davidson-Fans wählen vielleicht für ihre nächsten Ferien ausserhalb der Töffdistanz unseren Flughafen und für Piloten ist ein Hotel gleich um die Ecke Gold wert. Somit bilden diese Neuerungen in Kombination mit uns die perfekte Symbiose.

Zum Schluss: wenn Sie einen Zauberstäb hätten …
… dann würde ich auf ein, zwei Destinationen setzen, die wir während der Winter-Monate anbieten könnten. Teneriffa und Hurghada beispielsweise. Das Problem ist, wie bereits angesprochen, einen Carrier dafür zu finden. Aber auch ohne Zauberkräfte bleibe ich da dran!

PERSÖNLICH

Urs Ryf (1965), ist seit Juli 2019 Vorsitzender der Geschäftsleitung der Flughafen Bern AG. Seine fliegerische Laufbahn begann er 1983 mit den Kursen der fliegerischen Vorschulung im Belpmoos. Sein erster beruflicher Abschnitt führte ihn zur Luftwaffe. Dort flog er als Berufsmilitärpilot Flugzeuge vom Typ Vampire bis F/A-18. Danach wechselte er zu skyguide, wo er als COO den Bereich Operationen leitete. Später war er als selbständiger Unternehmensberater in der Luftfahrtindustrie tätig. Urs Ryf verfügt über einen Master-Abschluss in Wirtschaft von der Universität Bern und ein Luftfahrt-MBA der Concordia Universität in Montréal. Er ist verheiratet, Vater eines erwachsenen Sohnes und wohnt in Kerzers.

Destinationen 2024
ab Bern-Belp

Frankreich
Calvi

Griechenland
Kos, Kreta, Rhodos

Italien
Cagliari, Elba, Olbia

Kroatien
Brac

Spanien
Jerez de la Frontera, Palma

Tunesien
Djerba

Zypern
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