Die Sommerferien sind zu Ende, die Menschen wieder daheim, schwelgend in sonnigen Erinnerungen. Viele aber haben nicht nur tolle Erlebnisse, sondern auch eine kräftige Erkältung mitgenommen. Eine Grippe? Oder doch Corona?
Weils rund um uns herum schnupft und hustet, hat sich der BärnerBär bei Simon Ming, Mediensprecher des Bundesamtes für Gesundheit, BAG, erkundigt, wie momentan in Bern die Lage ist und warum ausgerechnet mitten im Sommer so viele Menschen von einer Erkältung geplagt werden.
Warum erkranken aktuell so viele Menschen?
Es gibt zwei Hauptgründe für die aktuelle Zunahme an Infektionen. Der eine ist, dass die durch frühere Infektionen erworbene Immunität im Laufe der Zeit abnimmt. Der zweite Grund sind die neuen Virenvarianten KP.2/KP.3 (auch FLiRT genannt). Sie weisen neue Mutationen auf, mit denen sie die bestehende Immunabwehr besser umgehen können. Die neuen Varianten zeigen jedoch keinen schwereren Krankheitsverlauf als bisherige Omikron-Varianten und die Zahl der Hospitalisationen ist weiterhin sehr gering.
So viele Viren im Sommer – ist das nicht ungewöhnlich?
Die vergleichsweise hohe Zahl kann damit zusammenhängen, dass viele Menschen lange Zeit Atemschutzmasken getragen haben. Dadurch konnte das Immunsystem weniger mit Erregern in Kontakt kommen – und sich nicht entsprechend darauf einstellen. Auch die vielen sommerlichen Massenveranstaltungen wie Open Airs und Festivals sind Treiber. Hier werden Flaschen getauscht und die Kontakte sind nah, die eine Viren-Übertragung erleichtern. Auch, dass viele Fans dicht an dicht die Fussball-Europameisterschaft verfolgten oder die Olympischen Spiele in Paris, war für die Ausbreitung förderlich. Das Virus fand dadurch gute Bedingungen zur weiteren Verbreitung.
Soll man sich überhaupt noch auf Corona testen lassen und was sollte man tun, wenn der Test positiv ist?
In bestimmen Situationen können Tests weiterhin sinnvoll sein. Bei Personen mit einem hohen Risiko für einen schweren Verlauf kann ein Test aufgrund medizinisch-therapeutischer Konsequenzen für die getestete Person selbst sinnvoll sein. Dies ist dann der Fall, wenn als therapeutische Konsequenz eines Tests ein Entscheid über eine antivirale Therapie gegen Covid-19 erfolgt. Der Entscheid liegt bei der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt.
Worin unterscheiden sich Corona und Grippe?
Das Coronavirus und Krankheitserreger wie beispielsweise das Grippevirus werden über ähnliche Wege übertragen und können ähnliche Symptome auslösen. Die häufigsten Krankheitssymptome bei Covid-19 sind Husten, Erschöpfung, Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Schnupfen und Halsschmerzen. Von den Betroffenen klagen viele über Geschmacksverlust, was als recht spezifisches Symptom für Corona gilt, dies ist jedoch seltener als noch zu Beginn der Pandemie. Daneben gibt es aber auch andere respiratorische Viren, die manchmal Geschmacksverlust bewirken können. Bei einer Grippe typisch sind Husten, Fieber, Erschöpfung, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, und gelegentlich auch Schnupfen. Momentan sind Grippeinfektionen in der Schweiz allerdings selten.
Wie sieht denn die Corona-Situation aktuell in der Schweiz aus?
Seit Mai 2024 ist ein stetiger Anstieg der obligatorisch gemeldeten SARS-CoV-2 Fälle zu beobachten. Die Viruslast im Abwasser, die ständig in 14 Schweizer Kläranlagen gemessen wird, gibt einen Überblick über die Infektionssituation. Die neuen Virusvarianten KP.2/KP.3 machen im Abwasser 70 bis 85 Prozent der nachgewiesenen SARS-CoV-2 Viren aus. Es gibt aber bisher keine Anzeichen das KP.2/KP.3 zu schwereren Verläufen führen als andere Omikron-Varianten. Die Situation wird von medizinischen Fachexperten als ruhig eingeschätzt. Das BAG erwartet auch in den kommenden Wochen eine Zunahme des Infektionsgeschehens von SARS-CoV-2 und überwacht die Lage weiterhin.
Wie ist die Situation in den Berner Spitälern zur Zeit?
Die Medienstelle des Insel-Spitals dazu: Wegen SARS-CoV-2 treten alle paar Wochen bis Monate kleinere Infektionswellen auf, welche aber deutlich weniger Menschen spitalpflichtig krankmachen als früher. Aktuell beobachten wir wieder einen Anstieg solcher Infektionen, weshalb wir deswegen gegenwärtig etwas mehr Hospitalisationen verzeichnen (jeweils etwa zwischen fünf und 15 Patientinnen und Patienten). Intensivpflicht sind diese nur in Ausnahmefällen, meist bei immunsupprimierten Personen.
Weiterhin also gilt:
- regelmässiges Händewaschen
- ins Taschentuch oder in die Armbeuge husten und niesen
- gegebenenfalls eine Maske tragen
- bei Erkältungssymptomen den Kontakt zu besonders gefährdeten Personen meiden
- bei Krankheit zu Hause bleiben