Im Herbst beginnt für den Igel der Endspurt in der Vorbereitung auf seinen Winterschlaf. Er macht sich auf die Suche nach energiereicher Nahrung und einem sicheren Winterquartier. Der Eingriff des Menschen in die Natur sowie klimatische Veränderungen gefährden allerdings die Population besorgniserregend.
Sie sind enorm putzig, mit ihren Knopfaugen und dem spitzen Näschen – die kleinen Stachelritter. Inzwischen ist der Igel allerdings auf der roten Liste des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) als potenziell gefährdet gelistet. Denn – es sieht nicht gut aus für den kleinen Kerl mit seinen bis zu 7000 Stacheln. Die immer eintöniger werdende Kulturlandschaft führt zu einem drastischen Rückgang seines Lebensraums. Aufgeräumte Agrarlandschaften und Gärten mit ihren technischen Errungenschaften entziehen ihm seine Lebensgrundlage, da zunehmend Hecken, Gehölze und Magerwiesen fehlen. Der Igel, als eines der ältesten Säugetiere der Erde, kämpft auch deshalb ums Überleben.
Reviertreue Tiere
Am liebsten sind die reviertreuen Igel an Waldrändern und in Hecken sowie im Unterholz und Gestrüpp, wo sie sich tagsüber gerne verstecken und ungestört schlummern können. In der Dämmerung durchstöbern sie ihre Umgebung auf der Suche nach Nahrung. Igel haben ein hervorragendes geographisches Gedächtnis, sie kennen ihr Revier ganz genau und wissen, wo sie Wasser und Futter finden und auf welchen Wegen sie am besten dorthin gelangen. Wer einen Igel sieht, sollte ihn also keinesfalls an einen anderen Ort bringen. Denn dort muss er zuerst das neue Revier erkunden und vor allem die nahrungsreichen Plätze finden. Das braucht viel Zeit und Energie und kann den Igel ernsthaft gefährden. Garantiert tödlich ist es aber für Igeljunge, wenn ihre Mutter irgendwohin gebracht wird und nicht mehr zurückfindet. Ebenfalls sehr geringe Überlebenswahrscheinlichkeit haben Igel, die im Wald ausgesetzt wurden. Unsere Nutzwälder bieten dem Insektenfresser kaum Nahrung. Befindet sich ein Igel auf der Fahrbahn, kann dieser in Laufrichtung über die Strasse getragen, nicht aber an einen anderen Ort gebracht werden. Mittlerweile leben in den Städten und Siedlungsgebieten bis zu neunmal so viele Igel wie auf dem Land. Hunderttausende Stachelritter lassen deshalb jedes Jahr allein im Strassenverkehr ihr Leben.
Viele tödliche Gefahren
Aber auch in heimischen Gärten und Grünanlagen lauern Todesfallen. Mäh-
roboter, deren Gefahr noch immer unterschätzt wird, können die Igel schwer verletzen. Abgetrennte Beinchen, Schnauzen oder andere Verletzungen sind die Folgen. Meist wird das von niemandem bemerkt, da sich verletzte Tiere in ihren Verstecken verkriechen und qualvoll verenden. Wer Glück im Unglück hat, wird noch rechtzeitig gefunden und in Auffangstationen gebracht.
Eine weitere tödliche Gefahr stellen chemische Gifte gegen Schnecken und andere vermeintliche Schädlinge dar. Denn der kleine Allesfresser vertilgt sowohl das Gift als auch die vergifteten Tiere und stirbt daran.
Auch achtlos weggeworfene Becher und Dosen können seinen Tod bedeuten. Der Igel sieht zwar nicht gut, sein Geruchssinn ist jedoch stark ausgeprägt. So wird er vom verlockenden Duft eines Doseninhalts angelockt, verheddert sich aber nicht selten mit seiner Schnauze in einer solchen und erstickt oder verhungert.
Liegengelassene Netze, die für den Schutz von Obstbäumen verwendet wurden, sind ebenfalls Fallen, da der Igel darin hängenbleibt und sich aus eigener Kraft oftmals nicht mehr befreien kann.
Wer mit einem Laubsauger unterwegs ist, entzieht dem Stacheltierchen und seinem Nachwuchs die Nahrung. Denn dadurch fehlen Würmer, Schnecken, Larven und andere Insekten. Im schlimmsten Fall werden die Jungtiere, die erst Ende des Sommers zur Welt kommen, aufgesaugt und sterben elendiglich.
Den sicheren Tod bedeuten für den Igel zudem Lagerfeuer, falls diese mit dem aufgetürmten Laub und Reisig, unter welchem er sich versteckt, entfacht werden. Da hilft ihm auch einigeln nichts mehr.
Aber es gibt eine gute Nachricht: Wir alle können etwas tun und den Stachelrittern aktiv helfen. In der untenstehenden Box haben wir ein paar Tipps zusammengestellt.
Andrea Bauer, Wiebke Zaugg