Matthias F. Steinmann

Vom Quotenpapst zum Schlossbesitzer

Der Berner Professor und Unternehmer Matthias F. Steinmann. Fotos: zvg

Vom Berner Professor und Unternehmer Matthias F. Steinmann ist in diesen Tagen seine Autobiografie «Lebensreich» erschienen. Darin beschreibt er eine einmalige Karriere als Wissenschaftler, Selfmademan, Investor und Stabsoffizier und spart nicht mit kritischen Äusserungen. Mit seinem Telecontrol-System revolutionierte er die Fernsehwelt. Er wanderte auf den Jakobswegen Europas, ist Autor von über 20 Büchern und zweifacher Schlossbesitzer. 

Was hat Sie bewogen, Ihre eigene Lebensgeschichte zu veröffentlichen?
Es gab zwei Motive dazu: Zum einen hatte ich in meinem Werk «Emmentaler und Nostrano» (860 S.) die Familien meiner Eltern, ausgehend im 15. Jahrhundert, beschrieben, bis 1945. Zum anderen haben mich meine Freunde sozusagen gedrängt, ich solle meinen vielseitigen Lebensstil mit den verschiedenen Berufen bzw. Karrieren beschreiben, denn das sei doch aussergewöhnlich. Da ich gerne schreibe, bin ich dem nachgekommen.

Ihre Autobiografie liest sich wie ein modernes Märchen – vom Studenten zum Millionär – was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?
Erfolgsgeheimnisse sind schwierig zu fassen und zu definieren. Sicher war es eine Kombination aus bestimmten Charaktereigenschaften: Zielorientierung, Strategiedenken, Hartnäckigkeit, vielseitige Interessen und auch Fähigkeiten. Eine davon ist immer, fähige Mitarbeiter zu haben, die ebenso motiviert sind. Und schliesslich eine grosse Portion Glück.

Sie bezeichnen sich selbst als Renaissance-Menschen und Schweizerischen Universalisten, was verstehen Sie darunter?
Wir leben in den letzten Jahrhunderten der Spezialisten. Früher, insbesondere in der italienischen Renaissance, galt der Universalist als erstrebenswerter Lebensstil: man übte sich in vielen Gebieten mit einem breiten Lebenshorizont. Mein Grossvater sagte mir seinerzeit: Sei kein Spezialist, sei ein Universalist. Das wurde zu meinem Credo.

Ihr grösster Erfolg war die Erfindung und Lizenzierung des Telecontrol-Systems. 
Es ist richtig, dass meine Innovationen Telecontrol und Radiocontrol eine Erfolgsstory sind. Ich wurde Marktführer in Europa, meine Systeme wurden in 22 Ländern eingeführt. Dies gegen zwei internationale, börsenkotierte Grossunternehmen aus GB und USA. Dadurch musste ich neben meinen anderen Beschäftigungen, die ich nicht aufgeben wollte, noch mehr arbeiten, bis 67 als CEO der Telecontrol Gruppe.

Sie wären 1996 fast SRG-Generaldirektor geworden …
Das war eine unglückliche Ehrgeiz-Geschichte. Ich wurde vom Headhunter an die erste Stelle gesetzt. Und dann durchlief ich die verschiedenen Beurteilungsgremien. So konnte ich nicht mehr zurück, obwohl mir gar nicht wohl bei der Sache war. Aber am Tag der Wahl rief mich Bundesrat Leuenberger an und sagte: Machen Sie es wie Bundesrat Villiger, verkaufen Sie treuhänderisch Ihre Unternehmung und Sie sind gewählt. Aber, das wollte ich nicht und so ging der Kelch an mir vorbei. Gott sei Dank.

Mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland gehören sie zu den wenigen Schweizern, welchen diese Ehre zu Teil wurde. Wie kam das?
Mein System lief ab 2004 in Deutschland und hat wesentlich dazu beigetragen, den elektronischen Medienmarkt in der BRD zu ordnen. Zuerst wollte man mir das Verdienstkreuz am Bande verleihen, aber da ich bis 60 freiwillig in der Armee, beziehungsweise im Krisenstab des Bundesrates diente, durfte ich den Orden damals nicht annehmen. So wurde er mir später mit der Erhöhung in die erste Klasse von Bundespräsident Köhler verliehen.

Sie haben eine Berufspiloten-Lizenz mit über 4550 Flugstunden und fliegen heute noch mit 82 Jahren eine Piper Cheyenne. Ist Fliegen Ihre grosse Leidenschaft?
Fliegen, und zwar mit der commercial pilot license (CPL) mit Instrumenten Flugberechtigung, war immer meine Leidenschaft und Teil meines Lebens. Ich bin heute im 50. Flugjahr und hoffe, dass ich auch mit 83 Jahren noch lange weiterfliegen kann. Der Cheyenne, ein zweimotoriger Turboprop, ist ein so genanntes «complex plane» und ist eine stete Herausforderung, die mich fasziniert.

Über 15 000 Kilometer sind Sie auf Pilgerwegen in Europa gewandert. Hat sie diese Erfahrung zum Schriftsteller gemacht?
Sicher auch, obschon ich schon früher schrieb. Ich bin dreimal von Rorschach nach Santiago, nach Berlin, nach Wien und von Basel nach Rom gewandert sowie unzählige längere Touren in der Schweiz. Das Leben zu Fuss in der freien Natur ist so intensiv, dass es beinahe zu einer Sucht werden kann. Heute, aus körperlichen Gründen, vermisse ich das sehr.

Ihr neustes Buch heisst «der Heiratsschwindler», worum gehts da?
Ein Cousin von mir, der vor mehr als 30 Jahren gestorben ist, ist plötzlich wieder am Leben, weil er damals gerettet wurde und dann ein neues Leben anfing, ein abenteuerliches. Mit der Zeit hat er sich aber auf Heiratsschwindlerei spezialisiert. Durch einen bösen Zufall werde ich selbst darin involviert. Daraus entwickelt sich eine Serie von Morden, in die ich einbezogen werde.                               


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PERSÖNLICH

Matthias F. Steinmann: Geboren ­
am 27. Mai 1942. Schulen in Bern, ab
12 Jahren im Internat. Studium Nationalökonomie, mit 27 Jahren Doktor
und Privatdozent und Vizedirektor Werbefernsehen. Daneben Unternehmer: Geschäftsleitung Kosmetikgruppe, Marketingberater PTT, eigene Modeschmuckfirma, Radio-Werbeagentur RTL, Telecontrol etc.

An der Uni: Ao-Professor und Co-Direktor des Medienwissenschaftlichen Instituts. Chef Psychologische Abwehr, dann im Kader Krisenstab Bundesrat (Major) und Berufspilot. Heute: drei Immobilienfirmen und zweifacher Schlossbesitzer, wovon Schloss Wyl eine Stiftung für die Öffentlichkeit ist.

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