Renate Wünsch ist Kostüm- und Bühnenbildnerin und DJane. Sie arbeitet sowohl für Grossproduktionen wie für die freie Szene. Inspirieren lässt sie sich von der Popkultur und ihrer Phantasie.
Wenn eine Biene auf der Bühne Cowboystiefel trägt, handelt es sich um einen typischen Einfall von Renate Wünsch. Die Kostüm- und Bühnenbildnerin lässt sich von der Popkultur inspirieren. Besagte Biene stattete sie im Stück «Born to beb wild» vom Frei_Raum Theater der Heitere Fahne aus. Auch für die Stücke des Berner Malers und Geschichtenerzählers Timmermahn gestaltet Wünsch regelmässig Bühne und Kostüme. Timmermahn möge den Theatersaal in der Heitere Fahne mit der klassischen Guckkastenbühne, wo die Besucherinnen und Besucher an langen Tischen sitzen und während der Vorstellung essen und trinken können. «Mein Beruf ist eine Teamarbeit», so Wünsch. Meist arbeite man während mehrerer Wochen eng zusammen, werde zu einer Familie auf Zeit. «Als Kostümbildnerin bist Du besonders nah am Menschen dran.» Schliesslich müsse sie die jeweilige Kleidung den Darstellerinnen und Darstellern wortwörtlich auf den Leib schneidern. Wünsch wirkte ab 1993 in vielen Produktionen des legendären «Theater Club 111» und wurde 1996 zur Co-Leiterin. Gemeinsam mit der Regisseurin Meret Matter, der Tochter von Mani Matter und der Schauspielerin Grazia Pergoletti, schrieb sie Theatergeschichte. «Unser Poptheater war wegweisend.» Heute werde in den Theaterwissenschaften an der Universität darüber doziert», so Wünsch. Tatsächlich betrat die Truppe mit Genre-Persiflagen Neuland. Sie brachten Trash, Zombies oder Science-Fiction auf die Bühne, ganz ohne Berührungsängste. Zu den Gesamtkunstwerken des Theater Club 111 gehören oft Live-Konzerte. 111 war eine Hausnummer zu einer Wohnung, in welcher legendäre Partys stiegen.
Kind der Reitschule
«Es war die Zeit, als es in der Reitschule zu brummen anfing», so Wünsch. «Wir haben das Tojo eigenhändig zu einem Theater umgebaut.» Wobei sie als einzige Frau unter Zimmermännern mithämmerte. Sie habe die neuen Freiräume, die sich auftaten geliebt, politisch aktiv sei sie nicht explizit gewesen. Das Handwerkliche liegt Wünsch. Ihre Bühnenbilder fertigt sie eigenhändig an. Für das Stück «Die Pferde stehen bereit» von Guy Krneta baute sie etwa grosse Bögen, die aus Büchern bestanden. Seit mehr als dreissig Jahren arbeitet Wünsch selbstständig. Nach einer Lehre als Dekorationsgestalterin merkte sie rasch, dass dieser Beruf ihr zu kommerziell war. Ihre erste grosse Chance als Bühnenbildnerin erhielt sie bei der Grossproduktion Hollywood On Ice. «Eine super Erfahrung.» Bei den kleineren Produktionen arbeite man enger mit der Regie zusammen, habe mehr Mitspracherecht. Die Begebenheiten seien immer anders. So müssen Bühnenbilder in einen Bus passen, wenn das jeweilige Stück auf Tournee geht.
DJane und Pilateslehrerin
Wünsch ist Mutter eines 14-jährigen Sohnes und mit dem Literaten und einstigem Borderline-Journalisten Tom Kummer liiert. «Wir haben einen grossen gemeinsamen Freundeskreis und kannten uns schon bevor wir zusammenkamen.» Kummer schrieb das Stück «Die Kami Katzen», eine One-Woman-Disko-Show, bei der Renate Wünsch selbst auf der Bühne steht. Im Stück geraten zwei Katzen aneinander, die politisch unterschiedliche Haltungen haben. Kami Katze – das ist auch der Name unter dem Wünsch als DJane auflegt. Ihr Stil? «Viel Soul und Raritäten.» Das Schlagzeug-Spielen hat Wünsch mittlerweile aus zeitlichen Gründen aufgegeben. Zuletzt hatte sie in der Frauenband «The Mad Cowgirl Disease» mit Jackie Brutsche und Kat Allen gespielt. Ihre neuste Leidenschaft ist Pilates. «Während des Lockdowns habe ich mich zur Pilates-Lehrerin ausbilden lassen», so Wünsch. Seit 15 Jahren praktiziere sie den Sport, der ihr viel Freude bereite. «Als Bühnenbildnerin musst Du viel heben. Ich muss fit sein.»