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Loreta Laha inszeniert das Stück «Die Dampfnudel. Eine Patchwork-Komödie». Foto: Helen Lagger
Loreta Laha, Regisseurin bei Bühnen Bern

«Die Endproben sind eine Welt für sich»

Loreta Laha gibt als Regisseurin ihr Debut bei Bühnen Bern. Sie inszeniert das Stück «Die Dampfnudel. Eine Patchwork-Komödie» von Dmitrij Gawrisch. Verhandelt wird die Frage, wie es nach Trennung und Zerwürfnis weiter geht.

Mehl, Milch, Butter, Hefe und Zucker: Diese Zutaten braucht es, um Dampfnudeln zuzubereiten. Im Stück «Die Dampfnudel. Eine Patchwork-Komödie» von Dmitrij Gawrisch wird genau dieses Dessert zum Zankapfel. Im Proberaum in den Vidmarhallen wurde das Rezept der süddeutschen Mehlspeise an die Wand gekritzelt. Es ist Teil des provisorischen Bühnenbildes. Regisseurin Loreta Laha gibt mit dieser Inszenierung ihr Debut bei Bühnen Bern. Zuvor hat sie sich als Regieassistentin betätigt und mit gestandenen Regisseuren wie Roger von Tobel oder Armin Petras zusammengearbeitet. «Es ist ein grosses Glück, das Ensemble bereits zu kennen», so Laha. Die 26-jährige ist eine Quereinsteigerin und kam auf Umwegen zum Theater. «Ich war gut in Mathe und liebte es zu zeichnen», erinnert sich Laha. Deshalb entschied sie sich für eine Lehre als Zeichnerin Fachrichtung Architektur. «In meinem Elternhaus spielte Theater wirklich keine Rolle, ich kam durch Freunde und Freundinnen zu meinem ersten Engagement.» 2020 fragten diese sie an, ob sie Lust hätte, das «Outside eye», also so etwas wie der «Blick von aussen», bei ihrem Stück zu übernehmen. «Ich weiss nicht, ob ich euch helfen kann», sagte Laha. Aber ihre Neugierde war geweckt. Sie merkte während den Proben, dass es ihr sehr viel Spass bereitete Feedback zu geben. «Der Austausch mit der Regie und den Darsteller:innen hat mich fasziniert.» Die Erfahrung brachte alles ins Wanken. «Ich ging zu meinem Chef ins Architekturbüro und kündigte.» Mitten in der Pandemie einen sicheren Job aufzugeben, fühlte sich wahnsinnig an, aber für Laha war es das einzig Richtige. Die Anfragen blieben nicht aus.

Zwischen Kunst, Technik und Ton
Noch im gleichen Jahr betätigte sich Laha erstmals als Regisseurin. Sie schloss sich dem Basler Künstler:innen-Kollektiv splitterkomplex an und sammelte mit deren Artistik-Tanz-Theater-Produktionen ihre ersten Regieerfahrungen. Zeitgleich kam Laha über die Theaterpädagogin Fabienne Biever in den Jugendclub Bühnen Bern, assistierte und führte Regie. Schliesslich holte die Chefdramaturgin Felicitas Zürcher sie als feste Regieassistentin zu Bühnen Bern. «Du musst viel koordinieren, schauen, dass alle informiert sind», so Laha. Das Verbindungsglied zwischen allen, inklusive Technik und Ton, sei man in diesem Job. Die Arbeit im Architekturbüro erwies sich als nützlich. «Ich war es gewohnt Verantwortung zu übernehmen und mit Abgabedruck umzugehen.» Diese Fokussiertheit schätzte man wohl auch bei Bühnen Bern, wo sie nun selbst als Regisseurin in Erscheinung tritt.

Die Erwachsenen als Kinder
Als Laha das Stück «Die Dampfnudel» erstmals las dachte sie: «Ich bin eine junge, kinderlose Frau. Das wird spannend.» Sie ist überzeugt, dass man nicht unbedingt Erfahrung mit einer Patchwork-Familie brauche, um die Komödie des in der Ukraine geborenen Schweizer Autors zu verstehen. «Es sind universelle Themen.» Eine zerrüttete Familie versucht den alten Ballast hinter sich zu lassen und Neues zu schaffen. Der Vater (Jan Maak), die Stiefmutter (Jeanne Devos), der Grossvater (David Berger) und seine digitale Begleitung (Vanessa Bärtsch) wollen alle das Beste für das Kind, das abwechselnd von allen vier Darsteller:innen verkörpert wird. Die Erwachsenen kreisen rund um das Kind und benehmen sich dabei teilweise selbst wie Kinder. Die Stiefmutter (Jeanne Devos) will die besagten Dampfnudeln zur Einschulung des Kindes backen. Die Paartherapeutin (Vanessa Bärtsch) schlägt vor, das Kind könne die Stiefmutter auch «Mama» nennen. Alle Figuren haben ihren jeweiligen Rucksack zu tragen. Das Familienkonstrukt steht unter Hochspannung. Das gilt auch für Lahas Ensemble. «Die Endproben sind eine Welt für sich», verrät die Regisseurin. Doch die Chemie sei super. Sie arbeitet mit Darstellern, die alle Lust auf eine Komödie und die Zusammenarbeit mit ihr hatten. «Unser Stück hat Rhythmus und ist komisch, verhandelt aber ein ernstes Thema.» Wie geht es mit einer Familie weiter nach Trennung und Zerrüttung? Das erfährt man nebst einem Rezept für Dampfnudeln in der Uraufführung bei Bühnen Bern.

PERSÖNLICH

Loreta Laha wurde 1997 in Aarau geboren. Sie ist in Schönbühl und Lyss aufgewachsen und hat eine Lehre als Zeichnerin Fachrichtung Architektur absolviert. Nach der Berufsmatur fand sie den Weg ins Theater. Als Teil des Basler Künstler:Innen-Kollektivs splitterkomplex inszenierte sie ihr erstes Stück. Die Regisseurin lebt in Bern.

VORSTELLUNGEN

Premiere
3.4., 19.30 Uhr (ausverkauft)

Vorstellungen
Mi, 17.4., 19.30 Uhr
Mi 24.4., 19.30 Uhr
Sa, 27.4., 19.30 Uhr
Sa, 4.5., 19.30 Uhr
Sa, 18.5., 19.30 Uhr
Vidmar 2

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