Lucija Ercegovac steht zurzeit als Pauline in der Oper «La Vie parisienne» auf der Bühne des Stadttheaters. Die Mezzosopranistin verrät, dass sie privat auch elektronische Musik mag und warum sie Bern liebt.
Wie spielt man ein Eichhörnchen und dazu noch eines, dass ziemlich sexy ist? Lucija Ercegovac gelang das in der vergangenen Spielzeit bei Bühnen Bern mühelos. Die Mezzosopranistin jonglierte in der Ravel-Oper «L’enfant et les sortilèges» mit einer grossen Nuss und führte einen mit einem buschigen Schwanz ausgestatteten Mini-Jupe spazieren. «Kostüme helfen dir in die jeweilige Rolle zu schlüpfen», so die Mezzosopranistin, die vor drei Jahren von Zagreb in die Schweiz zog, wo sie zuerst am Opernstudio in Biel an der Hochschule der Künste in Bern weiterstudierte. Aktuell steht sie in der fünfaktigen Opera bouffe «La Vie parisienne» von Jacques Offenbach (1819 – 1880) auf der Bühne des Stadttheaters. Die Operette spielt in der Zeit des Second Empires (1852 – 1870) und wurde 1866 uraufgeführt. Bühnen Bern erzählt die Handlung in einem modernen Setting und mit Lokalkolorit angereichert. Ein reiches Paar, bestehend aus einem Baron und seiner Frau, will in Paris wilde Nächte verbringen und fällt auf die Täuschungen von Zimmermädchen und Tagelöhnern herein, die vorgaukeln den nobelsten Kreisen von Paris anzugehören. Als Pauline schlüpft Ercegovac in einen violetten Traum eines Kleides und bezirzt den Baron. «Sie ist eine Kämpferin, die genug von ihrem Leben hat», so Ercegovac über ihre Figur. Ihr Antrieb sei der soziale Aufstieg in einer Klassengesellschaft. «Dass sie nicht ganz so elegant ist, wie sie vorgibt, merkt man etwa als sie die Treppe hochgeht und dabei ihr Kleid so anhebt, dass man ein bisschen zu viel sehen kann», so die Sängerin.
Oft in Hosenrollen
Ercegovac wurde 1993 in Zagreb in eine musikalische Familie hineingeboren. Die erste Liebe der Sängerin war das Klavier, das sie seit ihrem achten Lebensjahr spielt. Lange hegte sie den Traum Pianistin zu werden. Mit 18 Jahren entschied sie sich schliesslich, inspiriert von der älteren Schwester, die heute als Programmiererin tätig ist, Sängerin zu werden. Sie bewarb sich an der Musical Academy in Zagreb und wurde erstmal abgelehnt. «Wenn man zu mir Nein sagt, pusht mich das umso mehr», so Ercegovac. Prompt wurde sie bei einem erneuten Vorsingen aufgenommen. Mathias Behrends, der den Studiengang des Schweizer Opernstudios an der Hochschule der Künste leitet, wurde bei einer Inszenierung in Zagreb auf die junge Künstlerin aufmerksam. Nach einer Durststrecke während der Corona-Zeit wollte Ercegovac unbedingt auf der Bühne stehen. «In Bern erhielt ich die Chance weiter zu studieren und ein Praktikum bei Bühnen Bern zu absolvieren.» Bisher trat sie in fünf Produktionen in Erscheinung. Als Mezzosopranistin erhält sie oft die so genannten Hosenrollen. «Es ist cool auch mal einen Jungen zu spielen», so die Sängerin. Aber auch starke Frauenfiguren wie etwa die Carmen, würden von Mezzosopranistinnen gesungen.
Good Vibes in Bern
Ercegovac hat zuerst in Biel gelebt und ist nun nach Bern umgezogen. «Einen guten Vibe», habe die Stadt. Sie hätte immer gedacht Zagreb sei entspannt, aber das sei nichts verglichen mit dem «Chill-Faktor» von Bern. Sie liebt die Nähe zur Natur, den Blick von der Kornhausbrücke auf die Berge. Aktuell schliesst sie ihren dritten Master an der Hochschule der Künste in Bern ab. Sie studiert «classical performance». Die Eltern, die anfangs beunruhigt waren, weil sie ihr Jura-Studium abbrach und heute sehr stolz sind, kamen bereits zu Premieren. «Wenn mein Vater mich zur Schule in Zagreb fuhr, hörten wir immer Kassetten mit kroatischer, traditioneller Musik», so die Sängerin. Die Mutter sei Kindergärtnerin gewesen und habe im selben Gebäude der Musikschule gearbeitet. «Wenn ich als Kind darauf wartete abgeholt zu werden, habe ich immer für alle gesungen», so Ercegovac. Und privat? Hört sie nur klassische Musik? Sie lacht. «Nein. Ich liebe auch Jazz, elektronische Musik und Rap.»