EDB

«I wirfe mis Härz uf e Tisch und füll drmit baud es Stadion»

Edb startet gerade durch. Seine ersten zwei Songs vor zwei Jahren bescherten ihm gleich einen Plattenvertrag bei Sony Music. Mit «EDDIE›S TAPE SIDE B» erscheint im Juni seine dritte EP. Edb spielt diesen Sommer u.a. am Gurtenfestival. 

Edb oder auch Eddie genannt, ist im Moment ein begehrter Interviewpartner. Die Sonntagszeitung widmete ihm kürzlich eine ganze Seite. Im Februar war er Best Talent auf SRF 3. Mit seinen direkten Texten und seiner unbestechlichen Art mischt der 22-jährige Berner Musiker gerade die Schweizer Musikszene auf. Schubladen und Etiketts, die seine Musik einzuordnen versuchen, langweilen ihn. Und der ganze Medienrummel lässt ihn ziemlich kalt.

Hört man seine Songs, dürfte bald klar sein, dass sich Eddie keine Gedanken darüber macht, ob er gefallen könnte. Im Song «hüt > geschter» auf der EP «EDDIE‘S TAPE SIDE A», die im Februar erschienen ist, rappt er: «Das isch dä Fondueflow sit 02 / Das isch dä ‹i mache aus säuber u gibe e Fick uf euch› / I bi unstärblech, mini Mission, mini Legacy / I erschaffe öppis nöis, ke Platz da passt kenä dri / I drop es Tape di ganzi Stadt flippt us / Wär hätti dänkt, dä Bueb macht öppis Grosses drus». Edb macht es anders als die anderen. Für klassischen Hip Hop ist er zu poppig. Der Refrain hat das Potenzial die Massen zu hypnotisieren: «Maches besser aus geschter weu o geschter isch nume e dumme Tag». Aber für Pop sind seine Texte zu roh. Da ist kein Storytelling, keine schwülstigen Formulierungen und keine Metapherndrescherei, wie sie der Mundartrock in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Da ist aber auch sein Stimmvolumen, das förmlich ein Echo sucht. Mit der Bezeichnung Indie-Hip-Hop kann Edb leben. Mit seinen Songs könne sich gerade die Generation Z identifizieren, schreibt das Gurtenfestival in seiner Vorschau. «Ich schreibe meine Songs nicht für ein bestimmtes Publikum», meint Edb. Die Songs handeln von der Liebe, der Sehnsucht, von Melancholie, vom Aufbrechen und Zuhausebleiben. «I wirfe mis Härz uf e Tisch und füll drmit baud es Stadion» aus dem Song «Butterkuchen» (2024) könnte sein Mantra sein: Mit maximalem Gefühlseinsatz den grössten musikalischen Erfolg erzielen. Seine Echtheit ist mitreissend und dürfte ein Publikum über Genres und Altersklassen hinweg begeistern. Er vermittelt in seinen Songs diese ungezähmte Wildheit und Bedingungslosigkeit, die sich mit zunehmendem Alter abschleift, wenn die Gegensteuer fehlt. «Ich war schon immer ein Freigeist», meint Eddie, aber er sei nicht in allen Dingen so selbstbewusst, wie die Medien oft über ihn schreiben. Er sei einfach direkt und habe sich nie von der Meinung anderer beeinflussen lassen. 

Mehr als ein Senkrechtstarter
Edb ist kein Senkrechtstarter, er ist eine Rakete. Sony Music hatte sein Potenzial gleich erkannt. 2023 veröffentlichte er mit «Crazy in Love» den ersten Song. Nach dem zweiten Song kam die Plattenfirma auf ihn zu. Ein Jahr darauf erschien im April seine erste EP «City Boy». Im November gewann er den Berner Musikförderpreis. Musik hat Edb aber schon seit seiner frühen Jugend gemacht. Erst spielte er Cello, dann wechselte er auf Gitarre, die er auch heute live an Konzerten spielt. Und natürlich hörte er Rap. Edb produzierte Songs mit den Rappern Luuk und Jule X. Mit Manillio war er 2024 auf Tour. Ob er denn seitens der Plattenfirma einen Druck spüre? Sony Music mache ihm überhaupt keine Vorgaben, dagegen würde er sich auch sträuben. Als Produzent steht ihm Fayzen aus Hamburg zur Seite, der auch mit Helene Fischer zusammenarbeitet. «Das hat von der ersten Sekunde an funktioniert. Wir haben einen ähnlichen Blickwinkel auf die Musik», meint Eddie. Dadurch ist er oft in Hamburg und Berlin. Zuletzt in St. Gallen und jetzt in Bern wohnhaft, schliesse er einen Umzug nicht aus. Die Sehnsucht nach der grossen Welt klingt in Edbs neuer EP an, die Unsicherheit, ob man vielleicht etwas verpasst, wenn man zu Hause bleibt. «EDDIE‘S TAPE SIDE B», die im Juni erscheint, gibt eventuell Hinweise, wohin Edbs Reise gehen könnte, einen Vorgeschmack liefert der soeben veröffentlichte Song «Bob». Die beiden EPs, Side A und B, die auch auf einer LP vereint werden, folgen einem roten Faden, verrät Eddie, obwohl die Songs eigentlich zusammengewürfelt seien. Mit «Tape» klingt auch das Rockige, Ungeschliffene und Intuitive an, was Edbs Musik vorwärtstreibt. 

Es ist aber nicht das Partyleben der grossen Städte, das ihn locken könnte. «Ich bin nicht der Partytyp». Bis im Dezember arbeitete Eddie als Pfleger in einem Altersheim. Haben die Bewohner realisiert, was er macht? «Manche dachten wohl, ich trete in einer Beiz mit Gitarre vor zehn Leuten auf und singe Mani Matter», lacht Eddie. Manchmal vermisse er diese Arbeit. Er könne sich durchaus vorstellen, auch wieder zu jobben, um einen anderen Blickwinkel aufs Leben zu bekommen. Zuvor dürfte er aber mit der Musik ausgelastet sein. Erstmals muss er seine Songs für seine Live-Auftritte u.a. am Gurtenfestival, Open Air Gampel und St. Gallen livetauglich machen. Ein Schlagzeug, ein Bass, eine Gitarre und Keys werden ihn begleiten. Aufs Gurtenfestival freue er sich, weil es für sein Umfeld viel bedeute. 

Wer seine Songs hört, ahnt, dass sein Potenzial noch lange nicht erschöpft ist. Seine Musik lässt vieles offen. Eddie ist musikalischen Experimenten gegenüber nicht abgeneigt. «Vielleicht mache ich nach der Side B nichts mehr. Vielleicht mache ich auch Techno oder Heavy Metal oder singe in einem Musical», meint er mit seiner lakonischen Art. Ersteres glaubt man Eddie eher nicht. Alles weitere schon.

Foto: Daniel Zaugg. Text: Bettina Gugger

PERSÖNLICH

Edb ist 22-jährig. Er lebte zuletzt in St. Gallen, bevor er 2023 nach Bern zog. Mit seinem ersten Song «Crazy in Love» gelang ihm sogleich der Durchbruch. Sein Indie-Hip-Hop begeistert ein (nicht nur) junges Publikum. «EDDIE‘S TAPE SIDE A» ist nach «City Boy» seine zweite EP. «EDDIE‘S TAPE SIDE B» erscheint im Juni.
Am 17. Juli spielt Edb am Gurtenfestival auf der Waldbühne.

Instagram: @edbdeheftigst

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