Iris Mundle ist Technikerin der ersten Stunde beim Theater Matte. Bevor sie zum Theater kam, war sie während vieler Jahre beim Radio SRF hinter den Kulissen tätig.
Shakepeares «Ein Sommernachtstraum» steht beim Theater Matte auf dem Spielplan. Bühnenbildner Freddy Stettler ist noch am Sägen und Werkeln als wir es betreten. Hinter den Kulissen wirkt Iris Mundle. Sie ist bereits in der 15. Saison als eine von vier Technikerinnen beim Theater Matte tätig. Während der Arbeit sitzt sie in einem kleinen Kabäuschen an einem Schaltpult und sorgt für Licht und Toneinspielungen auf der Bühne. Mundle wurde in Deutschland geboren und hat dort eine Ausbildung zur Tontechnikerin absolviert. Ihre Eltern führten eine Zoohandlung. Schon als Kind hat Mundle sich mehr für die Technik im Aquarium als für die Fische interessiert. «Ich habe die Pumpe auseinandergenommen», erinnert sie sich.
Von Analog zu digital
1971 kam Mundle in die Schweiz und liess sich in der Gemeinde Köniz einbürgern. Die Fragen, die man ihr zum Schweizer Politsystem stellten, waren für sie ein Nasenwasser. Mundle arbeitete während fast vierzig Jahren beim Radio SRF im Studio Bern, war als Technikerin zuständig für diverse Informationssendungen und Live-Schaltungen aus dem Bundeshaus. Die Schweizer Politik kannte sie aus dem Effeff. Den Sprung vom Analogen zum Digitalen hat sie live miterlebt. «Es war wahnsinnig spannend», so Mundle. «Am Schluss hatte ich etwa sieben Bildschirme vor mir.» Live-Schaltungen zu Korrespondentinnen oder Verkehrsmeldungen galt es unter anderem zu koordinieren. Als sie als 19-Jährige direkt von der Schule kam, wurde sie oft unterschätzt, auch weil sie als Frau eine Seltenheit war. Sie hörte wie die Herrschaften der Technik über Stereophonie diskutierten und mischte sich ein. Sie hatte das schliesslich alles gerade gelernt. «Sie haben mich fassungslos angeschaut.» Während ihrer Zeit beim SRF, mochte sie Livesendungen in denen etwas läuft. In den letzten Jahren wurde vieles nur noch in Basel und Zürich produziert. Für Bern blieben lediglich noch Informationssendungen. Mundle gefiel es nicht mehr. Sie vermisste Unterhaltungssendungen mit vielen Geräusch- und Musikeinspielungen. «Ich habe mich frühpensionieren lassen und eine Pause eingelegt.»
Selbst auf der Bühne
Auf der Suche nach neuen Inputs sah Mundle eine Anzeige im Bärnerbär und ergatterte sich prompt eine kleine Rolle bei «Einstein» im Theater Gurten. So lernte sie die Crew rund um Regisseurin Livia Anne Richard kennen. Diese suchte für das 2010 eröffnete Mundarttheater Matte noch eine Technikerin. «In der ersten Saison habe ich praktisch im Alleingang die Technik betreut, mittlerweile sind vier zu viert», so Mundle. Als Technikerin erhält sie jeweils ein Skript, um die Szenenwechsel koordinieren zu können. Das zuletzt gespielte Stück «Biografie: ein Spiel» von Max Frisch sei ihr bisher aufwändigster Einsatz gewesen. Insgesamt 44 Toneinspielungen und 22 Lichtwechsel beinhaltete das Stück. Auf die eigentliche Geschichte könne sie sich während eines Einsatzes kaum konzentrieren. «Ich sehe ja auch nicht alles, was auf der Bühne passiert.» Umso mehr geniesst Mundle es, wenn sie einmal selbst im Publikum sitzt und ihre Kollegin sich um die Technik kümmert.
Es war der Hund!
Das Theater Matte liege ihr am Herzen, weil es ein Mundarttheater sei, das kein Volkstheater mache, sondern Dialektadaptationen von modernden Stücken. Gemeinsam mit dem Schauspieler und Intendanten des Theater Matte, Markus Maria Enggist, und der Schauspielerin Livia Franz, ist Mundle auch für das Kindertheater (www.daskindertheater.ch) als Technikerin im Einsatz. Das beliebte Stück «Dr Muuwurf mit em Gagi ufem Chopf», nach dem Kinderbuch von Werner Holzwarth und Wolf Erlbruch, ist bereits seit 2015 auf Tournee. Im Stück fällt einem Maulwurf ein Häufchen auf den Kopf, woraufhin dieser sich aufmacht, herauszufinden, von welchem Tier das Gagi stammt. «Es ist toll, wie Kinder mitfiebern können und interagieren», so Mundle. Ein Junge habe einmal mehrere Male hinter einander geschrieben: «Der Hund isch es gsi».