Lionel Dellberg konnte es selber kaum fassen, als er 2021 die unter Magiern bekannteste britisch-US-amerikanische TV-Show «Fool Us» und damit einen Auftritt bei Penn & Teller in Las Vegas gewann. Auf einer Alp im Wallis ohne Strom und Wasser aufgewachsen, bedeutete dieser Schritt in die internationale Welt der Magie viel, fast zu viel …
Ich nehme an, dass viele Sie als erstes auf Ihre internationale Auszeichnung ansprechen … ich auch, denn das Gefühl muss unbeschreiblich sein, oder?
Auf alle Fälle war es und ist es immer noch ein unbeschreibliches Gefühl. Es ist jedoch auch so, dass ich von der Einladung zur Show eigentlich noch etwas mehr überrascht wurde, bzw. habe ich mich mindestens so stark gefreut wie über den Gewinn des Awards. Es ist so, dass man durch die ganzen Proben dann irgendwann schon mal ein bisschen spürt, dass es vielleicht zum Gewinn des Awards reichen könnte.
Von der Alp nach Las Vegas, fast wie Zauberei.
Das kann man so sagen. Bei meinem Effekt ist das Alpleben zumindest sehr stark eingeflossen. Beim Effekt, mit dem ich den Preis gewonnen habe, geht es um einen Milchbeutel, aus dem ich verschiedene Getränke ausschenke. Ich habe also die Milch von den Schweizer Alpen nach Las Vegas gebracht.
Im gleichen Jahr – 2021 – wurden Sie zum Walliser des Jahres ernannt – waren die Glückgefühle ähnlich?
Walliser des Jahres zu sein, war eine besondere Ehre für mich. Es ist ein Gefühl der Verbundenheit mit meiner Heimat und eine Anerkennung meiner Arbeit als Künstler. Die Glückgefühle waren aber schon verschieden. Während die internationale Auszeichnung vor allem die Welt der Magie repräsentiert, ist die lokale Anerkennung eine Herzensangelegenheit.
Haben diese beiden Auszeichnungen Ihre Agenda gefüllt?
2021 waren wir leider noch in der Pandemie, es hat deshalb etwas gedauert, bis sich die Auszeichnungen in meiner Agenda niedergeschlagen haben. Seit ich nach der Pandemie wieder voll Fahrt aufnehmen konnte, spüre ich den anhaltenden Rückenwind stark.
Reizt es Sie mitunter nicht manchmal, Tricks zu verraten?
Doch, sehr sogar. Es wäre manchmal schon schön, wenn man den Prozess der Trickentwicklung mit anderen teilen könnte. Es geht aber mehr um den Prozess der Entwicklung als um den Trick selber.
Inwiefern unterstützt Sie Ihre Mimen-Ausbildung in Ihrer Arbeit als Zauberer?
Ausdruck, Timing und Stimme sind letztlich wichtiger als die Tricktechnik. Aus diesem Grund war und ist die Ausbildung in diesem Bereich sehr wichtig für mich.
Ihre Nummer, die Sie in der Zaubersendung «Fool Us» zeigten, hatte die mit Illusionen zu tun?
Uff, das ist schwierig zu beantworten (überlegt lange). Lassen Sie es mich so sagen: Im engeren Sinn ist eine Illusion eine falsche Wahrnehmung der Wirklichkeit. Da ich bei dem Trick, wie bei jedem Trick letztlich die menschliche Wahrnehmung täusche, kann man sagen, ja es hat mit Illusion zu tun.
Würden Sie uns ein bisschen über die Zauber-Illusionen aufklären, etwa wie man einen Elefanten auf die Bühne zaubert?
Das kann ich einfach beantworten. Für jeden Effekt, vor allem für die ganz bekannten Effekte, gibt es immer mehrere Methoden. Selbstverständlich kann ich hier aber keine erklären, denn dann wäre die Illusion ja keine Illusion mehr (lacht).
Was, wenn ein Trick nicht klappt? Merkt das Publik um etwas davon und gibt es eine lustige Episode zu erzählen?
Das Publikum merkt eher selten etwas davon, aber es kann schon mal vorkommen. Grundsätzlich kann ich dazu noch sagen, dass ich oft einen Plan B oder sogar einen Plan C habe, falls etwas nicht funktioniert.
Wie «erfindet» man Zaubertricks?
Es gibt sehr verschiedene Ansätze und Möglichkeiten. Beispielsweise gibt es einen bestehenden Zaubereffekt, den man besser machen möchte. Dann gibt es zum Beispiel ein Thema, das einen interessiert, oder es gibt ein Objekt, mit dem man gerne einen Zaubertrick realisieren möchte. Grundsätzlich versuche ich einfach meine fünf Sinne so einzusetzen, dass beim Publikum ein sechster Sinn entsteht.
Gibt es Tricks anderer Zauberkünstler, die Sie nicht durchschauen?
Das gibt es immer wieder. Und dann geht es mir wie dem Publikum: Ich bin verzaubert.
Befassten Sie sich mit Houdini? Falls ja, wissen oder vermuten Sie, wie er bei den Entfesselungen vorging?
Klar, Houdini ist jedem Zauberer ein Begriff. Er hat extrem viel für unsere Kunstform geleistet und das weit über die Welt der Magie hinaus. Ja, ich kann mir vorstellen, wie die eine oder andere Entfesselung funktioniert haben könnte.
Können Sie abschalten oder zaubern Sie des Öfteren für Freunde und Ihre Familie?
Für Familie und Freunde zaubere ich praktisch nie. Ich trenne das Zauber- und das Privatleben relativ klar.
Und zu guter Letzt: Verraten Sie uns einen Trick?
Nein, denn es macht an dieser Stelle keinen Sinn.
Weshalb?
Die Interessen der Lesenden sind schlicht zu heterogen. Ich gebe zwar immer mal wieder Zaubertricks weiter, das Ziel der Weitergabe darf allerdings nie das blosse Interesse am Trickgeheimnis sein, die Person
muss sich viel mehr für den Zaubertrick interessieren um die wundervolle Emotion des «Nicht-Verstehens» selber weiterzugeben. Geht es bloss um das Geheimnis, führt die Erklärung zum Ende der Täuschung und ist somit nichts anderes als eine Enttäuschung.