Die vierte Ausgabe der Ausstellung Saitensprünge zeigt im Bierhübeli vom 9. bis zum 20. April Bilder und Skulpturen von Berner Musikern sowie von nationalen und internationalen Stars. Zum zweiten Mal dabei ist der Berner Künstler und Musiker Bernhard Jordi. Bekannt als Bassist von Schnulze und Schnultze.
Bernhard Jordi, bei Ihren kinetischen Skulpturen handelt es sich um Metallgebilde mit einem originellen Bewegungs-Zusammenspiel von Kugeln, Ketten, Drähten und Rädern. Was passiert da genau?
Das sind meine älteren Arbeiten. Die waren zu hundert Prozent analog und extrem aufwändig zum Machen. Meine Skulpturen sind ja aus Metall und die Vorgehensweise ist jeweils «trial and error». Wenn ich mich da mit einer Idee verhaue, muss ich oft mal bei null beginnen. Jetzt arbeite ich mehr mit Motoren, Sensoren und Microcontrollern. Diese haben den Vorteil, dass meine Skulpturen zufällige Bewegungen machen können. Die Motoren sind so steuerbar, dass sie mal nach links oder rechts drehen, und ich weiss nicht was als nächstes kommt. Somit sieht die Skulptur nie gleich aus und macht eigentlich, was sie will. Bei rein mechanischen Skulpturen zufällige Abläufe zu bauen, ist schier unmöglich und übersteigt meine Fähigkeiten bei weitem. Allerdings benötigen die Minicomputer ein Programm, und das zu schreiben ist auch nicht ganz einfach. Es ist wie ein neues Instrument zu lernen, mit dem Unterschied, dass beim Programmieren ChatGPT eine grosse Hilfe ist. Beim Bass spielen nützt das eher weniger.
Arbeiten Sie nach einem strikten Plan oder entstehen manchmal auch zufällige neue Bewegungen, Windungen, die sich erst aus der Arbeit heraus ergeben?
Eine neue Skulptur zu beginnen, ist sicher das schwierigste. Fast wie einen neuen Song zu schreiben, was ich allerding wirklich nicht gut kann. Zuerst ist bei mir immer die Idee von der Bewegung oder aber das Material. Ich liebe es, wenn sich Material, wie Rettungsfolie, Stoff oder natürlich auch Stahl unerwartet bewegt und lustige Formen annimmt. Es geht bei meinen kinetischen Skulpturen und Wandobjekten natürlich auch um Unterhaltung. Ich will die Leute ja nicht langweilen, sie sollen etwas zu sehen bekommen, das sie zum Schmunzeln, Nachdenken und Staunen bringt. Um auf die Frage zurückzukommen: Ich arbeite eigentlich nie nach Plan. Planbare Dinge interessieren mich nicht besonders. Oftmals ist ein Werk am Schluss ganz anders als ich mir das anfänglich vorgestellt habe. Das ist ja das Schöne an der darstellenden Kunst und der grosse Unterschied zur Musik: Da sollte man schon den gleichen Song wie die Band spielen.
Sie zeigen in der Ausstellung ja nicht nur Skulpturen, sondern auch Bilder, sogenannte Gumprints. Wie kamen Sie zum Drucken?
Mir hat Pop Art immer sehr gefallen, und viele Pop Art Künstler haben gedruckt. Meist Siebdruck, was sehr aufwändig ist, wenn man nur zwei, drei Bilder machen will. Durch Zufall bin ich bei Tom Blaess in einem Workshop gewesen, und er hat mir das beigebracht. Es ist ein recht einfaches lithografisches Druckverfahren. Mit drucken habe ich begonnen, als ich merkte, dass nicht alle Leute Platz für eine Skulptur haben und das Geld dazu meist auch nicht. Bilder nehmen auch im Atelier weniger Raum ein, und drucken macht mir unheimlich Spass.
Die Berner kennen Sie ja auch als Bassist der Band Schnulze und Schnultze, die wahrscheinlich die meistgebuchte Party Band der Region ist. Im Gegensatz zu Ihrer Kunst sind Sie mit Schnulze und Schnultze nicht direkt schöpferisch tätig, sondern spielen Covers. Haben Sie in Musik-Projekten auch schon schöpferisch gewirkt oder leben Sie diese Kreativität einfach in der Kunst aus?
Meine erste Band war natürlich eine Schülerband. Dann ging es weiter mit ganz vielen unterschiedlichen Projekten von Punk über Mundart, von experimentell bis 80ies. Da habe ich sehr intensiv an der Musik gearbeitet und auch Texte geschrieben. Leider waren wir nie sehr erfolgreich…
Welche Orte in Bern mögen Sie am liebsten?
Der ist gerade am Entstehen. Das Sous – Soul im ehemaligen Theater am Käfigturm.
Das wird ein toller neuer Kulturort in Bern. Zurzeit bin ich nur an diesem Projekt. Wir bauen eine Bar, ein Fumoir und natürlich alles andere, was ein Konzert- und Kulturlokal braucht.

Foto: zvg