Das Duo Heck & Hengartner nimmt das Publikum im legendären Jazzlokal Mahogany Hall auf eine musikalische Reise mit. Tango, orientalische Klänge und Klassik treffen im «Café 1930» aufeinander.
Bern sei «très accueillant» finden die beiden Musikerinnen aus der Romandie. «Wir freuen uns, unser neustes Programm in der legendären Spielstätte Mahogany Hall zu präsentieren.» Die Violinistin Marie Heck und die Pianistin Fiona Hengartner bilden das Duo «Heck & Hengartner» und springen nicht nur leichtfüssig über den Röstigraben, sondern auch vom Jazz zur Klassik, vom Tango zu orientalischen Klängen und von der Vergangenheit ins Hier und Heute. Kennengelernt haben sich die beiden während ihrer Ausbildung zur professionellen Musikerin. Im sogenannten Solfège, einem obligatorischen Fach zur Tonlehre, hätten sie oft gemeinsam gekichert. «Wir waren jung und sehr kindisch», so Heck. Dies hinderte die beiden nicht daran, hart zu arbeiten. Beide bewundern die gegenseitige Arbeit, spielen in verschiedenen Formationen und treten nun erstmals als Duo «Heck & Hengartner» mit ihrem Programm «Café 1930» in der Mahogany Hall auf.
Neuer Tango
Der Name des Programms ist auch der Titel eines Stückes des argentinischen Komponisten Astor Piazzolla (1921 – 1992). Heck hat sich während ihres Studiums intensiv mit dem Werk, das als Erfindung des «Tango nuevo» gilt, auseinandergesetzt. «Ursprünglich war Tango zum Tanzen gedacht und wurde von zwei Männern oft in etwas zweifelhaften Etablissements vollführt», so Heck. Piazzolla wollte dem Genre mehr Seriosität verleihen und komponierte Stücke mit vielen abrupten Kontrasten, die zum aufmerksamen Zuhören, statt zum Tanzen bestimmt waren. Heck & Hengartner spielen nebst Piazzolla oder Kurt Weill auch Musik von zeitgenössischen Komponisten. Der Amerikaner Keith Jarrett mischt Jazz und Klassik, während der türkische Fazil Say in den Orient entführt. «Wir möchten ein internationales Kaffee in den Dreissigerjahren heraufbeschwören, wo Menschen aus unterschiedlichsten Welten zusammenkommen.» Heck & Hengartner lieben Crossover und mischen Jazz mit Klassik. Ihre Experimentierfreude beim Arrangieren ist gross. Um die Klänge von Fazil Says Partitur zu erreichen, stellten sie kurzerhand einen Fonduetopf auf die Saiten des Klaviers. Wie das funktioniert, führen die beiden dem Bärnerbär live vor. Hengartner platziert den Fonduetopf und haut in die Tasten, Heck lässt ihre Geige erklingen. Und tatsächlich glaubt man sich plötzlich im Orient. Nasale Klänge verschmelzen zu einer Stimme, die das Morgenland vor unserem geistigen Auge erscheinen lässt.
Grossmutters Geigenspiel
Heck begann bereits im Alter von dreieinhalb Jahren Geige zu spielen. «Meine Grossmutter spielte jeweils an Weihnachten und hat mich sehr inspiriert.» Sie habe als kleines Kind mit Küchengeräten deren
Gesten nachgeahmt. «Wenn ich heute auf der Bühne stehe, ist meine verstorbene Grossmutter in Gedanken bei mir.» Auch Hengartner hatte ein frühes Vorbild: Ihre um zehn Jahre ältere Cousine, die auch professionelle Pianistin geworden ist. Sie war es, die Hengartner den ersten Unterricht erteilt hatte. Hengartner und Heck sind beide als Musiklehrerinnen tätig und in individuellen Formationen aktiv. Heck spielt in der Gruppe «Black Milonga Fernet Club» die erste Geige unter vier Männern. «My boys» sagt sie augenzwinkernd. Der «Tango nuevo» wird von diesem Ensemble weiter vorangetrieben. Hengartner spielt seit mehreren Jahren im Quatuor Essor eines der beiden Pianos. In einem weiteren ihrer Projekte, mit dem Duo Gehweiler-Hengartner, hat sie im Januar dieses Jahres das erste Album veröffentlicht. Wie siehts mit Lampenfieber aus? «Ich habe keines mehr», so Heck. Sie fühle sich frei auf der Bühne und sei davon angetrieben, die Musik mit dem Publikum zu teilen. «Ich habe hingegen immer noch Lampenfieber», meint Hengartner lachend. Das Adrenalin brauche sie. «Mein Herz schlägt jeweils sehr schnell vor einem Auftritt.»