Hölzerne Dialoge, vorhersehbare Stories und Effekte zum Fremdschämen: Die Kultmoviegang Bern feiert Monat für Monat die schlechtesten Filme und hat jede Menge Spass dabei.
Es gibt Filme, die sind so gut, dass man sie einfach immer wieder sehen möchte. Und es gibt Filme, die sind so schlecht, dass sie eigentlich niemand sehen sollte. Aber mit ironischer Distanz betrachtet, können diese Ladenhüter ein riesiges Vergnügen sein. Kurzum, auch schlechte Filme verdienen ein Publikum. Dieser Meinung sind jedenfalls die Macher der Kultmoviegang KMG, Ronny Kupferschmid und Philippe Hausherr. Seit 2015 organisieren die beiden Filmnächte, um mit Gleichgesinnten echten Kultfilmen, Anime oder unterhaltsamen Kinoflops zu frönen. Am heutigen Freitag steht mit Blue Velvet aber ein Kultfilm auf dem Programm. Noch ist der Saal im CinéClub leer und es bleibt Zeit für einen Schwatz.
Warum verschwendet man im Zeitalter der Blockbuster und Streaming-Hits Zeit auf schlechte Filme? Kupferschmid und Hausherr müssen ein wenig ratlos lachen. «Wir haben Spass am Unperfekten. Wenn jemand mit viel Passion, aber wenig Talent es doch geschafft hat, einen Film zu machen, das ist schon was», sagt Kupferschmid zum Reiz der Filmflops. «Das verdient Respekt, auch wenn das Resultat manchmal voll daneben war», stimmt Hausherr zu und lässt sich in einen Kinosessel fallen.
Selten stehen allein die Filme bei der KMG im Mittelpunkt, sondern vielmehr das Gemeinschaftsgefühl. Über die letzten Jahre ist die Gruppe stetig gewachsen, ein harter Kern von etwa 30 Cineasten besucht fast jede Vorstellung; durchschnittlich kommen 50 bis 70 Filmfans. «Oft gehen wir auch zusammen essen», erzählt Hausherr. Er erlebt ausserdem, dass die Worst-Movie-Nights Menschen anziehen, die ungern allein ins Kino gehen würden. Bei der KMG findet man schnell Anschluss. «So haben sich hier schon einige Freundschaften ergeben.»
Oft ist das Cover schon
so grausam, dass es
unser Interesse weckt.Philippe Hausherr
Mit Anmoderation
Gerade sortieren die beiden Männer Pullover mit dem Logo der KMG, die treue Anhänger bei ihnen geordert haben. Bei anderen Gelegenheiten verteilen Kupferschmid und Hausherr thematisch passende Accessoires: Hawaii-Ketten, Samichlaus-Mützen, Elfen-Ohren oder Löffel. «Bei den Worst-Nights versuchen wir immer, passende Give-Aways zu finden. Wir moderieren die Filme an, machen Animationen», sagt Kupferschmid.
Die beiden Organisatoren stecken viel Arbeit in die KMG. Jahr für Jahr ein neues Programm mit vielen Überraschungen zu erstellen, fällt den beiden nie schwer. Ein Klassiker von David Lynch ist immer gesetzt, ebenso wie der Worst-Kultstreifen «The Room». Die beiden Männer durchstöbern gerne alte VHS-Kassetten und Internet-Communities, graben in B-Movie-Untiefen. «Ich bin einfach ein Fan und kaufe auch jetzt noch gerne Filme», gibt Kupferschmid zu und erinnert sich nostalgisch an den Charme der Videotheken der 90er zurück. «Wir haben schon fast alle Trouvaillen für 2026 zusammen. Der Stoff geht uns nicht aus.» Wichtig ist den KMG-Gründern, dass ihre Auswahl speziell und doch zugänglich ist. Es geht nicht um Arthouse oder Independent-Filmhits, die grossen künstlerischen Anspruch vermitteln. «Wir versuchen immer die Gradwanderung: Ein schlechter Film muss dennoch unterhaltsam sein. Oft ist das Cover schon so grausam, dass es unser Interesse weckt», lacht Kupferschmid. Da wird im Saal auch laut gelacht. «Bei den Worst-Movies ist Halligalli angesagt.»
An den Kultfilm-Nächten sind viele Fans dankbar, den Streifen endlich mal auf der grossen Leinwand zu sehen. Oder man hört den geliebten Klassiker aus der Kindheit zum ersten Mal im Originalton. «Der Nostalgie- und Wohlfühlfaktor des schon Bekannten spielt bei uns eine grosse Rolle», so Hausherr.
Und welches ist der Lieblingsfilm der beiden Cineasten? Lange muss keiner von beiden überlegen. «Memento», sagt Kupferschmid. «Den habe ich bestimmt zehnmal gesehen und finde ihn immer wieder cool.» Hausherr lächelt: «Bei mir ist das ganz einfach. Ich habe drei Lieblingsfilme: Herr der Ringe, Teil eins bis drei.»
Über 57 Events stehen 2025 allein in Bern auf dem Programm (siehe Kasten). Inzwischen hat sich das Konzept der KMG auch in anderen Städten wie Zürich, Neuchâtel oder Fribourg etabliert. Die beliebten Animittwoche gibt es sogar in 14 Städten.
Highlights der letzten zehn Jahre?
Hausherr erinnert sich an die «Mad Heidi»-Premiere: «Wir kennen die Regisseure und waren im Prozess dabei. Der Saal war voller Menschen, die sich unwahrscheinlich auf den Film gefreut hatten.» Kupferschmid schwärmt von einer Horror-Filmnacht im Forst. «Da ist mein Traum wahr geworden, einmal «The Blair Witch Project» im Wald zu sehen.» Und auch die erste Movienight mit «Samurai Cop» ist den zwei ans Herz gewachsen.
Im Rückblick sind Hausherr und Kupferschmid dankbar und erstaunt, dass ihre Events von Anfang an ihre Fans fanden. «Schon ab dem zweiten Jahr konnten wir Memberships anbieten», erinnert sich Kupferschmid. Nach der ersten Idee, Filmperlen und Schrott wieder auf die grosse Leinwand zu bringen, schrieb er einen Pitch und konnte so Quinnie Cinemas begeistern. «Das Konzept ist nicht neu», gibt er zu. «In den USA und Grossbritannien gibt es solche Filmclubs oft.» Die Worst-Movie-Nächte erweitern das Programm der Kinos und machen den Gang in den Filmpalast zu einem Ereignis. Eine Win-win-Situation.
Die viel beredete Krise der Kinos durch Konkurrenzangebote und kommerzielle Orientierung der Studios sehen die beiden Filmfans weniger dramatisch. Wenn Kinos das Erlebnis betonen, Bars und Musik bieten und auf innovative Events setzen, haben sie in den Augen der beiden Filmkenner noch viel Potential. Kupferschmid findet: «Leider dauert das Kinosterben an, weniger Menschen gehen aus, um einen Film zu sehen. Das Kino muss attraktiver werden und ist deshalb offen für Neues. Das ist eine Chance. Viele Filme sind einfach für die grosse Leinwand gemacht, beweisen die Kraft des Kinos. Es ist ein tolles Gemeinschaftserlebnis.










Fotos: Daniel Zaugg, zvg