
Seit dieser Saison kommentiert Stefan Hofmänner (51) die alpinen Männer-Skirennen. Dem Bärnerbär verrät er, wie er sich als Nachfolger von Matthias Hüppi fühlt und wer für ihn Favorit bei der Olympia-Abfahrt ist.
Stefan Hofmänner, schauen Sie sich eigentlich vor jedem Rennen die Piste noch selber an?
Ja, das mache ich eigentlich immer. Es gibt allerdings TV-Kollegen anderer Nationen, die habe ich noch nie auf dem Schnee gesehen. Ich persönlich finde das sehr wichtig, um dann auch wirklich sagen zu können, wo die entscheidenden, schwierigen Stellen sind. So wie am vergangenen Wochenende, als ich oben an der Mausefalle stand. Da bist du da oben, schaust runter und denkst: Wahnsinn! Und die Giele beschleunigen beim Start ja auch noch. Eine riesen Leistung.
Mit den Fahrern reden Sie nie?
Während der Besichtigung selten. Aber ich muss mir, im Gegensatz zum Fussball etwa, alle wichtigen Informationen selber holen, die werden mir nicht zugetragen. Deshalb halte ich einen kurzen Schwatz mit den Trainern, frage, ob alles in Ordnung ist, wie es diesem oder jenem Athleten geht.
Sind Sie selber ein guter Skifahrer?
Ich denke, für einen Unterländer bin ich doch einigermassen okay (lacht). Ich rase ja aber auch nicht mit Tempo 100 auf die Mausefalle zu wie die Profis. Das ist dann schon etwas anderes, so wie ich, quer den Hang runterrutschen … das ist weniger ein Problem.
Sie haben die Nachfolge von Matthias Hüppi übernommen und treten damit in grosse Fussstapfen.
Sie sind sehr gross, auch, weil Matthias Hüppi und Bernhard Russi für viele Zuschauer zu einer Hörgewohnheit wurden. Als ich dieses Jahr nach Wengen gefahren bin, kam mir in den Sinn, wie viele Rennen ich mir mit den beiden am Bildschirm angeschaut habe. Gewaltig. Und das geht wohl vielen so.
Haben Sie schon Feedbacks zu Ihren Kommentatoren-Leistungen erhalten?
Wenige. Und auf jene aus dem Kollegenkreis kann man sich ja nicht verlassen, die sind meist sehr wohlwollend (lacht). Sowieso kommentiere ich ja nicht für mich, sondern fürs Publikum. Was mich gefreut hat: Zwei Trainer von Swiss Ski kamen in Kitzbühel auf mich zu und sagten, mit mir und Marc habe es am Lauberhorn «gfägt». Das ist schön, denn es ist ja doch einigermassen schwierig, Trainer mit ihren hohen Ansprüchen zufriedenzustellen (schmunzelt).
Die Skisaison dauert von Oktober bis März. Leben Sie ausserhalb dieser Zeit in Ihrer Heimat Bern?
Ja, übrigens auch während der Saison. Obwohl ich nicht mehr in Bern selber, sondern in Bolligen wohne. Ich gehe in der Region einkaufen, habe hier meinen Freundeskreis. Nach Zürich bin ich jedenfalls nie gezogen.
Das hat Sie nicht gereizt?
Es war nie eine Option. Bern ist halt schon wunderschön (lacht). Und als ich dann geheiratet habe (Hofmänner ist mittlerweile geschieden, Anm. d. Red.), war für mich klar, dass ich dort wohnen wollte, wo meine damalige Frau ihre Wurzeln hat. Dies umso mehr, wenn ich sie wegen meines Berufes schon dauernd alleine gelassen habe.
Sagen Ihre jetzige Freundin oder Ihre Tochter nie: «Stefan, du könntest ruhig etwas mehr zuhause sein?»
Natürlich fänden sie das schön. Aber meine Partnerin hat mich kennengelernt, als ich diesen Job bereits ausübte. Und meine Tochter kennt ebenfalls nichts anderes. Mich gibt es halt nur so.
Da steckt also viel Leidenschaft mit drin. In Ihren alten Beruf als Lehrer würden Sie nie mehr zurückkehren wollen?
Nun ja, im Zuge der No-Billag-Initiative machen wir uns alle unsere Gedanken. Vielleicht sitze ich schon in einem Jahr wieder in einem Klassenzimmer. Damit hätte ich überhaupt kein Problem. Mein aktueller Job ist extrem privilegiert, nicht viele Menschen haben eine Tätigkeit, die so stark ihrer Leidenschaft entspricht. Aber eben: Ich bezahle auch einen gewissen Preis dafür.
Erzählen Sie uns von Ihrem emotionalsten Rennen.
Das war die Olympia-Abfahrt der Frauen in Sotchi 2014. Das hat damit zu tun, dass ich Dominique Gisin schon relativ früh als junge Fahrerin kennengelernt habe. Ich habe dann im Verlauf ihrer Karriere alle Höhen und Tiefen miterlebt. Und dann kam Sotchi, sie führte, Tina Maze lag bei der letzten Zwischenzeit noch 30 Hundertstel voraus, machte im Schlussabschnitt aber einen Fehler. Am Schluss waren sie beide gleich schnell und Doppel-Olympiasiegerinnen.
Ihr Tipp für die Olympia-Abfahrt der Männer in Pyeongchang?
Ich glaube schon sehr stark an Beat Feuz. Er gewann in Lake Louise und in Wengen. Wie er momentan mit dem Gelände, den Verhältnissen und dem Risiko spielen kann, das ist extrem. Er ist echt ein Genie. Und: Er lässt sich an einem Grossanlass von den äusseren Gegebenheiten nicht verrückt machen. Ganz im Gegenteil. Zudem geht es ihm körperlich wohl so gut wie schon lange nicht mehr.
Jubeln Sie eigentlich lauter, wenn ein Berner gewinnt?
Nein. Ich juble lauter, wenn ein Schweizer gewinnt. Aber ob das ein Innerschweizer oder ein Bündner ist, ist mir egal. Da kommt bei mir der Schweizer vor dem Berner