Wie nahe stehen sich eigentlich Grosseltern und ihre Enkelkinder? Das wollte der Bärnerbär in seiner Strassenumfrage wissen. Dabei zeigte sich: Es gibt teilweise riesige Unterschiede. Während die einen ein eher distanziertes Verhältnis haben, pfegen andere eine sehr enge Beziehung zueinander. So eng, dass sie der Grossmutter schon mal einen hübschen Kosenamen geben …
Fotos/Umfrage: Franzisca Ellenberger

(v.l.n.r.) Caroline Galatioto, Lea Deppeler
und Semina Strahm (alle Lehrerinnen), Bern
Caroline Galatioto: «Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich mit meiner
Grossmutter in Deutschland immer ein ‹Schläcksäckli› kaufen durfte.
Zum Grossvater war die Beziehung nicht sehr innig.
Er war eher eine schwierige Person.»
Lea Deppeler: «Meine Beziehung zu den Grosseltern ist sehr, sehr eng. Sie sind
ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Heute habe ich mehr Distanz zu ihnen.
Sie müssen verstehen lernen, dass ich, zeitlich gesehen, mein eigenes Leben
führe und nicht mehr jede Woche vorbeigehen kann.»
Semina Strahm: «Meine Grosseltern leben alle noch. Zu den einen habe ich eine
sehr enge Beziehung. Während des Gymnasiums war ich wöchentlich bei ihnen.
Der Grossvater war quasi mein ‹Sprachtandem› im Nachhilfeunterricht.»

Walter Furrer (Chauffeur Bernmobil), Bösingen
«Meine beiden Enkelinnen – 3 und 6 Jahre –
bedeuten mir alles. Wenn ich sie nach einem strengen
Arbeitstag sehe, werde ich sofort ruhig und kann mich
entspannen. Sie kommen gerne zu uns. Sei es in die Ferien
oder wenn wir sie regelmässig hüten.»
BÄRNERBÄR-STRASSENUMFRAGE
«Wir nennen sie
‹Sugar-Grosi›»
Wie nahe stehen sich eigentlich Grosseltern und ihre
Enkelkinder? Das wollte der Bärnerbär in seiner Strassenumfrage wissen. Dabei zeigte sich: Es gibt teilweise riesige Unterschiede. Während die einen ein eher
distanziertes Verhältnis haben, pfegen andere eine
sehr enge Beziehung zueinander. So eng, dass sie der
Grossmutter schon mal einen hübschen Kosenamen
geben ... Fotos/Umfrage: Franzisca Ellenberger

Birsen Eidam (Floristin Bärenplatz), Ammerzwil «Meine Grossmutter kam Ende 2019 in die Schweiz zu Besuch und ist an Silvester – am Geburtstag meines Sohnes – gestorben. Das war ein sehr schwieriger Tag. In der Türkei war ich oft bei ihr zu Besuch. Sie hatte einen Bauernhof mit vielen Tieren. Als ich noch klein war, hatte sie mich auf ihrem Rücken herumgetragen. Meine Grossmutter hat kurdisch gesprochen und sie hat sich immer sehr viel Mühe gegeben, mit mir türkisch zu sprechen. Ich habe sie immer noch sehr, sehr gern.»

Irene Hunz (links), Spiez
und Isabelle Läderach (beide Pfegefachfrauen), Wichtrach
Irene Hunz: «Ich habe keine enge
Beziehung zu den Grosseltern. Sie
sind sehr alt. Der Generationenunterschied trennt uns. Die Grossmutter
sieht ihre Rolle als Frau ganz anders
als ich. Sie versteht auch nicht,
warum mein Mann Teilzeit arbeitet.»
Isabelle Läderach: «Grundsätzlich
hatte ich eine gute Beziehung zu meinen Grosseltern. Leider hat es dann,
als meine Grossmutter gestorben war,
einen Familienkonfikt gegeben. Der
Stiefgrossvater machte dann auf einmal einen Unterschied zwischen den
Stiefgrosskindern und den eigenen
Grosskindern. Väterlicherseits waren
die Grosseltern modern eingestellt
und haben sich immer sehr für
unser Leben interessiert.»

Rosemarie Vogel
(Rentnerin),
Hinterkappelen
«Als mein erster
Enkel geboren wurde,
erkrankte der Schwiegersohn an Leukämie.
Es folgte eine sehr
intensive Zeit –
emotional, moralisch
und fnanziell. Ich
habe meine Tochter
unterstützt, wo ich nur
konnte. Darum habe
ich zu meinem heute
14-jährigen Enkel
wohl immer noch eine
starke Bindung.»

Silvia Burri (Inhaberin
Fusspfegepraxis Sanfte Füsse), Konolfngen
«Ich habe drei Enkelkinder. Das vierte ist unterwegs und
kommt Anfang Oktober auf die Welt. Zu allen pfege ich
eine sehr herzliche und schöne Beziehung. Mein Geschäft
befndet sich noch im Aufbau, ich hüte aber die Grosskinder, so viel es geht. Es tut mir gut und ich komme auch mal
aus Konolfngen raus. Sie sind eine wahre Bereicherung in
meinem Leben und das Wichtigste – sie sind alle gesund.»

Hans Schwab (Rentner), Belp
«Wir hüten unsere Enkel zweimal pro
Woche. Der Bub ist 2, das Mädchen 9
Jahre alt – und machen das sehr gern.
Die beiden wohnen ganz in der Nähe
von uns. Der Enkelin helfen wir oft bei
den Hausaufgaben, was uns selber
auch herausfordert. Zum Glück sind
meine Frau und ich noch sehr ft
und wir können noch immer alles
mit ihnen unternehmen.»

Melanie Rosser (Marketingmanagerin
Amanox Solutions AG) mit Sohn Malvin, Köniz
«Der Grossvater kam am Sonntag meistens zum
Mittagessen vorbei. Nach dem Essen ist er immer am
Tisch eingeschlafen. Zum Geburtstag und an Weihnachten
hat er uns jeweils eine Tafel Schokolade mit einem
Fünfiber geschenkt. Wir hatten das Geschenk sehr
geschätzt, denn es kam von Herzen. Er hat uns auch oft
zum Pilzesammeln mitgenommen.»

Sandro Mussi (Techn. Projektleiter Ruag)
mit Ehefrau Cecile, den Töchtern Emilia
und Isabella (im Kinderwägeli), Thun
Sandro Mussi: «Väterlicherseits habe ich keine enge
Beziehung zu den Grosseltern. Sie sind vor 25 Jahren
nach Italien ausgewandert. Es zieht uns nicht ins Südtirol
wegen der Distanz und auch der Sprache wegen. Ich verstehe sie zwar, aber spreche kaum italienisch. Meine heute
86 Jahre alte Grossmutter hat mich oft gehütet und die
Beziehung zu ihr ist immer noch sehr gut. Wir nennen sie
alle ‹Sugar-Grosi›, weil sie immer Süssigkeiten gebracht hat,
was sie heute übrigens immer noch tut.»