Als Töff-Akrobat und -Künstler stand er im grellen Scheinwerferlicht. Heute ist Danny Schneider glücklicher Daddy und unterrichtet Kids einer Sonderschule.
Seine Leben war geprägt von waghalsigen Sprüngen und unzähligen Knochenbrüchen im Freestyle Motocross. Dann feierte er weltweit Erfolge mit dem Bau preisgekrönter Vintage-Motorräder. Vor fünf Jahren zog sich der Berner Danny Schneider ganz aus dem Rampenlicht zurück. Seither widmet er sich liebevoll seiner kleinen Tochter und flickt mit Jugendlichen an einer kantonalen Sonderschule Velos und Töffli.
FMX-Superstar
Schon als Vierjähriger sass Klein-Danny erstmals auf einem Kindertöff. Das fanden seine Eltern nicht so cool und schenkten ihrem Wildfang erstmal ein BMX-Velo. Mit diesem beherrschte er schon bald wilde Tricks, bewies früh akrobatisches Talent und viel (Über)-Mut auf zwei Rädern. Als Jugendlicher wechselte er dann auf Freestyle Motocross und feierte bald grosse Erfolge an Events in ganz Europa. Als Höhepunkt seiner Karriere nennt Schneider aber seinen Auftritt in der Video-Serie «Crusty Demons of Dirt». «Die ganze Welt bewunderte damals unsere Tricks. Wir waren eine Gruppe waghalsig-wilder Freestyle-Motorradakrobaten aus den USA, Australien, Neuseeland und Europa. Noch heute schauen viele Fans unsere Videos auf YouTube.» Dann kam, im wahrsten Sinne des Wortes, der grosse Bruch in der Profi-Karriere des 21-jährigen Berner FMX-Stars. «Bei einem Trainingssprung in Valence stürzte ich fürchterlich und landete mit 18-fach gebrochenem Fussgelenk und arg lädierter Schulter in einem französischen Spital.» Die hoffnungsvolle Karriere war damit vorbei, bevor sie richtig begonnen hatte.
Preisgekrönter Vintage-Bike-Hersteller
Niemand ahnte, dass Dannys Pech der Startschuss in seine zweite Karriere war. «Anstatt IV-Gelder zu beziehen und eine Umschulung zu machen, gründete ich mein Unternehmen Hard Nine Choppers. Total verrückt, denn ich hatte null Erfahrung im Bau von Motorrädern und null Ahnung von Motoren, von Chassis und allem, was man in diesem Business können sollte.» Step by step brachte sich Schneider alles selbst bei. Er holte Hilfe, wo er sie brauchte, lernte bei einem Kollegen schweissen, ein anderer führte ihn in die Welt der Motorrad-Elektronik ein. Mit harter Arbeit, ganz viel Leidenschaft und offensichtlich grossem Talent schaffte es Schneider auch als Vintage-Bike-Hersteller und -Künstler ganz an die Spitze. Ja, er war in seiner zweiten Karriere sogar erfolgreicher, erntete mit seinen strassentauglichen Kunstwerken weltweiten Ruhm. Jahrelang war er auf der ganzen Welt unterwegs, präsentierte seine neuesten Chopper-Kreationen auf Shows und anderen Events. Er erreichte mit seinem Kunsthandwerk Legendenstatus, genoss globale Medienpräsenz in Fachmagazinen, im TV, Internet und auf Social Media. In der Schweiz war er etwa Gast in der SFR-Talkshow Aeschbacher. Doch Schneider entschied sich – diesmal freiwillig – für einen anderen Weg. «Eigentlich war mein Leben im Rampenlicht purer Stress. Nach jeder Show erwarteten die Organisatoren noch coolere, noch aufregendere Modelle, um mich im nächsten Jahr wieder als Headliner präsentieren zu können.» Nachdenklich ergänzt er: «Eines habe ich nach meinem schweren Unfall gelernt: Es interessiert sich niemand mehr für dich, wirklich niemand, wenn Du nicht mehr performen kannst. Diese harte Erfahrung lehrte mich, mit Rückschlägen umzugehen und auch Positives aus solchen Situationen zu nehmen.»
Vorbild für Tochter und Jugendliche
Vielleicht deshalb setzte Schneider vor fünf Jahren, nach der Geburt seiner Tochter, ganz andere Lebens-Prioritäten. Seine Hard Nine Chopper-Werkstatt hat er praktisch stillgelegt und kümmert sich in erster Linie um seine Tochter. Zudem ist er 50 Prozent bei der Besonderen Volksschule Kanton Bern angestellt. Zusammen mit Kids baut und repariert er dort Velos und Töffli und gibt Unterricht im Schweissen. Die Arbeit mit den 12- bis 16-Jährigen gefällt Schneider extrem, es sei aber auch herausfordernd und anstrengend. «Ich möchte den Kids zeigen, dass Social Media nicht das wahre Leben abbilden, dass sie am ehesten Erfolg haben werden, wenn sie hart arbeiten und ihr Ding mit viel Leidenschaft durchziehen.»
Erst kürzlich hat Danny seine Garage wieder aktiviert, nimmt es jetzt aber gemütlicher. Aktuell baut er für zwei befreundete Stammkunden neue kunstvolle Motorräder. «Sie lassen mich frei und ohne Termindruck arbeiten, das schätze ich sehr.»
Sicherheitsbewusster Strassen-Motorradfahrer
Mit seinen eigenen Bikes ist Schneider auch heute noch regelmässig unterwegs. Wie bereitet er sich auf die kommende Töff-Saison vor, was gehört zu seinem Frühlings-Check dazu? «Für mich gibt es keinen Frühlings-Check, ich kontrolliere mein Motorrad vor jeder Fahrt! Es gibt mir Sicherheit, wenn ich weiss, dass der Pneudruck stimmt, dass die Reifen nicht beschädigt sind und genug Profil haben. Weiter checke ich Ölstand sowie Bremsflüssigkeit und ob die Kette richtig gespannt ist.» Für Schneider ist der Reifendruck das wichtigste Element. «Wenn der Töff vom Händler kommt, sind die Pneus in der Regel ein bis eineinhalb Bar zu fest gepumpt. Wichtig ist, die Reifen vor jeder Fahrt den jeweiligen Temperaturen und Strassenverhältnissen anzupassen und, bevor man richtig losbrettert, sollten die Reifen auf Betriebstemperatur gebracht werden. Beim Thema Helmtragen zeigt sich, wie sich der frühere Risikojunkie zum sicherheitsbewussten Vorbild gewandelt hat: «Ich trage immer einen Helm, auch wenn ich den Töff nur aus der Garage fahre.» Auch bei seiner Tochter ist Daddy Schneider ganz strikt. «Sie fährt keinen Meter Velo ohne ihren Helm.»