Der Oberbalmerin Melanie Ramser (36) geht es bei der Teilnahme an «SRF bi de Lüt – Landfrauenküche» nicht darum, diesen Wettbewerb zu gewinnen, sondern um das Erlebnis mit ihrer Familie und sechs coolen Landfrauen.
Ihr Internet-Auftritt wirkt vielfältig und sympathisch bodenständig. Ist die Teilnahme an der «Landfrauenküche» auch ein geschickter PR-Schachzug?
Nein, das war nicht der Grund, weshalb wir mitmachen. Ich sage bewusst WIR und nicht ICH! Das Ganze ist ein Familienprojekt. Ich koche sehr gerne, aber alle halfen mit, speziell Moana, unsere älteste Tochter, die mich während der Sendung in der Küche unterstützt. Wir waren alle gespannt, wie die Dreharbeiten ablaufen werden.
Hat Sie auch der Wettbewerb gereizt?
Gar nicht, für mich wird dieser Aspekt in den meisten Kochshows zu stark betont. Mir war es viel wichtiger, dass ich im Februar, bei unserem ersten Treffen in Zürich, sechs ganz coole Frauen kennenlernte. Als ich in ihre Gesichter schaute, fühlte ich mich mit ihnen sofort verbunden. Wir redeten vom Heuen oder Fleisch verpacken und alle wussten, worum es geht. Dagegen ist mir echt schnuppe, wer am Ende gewinnt. Es herrscht zwischen uns so viel Sympathie, dass ich überzeugt bin, dass jede der anderen den Sieg gönnen würde.
Wie haben Sie sich vorbereitet?
Anfangs März erfuhr ich, dass wir dabei sind und die Dreharbeiten im Juni stattfinden. Uff! Und ich hatte gedacht, im Herbst. Und es würden aus Effizienzgründen nicht nur eine Sendung pro Woche gedreht, sondern alle Sieben auf einen Streich innerhalb von drei Wochen. In einer hatten wir das grosse Essen sogar am Donnerstag, Samstag und Sonntag zu bewältigen. Das war selbst für mich, die meistens hungrig war, da ich die längste Anreise hatte, zu viel des Guten. (Lacht)
Wann begannen Sie sich über Ihr Menü Gedanken zu machen?
Wir mussten schon bald, nachdem wir den Zuschlag erhalten hatten, je drei Vor- und Hauptspeisen sowie Desserts einreichen. Nachdem die Redaktion alle Vorschläge verglichen und seine Wahl getroffen hatte, mussten wir zwei Zutaten auswechseln, damit sich die Wiederholungen insgesamt in Grenzen hielten.
Wie oft haben Sie das Menü probegekocht?
Einmal, aber nicht, um zu üben, sondern, weil ich die Mengenangaben bei den Rezepten, die ich dem SRF schicken sollte, gar nicht kannte, da ich sonst Handgelenk mal Pi koche. Aus diesem Grund musste ich das Menü mit Moana kochen, protokollieren und wir uns später beim Dreh daran halten.
Wer hat Ihre Begeisterung fürs Kochen geweckt?
Das waren meine Tante und meine Mutter, der ich am Samstag beim Zöpfe backen half. Schon als Fünfjährige durfte ich Salatsaucen machen.
Gibt es ein Lieblingsgericht, dass Sie sich heute noch von Ihrer Mutter wünschen?
Nein, nichts Bestimmtes. Ich esse alles gerne, besonders, was regional, saisonal und biologisch ist. Schöne Kindheitserinnerungen sind mit Griessköpfchen verbunden und warmem Haferbrei, den ich heute statt Müesli zum Zmorge nehme. Meine Mutter und ich kochen immer noch öfters miteinander. Gestern machte ich mit dem Bio-Rindfleisch von unserem Hof einen Braten und sie steuerte den Teigwarensalat bei.
Sie haben nicht nur einen Hofladen, in dem es Fleischprodukte, Kartoffeln, Mehl, Süssmost und Brennholz gibt, sondern bieten auch Dienstleistungen an. Wie kam es dazu?
Da wir nur einen kleinen Betrieb mit lediglich 10 Hektar eigenem und 4 Hektar gepachtetem Land haben, mussten wir diversifizieren, um vom Ertrag leben zu können. Unser zweites Standbein ist die Betreuung von Kindern zwischen 5 und 10 Jahren in den Ferien sowie von zwei bis vier Schulklassen im Rahmen des Projekts «Schule auf dem Bauernhof», wo wir ihnen Tiere und Pflanzen näherbringen. Für Aktivitäten, die drinnen stattfinden, hatten wir lange nur unser Bijou, den ehemaligen Getreidespeicher von 1782, seit kurzem aber auch einen modern ausgebauten Ess- und Seminarraum im Wohnhaus. Ich bewirte ausserdem auf Voranmeldung Gesellschaften von bis zu 50 Personen.
Wie sieht bei Ihnen die Aufgabenverteilung aus?
Mein Mann ist mehr für den Stall, Ackerbau, alle Arbeiten draussen zuständig, ich mehr für drinnen, also Haushalt, Büro, Buchhaltung und Homepage. Beim Heuen helfe ich ihm aber ebenso selbstverständlich, wie er beim 1. August-Brunch den Abwasch machte. Bei der Betreuung unserer drei Kinder wechseln wir uns sowieso ab. Ich freue mich enorm auf die ersten Ferien seit langer Zeit!
Bei welcher Gelegenheit lernten Sie eigentlich Ihren Mann kennen?
Wir spielten beide in der gleichen Brassband, wobei ich erst zu ihr gestossen bin, als er pausierte, da er im Ausland arbeitete. Nach seiner Rückkehr kam er ans Jahreskonzert, wo es gleich Klick gemacht hat. Ich war 17, Phippu 22. Am 8.8.08 haben wir zivil geheiratet und einen Tag später in der wunderschönen Kirche in Oberbalm.
War die Horbermatt damals schon ein Bio-Hof?
Offiziell noch nicht, aber auch mein Schwiegervater hat auf den Feldern nie Chemie eingesetzt oder die Rinder mit Kraftfutter aus dem Silo gefüttert. Das Label haben wir seit zehn Jahren.
Welche Ausbildung brachten Sie mit?
Ich habe bei der SBB das KV mit Berufsmatur gemacht und nach dem Umzug die halbjährige Ausbildung zur Bäuerin mit Fachausweis. Dann wurden wir Eltern. Als Elio, unser Jüngster, in den Kindergarten kam, habe ich noch die höhere Fachprüfung zur diplomierten Bäuerin HFP in Zollikofen gemacht.
Haben Sie neben der Blasmusik noch weitere Hobbys?
Wir haben vier Pferde. Wenn ich merke, dass ich eine Auszeit brauche, reite ich einfach zwei, drei Stunden durch die Natur.
Die Horbermatt liegt in einer grünen Idylle, nur 10 Kilometer vom Bundeshaus entfernt. Nutzen Sie die Nähe zu Bern?
Ich bin wenig in der Stadt, aber wir haben durchaus einen Bezug zu ihr, da unsere Ferienkinder aus der Agglomeration kommen. Wenn ich hinfahre, dann meistens, um mit den Kindern neue Kleidung zu kaufen oder ein Konzert zu besuchen.
Wo sehen Sie sich am 13. September die «Landfrauenküche»-Folge an, in deren Mittelpunkt Sie stehen?
Ich werde sie auf die Leinwand im Seminarraum beamen, zusammen mit der Familie, Freunden und Kollegen anschauen und dabei hoffentlich viel zu lachen haben.