Buskers-Festival: So viele Leute in der Stadt wie am Gurtenfestival

2016 besuchten 77 000 Leute das Buskers-Festival. In 17 Tagen steigt die 14. Ausgabe. Gründerin Christine Wyss erzählt über die Geschichte von Buskers Bern, über die Faszination der Strassenkunst und über die Herausforderungen bei der Organisation.

Christine Wyss ist im Schuss. Immer wieder ist sie mit Telefonaten beschäftigt. Hier gibt es etwas zu organisieren, dort etwas abzuklären. In 17 Tagen startet das Strassenmusik-Festival Buskers Bern in der Berner Altstadt. Christine Wyss ist Gründerin, Festivalleiterin und künstlerische Leiterin des Grossanlasses, der heuer bereits zum 14. Mal stattfindet. Jedes Jahr haben mehr Leute das Festival besucht. Während die Polizei bei der Premiere 2004 insgesamt 25 000 Besucher zählte, waren es im letzten Jahr 77 000. Im Rekordjahr 2009 pilgerten sogar 80 000 Leute ans Buskers Bern – das sind so viele, wie soeben am diesjährigen Rekord-Gurtenfestival dabei waren. Aufgewachsen ist Christine Wyss in Bern. Nach einem Jahr Geschichtsstudium in Bern machte sie das Sekundarlehramt.
Im Liebefeld unterrichtete sie danach sieben Jahre an der Oberstufe. An der Expo.02 war die heute 48-Jährige auf der Arteplage in Neuenburg unter anderem
verantwortlich für das Ticketing und für 80 Hostessen. Daneben war Wyss aber schon immer kulturell sehr interessiert. Sie managte mehrere kleine Musikgruppen. «Damals merkte ich, dass ich nicht als Lehrerin zurück an die Schule möchte», sagt Wyss. Sie arbeitete fortan in einer Eventagentur in Biel und machte das Nachdiplomstudium in Kulturmanagement mit Masterabschluss in Winterthur.

«In Bern herrschte tote Hose»
Sie habe sich damals mehr und mehr für Kulturmanagement, vor allem im organisatorischen Bereich, interessiert. «Ich spielte zwar Geige und Gitarre, aber nicht ambitioniert. Ich hätte es wohl nie weit gebracht», sagt sie und lacht. Christine Wyss ist trotz der hektischen Tage vor der aktuellen Festivalausgabe gut gelaunt. Und weil sie selber keine Musikkarriere anstrebte, gründete sie unter anderem zusammen mit ihrer Schwester Lisette 2003 den Verein Buskers Bern. 2004 fand das Festival erstmals statt. Viele grössere Städte haben ein Stadtfest, etwa Biel mit der Braderie oder Thun mit dem Thunfest. «Nur in der Stadt Bern herrschte damals regelrecht tote Hose», sagt Christine Wyss. Das wollten wir ändern. Sie hat es mit ihrem Team geschafft. Buskers Bern ist heute kaum mehr aus der Berner Agenda wegzudenken.

«Ins Kalte Wasser gesprungen»
Die damalige Abteilung Kulturelles der Stadt Bern habe sich gefreut, dass der Verein ein pfannenfertiges Festival präsentierte, «das die Stadt erst noch kaum etwas kostet», erinnert sich Wyss. «Wir sind ins kalte Wasser gesprungen und haben aber schnell gemerkt, dass wir den Nerv der Zeit getroffen haben. Buskers Bern hat voll eingeschlagen.» Dank des Erfolgs wurde das Festival schliesslich sogar in die Kulturstrategie der Stadt Bern aufgenommen. «Bis heute sind wir zu über 90 Prozent selbsttragend», sagt Wyss nicht ohne Stolz.

800 Bewerbungen fürs Buskers
Was macht die Faszination aus? «Vor allem die Zugänglichkeit», sagt Wyss. Das Festival sei für alle da, alle Altersklassen seien vertreten. Auch dass Buskers Bern keine kommerziellen Ziele verfolge, komme bei den Besucherinnen und Besuchern gut an. Tatsächlich ist die Stadt jeweils nicht wie bei anderen Festivals dieser Grössenordnung mit Werbeplakaten von Sponsoren zugepflastert. Die Kehrseite der Medaille: «Weil man nicht unbedingt einen Eintritt bezahlen muss, sind wir
auf den Verkauf der Festivalbändeli zwingend angewiesen», betont Wyss. Weitere grosse Herausforderungen sind das Finden von genügend Helferinnen und Helfern, die Logistik sowie «den ganzen Karren am Laufen zu halten», wie es Wyss formuliert. Der Verein sei auf den Goodwill von sehr vielen Leuten angewiesen, das sei manchmal auch anstrengend. Fast ein Selbstläufer ist hingegen das Zusammenstellen des Line-Ups. In diesem Jahr dürfen sich die Besucherinnen und Besucher vom 10. bis 12. August auf 44 Gruppen aus den Bereichen Musik und visuelle Kunst wie Tanz, Akrobatik, Puppentheater, Streetperformance und Kunst respektive auf rund 150 Künstlerinnen und Künstler aus 22 Nationen freuen. Ursprünglich haben sich sage und schreibe 800 Gruppen beworben. Auch das zeigt: Buskers Bern ist ein voller Erfolg. Bleibt zu hoffen, dass es das Festival noch lange geben wird.

Markus Ehinger

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