
Seit über zwanzig Jahren arbeitet Simon Haldemann für das Gurtenfestival. Zuerst als Student, mittlerweile als OK-Mitglied. Dem Bärnerbär erklärt er, warum das Open-Air so besonders ist und was er während des Rests des Jahres macht.
Wenige Tage vor dem Startschuss zum Festival auf dem Berner Hausberg sind unzählige Helfer dabei, alle Bühnen, Zelte und Stände aufzubauen und Bodenplatten zu verlegen. Alles soll bereit sein, wenn vom 11. bis 14. Juli Headliner wie die Gorillaz, Alt-J und Cro den Berg zum Beben bringen. Insgesamt stehen vor, während und nach dem Festival rund 1400 Helfer im Einsatz. Es ist ein geschäftiges Treiben – und mittendrin ist Simon Haldemann (45). Der gebürtige Berner ist Mediensprecher und Mitglied der Geschäftsführung bei Appalooza Productions, dem Event-Veranstalter hinter dem Gurtenfestival, und noch so manch anderem Musikanlass in der Region Bern. Er erinnert sich noch gut an sein erstes Gurtenfestival. 1995 half er als Jus-Student auf dem Güsche aus. «Damals war es anders, die Leute und auch das Festival haben sich natürlich verändert», so Haldemann. Heute seien die Besucher anspruchsvoller geworden, was das ganze Drumherum angehe. Nach dem Studium, welches er mit einem Lizenziat abschloss, ging es zuerst auf Weltreise. «Eineinhalb Jahre lang reiste ich um die Welt, bevor ich dann 2008 bei Appalooza anheuerte», erinnert sich Haldemann.
Aus «Scharlachrot» wurde wahre Liebe
Von Februar bis Oktober kümmert sich Haldemann mehrheitlich um die Organisation des Open-Airs, daneben organisiert er auch andere Events. In diesem Jahr zum Beispiel die Meisterfeier der Young Boys. Und auch während des Events lehnt sich der tüchtige Berner nicht zurück, betreut Bands, organisiert Interviews, kümmert sich um Essen und Getränkelieferungen und hilft auch sonst überall aus, wo gerade Not am Mann ist. Reicht da die Zeit, um während des Festivals Konzerte zu besuchen und ein Bierchen mit Freunden zu kippen? «Meine Kollegen stellen sich das einfacher vor, als es ist», schmunzelt Haldemann. «Für ein ganzes Konzert hat es in all der Zeit noch nie gereicht.» Meistens lägen nicht mehr als ein paar Songs drin. Was er aber nie verpasse, seien die Auftritte von Patent Ochsner. Denn: «Beim Song ‹Scharlachrot› habe ich meine Frau Lisa kennengelernt», verrät der Berner. In Haldemanns Leben dreht sich fast alles um den Güsche. Das wird klar, wenn man ihn nach seinen Hobbys fragt. Denn: «Das Festival nimmt mit all seiner Vor- und Nachbereitungszeit einen sehr grossen Platz in meinem Leben ein. Neben dem Festival und der Familie bleibt kaum Zeit für etwas anderes», so der 45-jährige Vater zweier Kinder. Auch die Ferienplanung richte sich sehr nach dem Grossanlass. Doch das stört ihn nicht wirklich. «Am Gurtenfestival taucht man in eine andere Welt ein, es ist immer ein wunderschönes Erlebnis.» So weiss er auch von zahlreichen Paaren zu erzählen, die sich dank der Veranstaltung kennengelernt haben. Vor zwei Jahren gab es sogar einen Heiratsantrag während des Konzerts von Frank Turner.
Die «Entführung» von Iggy Pop
Auch sonst erinnert sich Haldemann an so manche Anekdote. Besonders in Erinnerung blieb ihm Iggy Pop im Jahre 1996, an seinem zweiten Festival: «Weil der Handyempfang damals noch recht bescheiden war auf dem Gurten, hatte Iggy Pop bei der Fahrt auf das Festivalgelände plötzlich Angst, er würde entführt und brachte den Chauffeur dazu, umzukehren. Als sein Management ihm bestätigte, dass der Weg stimmte, fuhren wir ihn wieder rauf. Oben angekommen, befahl er, nochmals herunter- und wieder hochgefahren zu werden, weil die Fahrt so schön war», erzählt Haldemann mit einem Lächeln. Das Konzert hat dann mit einer 45-minütigen Verspätung begonnen.
Annina Häusli