Gurtenfestival, Donnerstag, 13. Juli 2023, 22.15 Uhr: Tommy Vercetti und Dezmond Dez werden auf der Waldbühne rappend ihre langjährige Freundschaft und gemeinsame Bühnenpräsenz abfeiern.
Seit über zwei Jahrzehnten pflegen Tommy Vercetti (41) und Dezmond Dez (42) eine aussergewöhnliche Freundschaft. Die beiden intellektuellen und wortgewaltigen Rap-Künstler haben jedoch noch viel mehr gemeinsame Interessen als die Musik. Zum Beispiel Literatur und Film. «Wir lesen querbeet alles, Romane, philosophische Bücher, diskutieren aber auch über Filme oder Serien und haben eigentlich immer spannende Gespräche.»
Mit ihren energiegeladenen, scharfsinnigen und gesellschaftskritischen Songs begeistern sie ihr Publikum. Kürzlich veröffentlichten beide ihre neusten Werke. Vercetti gelang mit «Sympathie für Hyäne» ein musikalisch abwechslungsreiches und textlich dichtes Album. Dezmond Dez überzeugt mit dem sozial- und gesellschaftskritischen Album «Film Noir».
Wir trafen Tommy Vercetti und Dezmond Dez im Progr und lernten zwei reflektierte, sehr zuvorkommende Menschenfreunde kennen.
Ihr macht seit über 20 Jahren gemeinsam Rap. Wie und wo habt ihr euch eigentlich kennengelernt?
Tommy: Wir kannten beide Rich, den heutigen Sänger von Grandmother’s Funk. Er besuchte mit mir die Schule in Ostermundigen und hing auch oft mit Dez rum. Rich brachte uns zusammen, weil er das Gefühl hatte, dass das mit uns beiden gut passen könnte.
Dez: Unsere beiden Freundeskreise kamen sich immer näher, wir trafen uns immer öfter im Ausgang. Zirka 1999 hatte ich mit meinen Musik-Kumpels den gleichen Übungsraum wie Tommy und seine Freunde. All die Jungs von früher sind dann irgendwann abgesprungen, am Schluss blieben wir zwei übrig. Wohl ein guter Wink des Schicksals.
Ihr seid eng befreundet. Was schweisst euch zusammen?
Dez: Unsere vielen gemeinsamen Interessen. Wir haben nicht nur die Musik. Beide interessieren sich auch für Literatur, für Film, gesellschaftliche Fragen, Politik und viele weitere Themen. Ausserdem können wir auch über ernstere Dinge oder Probleme sprechen, was unter Männern nicht immer der Fall ist.
Tommy: Unsere Freundschaft ist geprägt von hoher Toleranz und gegenseitigem Verständnis. Wir verurteilen nicht und haben eigentlich nie Konflikte. Ich schätze Dez auch für seinen unglaublich guten Riecher. Nicht nur in der Musik. Auch bei anderen Themen hat er eine klare, ehrliche Meinung – und liegt meist richtig.
Ab März auf Tournee mit dem Höhepunkt am Gurtenfestival
Schon bald, am 24. März feiern Tommy und Dez gemeinsame Plattentaufe im Bierhübeli. Danach touren sie durch die Schweiz und fiebern dem Höhepunkt, ihrem Auftritt am Gurtenfestival vom 13. Juli, entgegen.
Als Berner liegt euch das Gurtenfestival am Herzen. Was sind eure ersten Erinnerungen ans Festival?
Tommy: Während der Lehre war immer die grosse Frage: Wie können wir uns irgendwie aufs Gelände schleichen ohne zu bezahlen? Tickets konnten wir uns damals schlicht nicht leisten. Ich erinnere mich noch vage an Räubergeschichten von bissigen Hunden und Security-Leuten, die dafür sorgen sollten, dass niemand durch ein Schlupfloch reinkam.
Dez: Ich war früher gar nie auf dem Gurten. Erst 2010, bei unserem ersten Gig mit Eldorado FM in der legendären Bamboo Bar. Das Konzert im kleinen Zelt war super. Am Schluss stand praktisch das ganze Publikum auf der Bühne und wir hatten Schiss, dass sie zusammenkracht.
Und am 13. Juli gehts gemeinsam auf den Gurten. Wie fühlt sich das an?
Tommy: Der Gurten ist immer ein Highlight. Erstens ist es immer toll, an einem Festival zu spielen, weil es viel mehr Publikum hat als an den eigenen Konzerten. Und der Gurten ist halt auch ein Heimspiel und eigentlich immer grandios.
Dez: Wir sehen viele Leute, die sonst nicht an unsere Konzerte kommen. Alte Schulkollegen, Eltern, viele Freunde und Bekannte. Das ergibt einen spannenden Mix aus verschiedenen Menschen und Generationen. Persönlich freue ich mich auf die faszinierende Abendstimmung auf der Waldbühne.
Jürg Morf
Cyril Bucher alias Dezmond Dez
Der Berner Mundartrapper Dez ist in Bern geboren und aufgewachsen. Seine Mutter stammt aus Haiti. Neben dem Musikmachen studierte er Literatur und Philosophie. Er schrieb schon Ende der 1990er-Jahre Texte und tat sich mit Freund Tommy zusammen, um gemeinsam Rapsongs zu produzieren. Heute wohnt Dez in Muri und arbeitet neben der Musik als Literaturwissenschaftler.
Simon Küffer alias Tommy Vercetti
Vercetti ist als Rapper für seine sozialkritischen Texte bekannt. 2011 erhielt er dafür den Anerkennungspreis der Literaturkommission des Kantons Bern. Er wohnt mit seiner Partnerin und seinen beiden Kindern (4 und 7 Jahre) in der Stadt Bern. Er forscht und unterrichtet an der Hochschule der Künste HKB und der gestalterischen Berufsmittelschule Bern.