Das Leben schreibt bekanntlich die schönsten Geschichten. Schreiben ist das eine. Machen und durchziehen das andere. Denn gerade die schönen Geschichten verlangen oft sehr viel Durchhaltewillen. Was lange währt, wird endlich gut und wenn sich diese Geschichten treffen, wird’s noch besser.
Sommer in Italien. Ein Campingplatz und drei Brüder, die mit ihrer Familie jedes Jahr ihre Ferien hier verbringen. «Einmal pro Woche bekamen wir je 1000 Lire für ein Glacé von der Gelateria vorne beim Hafen», erzählt Hansmartin Amrein, einer der drei inzwischen längst erwachsenen Buben. «Der Höhepunkt dabei war für uns nebst dem Eis auch die Vitrine mit all diesen verlockenden Farben und unbekannten Aromen.» Dieses von Italianità und jugendlicher Leichtigkeit geprägte Glücksgefühl verband er fortan mit dem Genuss eines feinen Gelatos. Später wurde er Pilot, der eine Bruder Schiffsbauer, den anderen zog es in die Finanzwelt.
Szenenwechsel. Ein Schachturnier in Bern, ein junger, talentierter Spieler, seine Stirn denkend in Falten gelegt. «Damit ich konzentriert bleiben konnte, trank ich damals fast literweise Kaffee – es war die einzige legale Droge, die im Schachspiel erlaubt war!», erzählt Lukas Muheim lachend. Und während er also dank des schwarzen Getränkes hellwach seine Figuren strategisch geschickt übers Brett schob, begann er sich zu fragen, woher eigentlich dieser Kaffee kam, wie er hergestellt wurde und wie die verschiedenen Aromen entstanden. Seine Ausbildung führte ihn dann aber in die Welt der Zahlen, er wurde Berater für Unternehmenskunden bei einer Schweizer Grossbank.
Dritte Szene. An einer Bushaltestelle. Ein Pendler nervt sich – gemäss Fahrplan müsste der Bus eigentlich jetzt da sein. Ist er aber nicht. Kommt er in einer Minute, in fünf oder vielleicht gar nicht? «Wir fliegen zum Mond, sind aber nicht in der Lage, den ÖV-Benutzern zu sagen, wo genau sich ihr Bus befindet», fasst Christian Wohlwend seine damaligen Überlegungen zusammen. Als Betriebsleiter bei BernMobil war es ihm möglich, daran etwas zu ändern. Und das tat er. Die Reaktionen auf die Echtzeitinformationen via APP und die verbesserten Anzeigetafeln waren enorm motivierend. «Ich merkte, wie sehr es mich mit Freude und Genugtuung erfüllt, wenn ich mit meiner Arbeit etwas Sinnvolles machen konnte, das wiederum anderen hilft.» Es sollte noch ein paar Jahre dauern, bis er erneut etwas in Angriff nahm, das er zum Besseren verändern würde.
Freude, die motiviert
Auch bei den Amreins zogen einige Jahre ins Land, bis sie eine ausgediente Garage in der Berner Länggasse zu einer Gelateria umbauten. «Irgendwie war die Idee, selbst echtes italienisches Gelato herzustellen, immer da. Konkret wurde es dann, als unserem Bruder vom Arzt empfohlen wurde, seinen Beruf als Bootsbauer aus gesundheitlichen Gründen aufzugeben.» Kurzerhand schickten sie ihn nach Verona, zu einem Freund, der dort Gelatiere war. Aus dem Bootsbauer wurde also ein Eisfachmann, der sich nach seiner Rückkehr begeistert an die Arbeit machte, unterstützt von seinen beiden Brüdern, die tatkräftig mithalfen. Während die Gastronomie nicht wirklich auf die Glacé-Brüder gewartet hatte, stürmten die Quartierbewohner den Vitrinen-Verkauf der Gelateria di Berna, so dass anfänglich alle Freunde und die weitere Familie mithelfen mussten, um den Grossandrang zu bewältigen. Seit diesen turbulenten Tagen im 2010 hat sich das Unternehmen stabilisiert und stetig weiterentwickelt, gleich geblieben sind dessen Grundwerte. «Wir haben nie die Absicht gehabt, mit den Gelati das grosse zu Geld zu machen», sagt Amrein. «Uns motiviert die Freude, das begeisterte Feedback unserer Kundschaft, und wir wollten einfach genug verdienen, um unseren Mitarbeitenden anständige Löhne bezahlen und immer wieder Neues ausprobieren zu können.» Der hohen Transaktionskosten wegen hätten sie anfänglich viele Jahre auf Bargeld gesetzt – bis mehrmals eingebrochen und die Räumlichkeiten dabei stark beschädigt wurden. «So stellten wir dann auf Kartenzahlung um, seit Corona hat nun eh kaum mehr jemand Bargeld dabei.»
Bewusster konsumieren
Etwas später als die Gelateria, genauer im Sommer 2017, wurde AROMAWERK ins Leben gerufen. Noch in den Diensten der Grossbank, ist Lukas Muheim beim Anstehen für den Pausenkaffee mit seinem Arbeitskollegen, Matthias Kiener, ins Gespräch gekommen. Für einmal ging es nicht um Konten oder Kredite, sondern um Kaffee. Schnell merkten die beiden, dass sie vom schwarzen Getränk gleichermassen fasziniert waren. Und sie begannen zu überlegen, ob sie nicht zusammen Kaffee herstellen könnten. Als Matthias Kiener, wenig später ein Jahr in Brasilien – dem weltweit grössten Kaffeeproduzenten – lebt, konkretisiert sich das Projekt. «Unser Ziel war und ist nicht, dass ‹mehr› Kaffee konsumiert wird, sondern ‹achtsamer›, mit vollem Bewusstsein», umschreibt es Lukas Muheim. Ihre Vision sei, dass jede kaffeekonsumierende Person das Produkt in seiner Gesamtheit kenne. Deshalb riefen sie die Rösterei AROMAWERK ins Leben und rösten seither selbst Kaffee, kreieren Erlebnisse rund um dieses Getränk, fördern seine Kultur und stärken das Bewusstsein für dessen aufwändige Herstellung. «Als Berner wollten wir unsere Firma ebenfalls in Bern ansiedeln und so unsere Wurzeln zu dieser Stadt festigen. Kaffee selbst anbauen ist in der Schweiz nicht möglich, aber ihn aus verantwortungsbewussten Quellen beziehen und hier mit nachhaltigen und transparenten Methoden verarbeiten, sehr wohl», erklärt Lukas Muheim. Diesbezüglich ist auch Fabian Tschopp als Mitinhaber zu AROMAWERK hinzugestossen um die Produktion zu professionalisieren. Weil sie als Unternehmen sichtbar sein wollten, lancierten sie etwas später ihr «Kaffeefenster» vorne bei den damaligen Produktionsräumen am Sulgenrain 22 und verkauften ihre Kaffeekreationen auch über die Strasse. Von Anfang an setzten sie der Handlichkeit wegen auf Kartenzahlung. «Bargeld ist sehr umständlich. Die Transaktionsgebühren der Karten sind zwar für ein kleines Unternehmen happig, aber diese Kröte mussten wir halt schlucken», sagt Lukas Muheim.
«Wenn es dich ärgert, ändere es!»
Christian Wohlwend hingegen wollte das mit der Kröte nicht weiterhin tun und gemäss seinem Credo «wenn dich etwas ärgert, ändere es», nahm er sich dieser Gebühr mal etwas intensiver an. Mit der Genossenschaft VERD, die er mit sieben Personen im Jahre 2024 gegründet hatte, wollte er Alternativen zu heute bestehenden Dienstleistungen und Produkten anbieten. Und zwar da, wo entweder zu hohe Gewinnmargen bestehen und nur wenige profitieren oder massgebliche Anteile des Gewinns ins Ausland abfliessen. Insbesondere die Kartentransaktionsgebühren, immerhin jährlich rund 1.7 Milliarden Franken, fliessen allesamt ins Ausland ab. Dank Christian Wohlwend gibt es heute eine Alternative: VERD.cash. Hier sind die Gebühren nicht nur viel tiefer, sondern bleiben auch vollumfänglich in der Schweiz und werden in der jeweiligen Gemeinde oder in der ganzen Schweiz für gemeinnützige Projekte eingesetzt. (Wie das genau funktioniert: Artikel im BärnerBär vom 19.2.2025)
VERD.cash bei der Gelateria und AROMAWERK
Und hier nun kreuzen sich diese drei Geschichten: bei der fairen Bezahllösung VERD.cash. Sowohl für Hansmartin Amrein (links im Bild unten) als auch für Lukas Muheim war sofort klar, dass sie da mitmachen werden. Die Philosophie dahinter überzeugte und passte perfekt zu der ihren. «Zumal wir dafür unsere bestehenden Terminals weiterhin nutzen können, minimale Gebühren zahlen und zudem noch einen guten Zweck unterstützen», fassen die beiden Unternehmer ihre Motivation zusammen. Und Christian Wohlwend freut sich auf die kommenden Monate, denn im Verlaufe des Sommers wird man mit der VERD.cash-Karte in allen teilnehmenden Geschäften bezahlen können – und es werden immer mehr.
«Wir sind keine Weltverbesserer», sind sich die drei einig. «Wir versuchen einfach, die Welt dort, wo wir können, etwas besser zu machen.»
Foto: Daniel Zaugg