William Zahler gehört europaweit zu den besten Nachwuchsleuten im Spenglerberuf. Nach dem Gewinn der Goldmedaille an den EuroSkills 2023 in Polen hat der Oberländer kürzlich eine Stelle in der Region Bern angetreten. Er ist überzeugt, den richtigen Beruf gewählt zu haben.
Sie haben im August 2023 an der Berufs-EM EuroSkills in Danzig den Spengler-Wettbewerb gewonnen. Mit welchem Gefühl blicken Sie darauf zurück?
Die ganze Sache hat sich ein bisschen gesetzt, aber das Abenteuer EuroSkills ist immer noch präsent. An meinem früheren Wohnort Lenk kennen mich die Leute natürlich, da gab es einige Reaktionen, die mich gefreut haben. Hier in Bern interessiert es ein Jahr später auf der Baustelle keinen, ob du Europameister bist – da zählt nur, wie du deine Arbeit machst (lacht). Jedenfalls war Danzig für mich eine positive Erfahrung. Ich habe viel gelernt und profitiert.
Inwiefern?
Während der intensiven Vorbereitung und im Wettbewerb habe ich meine handwerklichen Fähigkeiten verbessert. Auch im mentalen Bereich konnte ich zulegen. Ich habe gelernt durchzuhalten, auch wenn es einmal nicht rund läuft. Diese Erfahrung kann ich auch im Privatleben brauchen. Und ich konnte wertvolle Kontakte knüpfen. Mein Coach an den EuroSkills war Martin Pauli, der die Spenglerei der Guggisberg Dachtechnik AG in Wabern leitet. Im letzten Frühjahr, als ich die RS absolvierte, hat er mir eine Stelle angeboten. Jetzt arbeiten wir wieder zusammen.
Warum haben Sie sich für eine Lehre als Spengler EFZ entschieden?
Die Berufswahl ist nicht einfach. Man ist jung und muss sich für eine Arbeit entscheiden, die man wahrscheinlich viele Jahre ausüben wird. Schon in der Schule merkte ich, dass ein handwerklicher Beruf zu mir passt. Mathematik war eher mein Ding als Sprachen. Zudem arbeitete ich in den Ferien manchmal in der Zimmerei meines Vaters. Den Entscheid traf ich nach drei Schnupperlehren als Maurer, Hochbauzeichner und Spengler. Dass ich den Spenglerberuf wählte, lag wahrscheinlich auch an Heinz Kammer, dem Ausbildner bei der Pfister Lenk AG. Die zwei Schnupperwochen unter seiner Betreuung machten Spass. Da wollte ich die Lehre machen.
Und Ihre Wahl haben Sie nicht bereut?
Nein, wir hatten es gut im Team, und die Arbeit gefiel mir. Als Spengler macht man ja auch schöne «Büez». Es ist eine kreative Tätigkeit.
Was gefiel Ihnen besonders an der Ausbildung?
Ein Highlight waren die überbetrieblichen Kurse: Hier kann man sich ergänzend zur Ausbildung im Betrieb und in der Berufsfachschule grundlegende praktische Fähigkeiten aneignen. Im Berufsbildungszentrum des kantonalen Gebäudetechnikverbands suissetec Bern in Zollikofen gab es die modernsten Maschinen. Und in den Kursen erhielt man die nötige Zeit, um die Dinge richtig zu lernen. Patric Mollet war ein Kursleiter, der es sehr gut konnte mit uns Lehrlingen. Er war später an den EuroSkills mein Assistenztrainer.
Gab es auch schwierige Momente in der beruflichen Grundbildung?
Ich habe während der Lehre die Berufsmaturität (BM) in Bern absolviert, das war intensiv. Zudem pendelte ich dauernd zwischen Lenk und Bern. Mein Vater motivierte mich, durchzubeissen. Derzeit nützt mir die BM wenig, aber falls ich an der Fachhochschule studieren möchte, bin ich bereit.
Wem würden Sie empfehlen, Spengler oder Spenglerin zu werden?
Eigentlich allen, die nicht zwei linke Hände und Höhenangst haben (lacht). Von Vorteil ist ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen. Der Beruf bringt viel Schönes und viel Abwechslung mit sich, denn jedes Haus ist anders. Dazu kommen die verschiedenen Materialien wie Kupfer, Zink oder Aluminium, und die moderne Technik, mit der wir arbeiten.
Wie sehen Sie Ihre berufliche Zukunft?
Ich habe gerade meine neue Stelle in Wabern angetreten. Besonders gut gefällt mir in Bern die Arbeit auf den Dächern der Altstadt. Hier kommen oft auch denkmalpflegerische Aspekte ins Spiel, das macht es noch interessanter. Grosse Pläne habe ich derzeit nicht, aber in absehbarer Zeit möchte ich die Weiterbildung zum Spengler-Polier absolvieren.