«Ein wichtiger Schlüssel für ein glückliches und erfülltes Leben ist eine gute schulische Grundausbildung», sagt Stefan Stuck, Geschäftsleiter von Learn4Life, einer Nonprofit-Organisation, die sich seit 20 Jahren für Lernhilfe zu fairen Preisen einsetzt.
«Non scholae, sed vitae discimus» stand bei uns im Primarschulklassenzimmer oberhalb der Wandtafel. Wirklich verstanden, was damit gemeint war, hab ich das erst viele Jahre später. «Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir». Aber wie lernt man eigentlich richtig? Wo holt man sich Informationen und Hilfe und wie motiviert man sich ganz grundsätzlich?
Bildung als Fundament
Stefan Stuck empfängt mich mit einem strahlenden Lächeln in den hellen und funktional eingerichteten Schulräumen in Köniz. In den Zimmern sitzen grüppchenweise jeweils ein bis drei Schülerinnen oder Schüler mit einer Lehrperson zusammen. Die Atmosphäre ist ruhig, konzentriert und angenehm. «Unser Ziel ist es, dass Kinder später den Beruf ausüben können, der sie begeistert und zu ihnen passt», erklärt der Geschäftsleiter. «Je früher sie ihr Potenzial ausschöpfen können, desto besser. Denn Bildung ist das Fundament und dieses sollte so stabil wie möglich gebaut sein». Dabei liege ihnen die persönliche Entwicklung jedes Einzelnen hin zu seinem bestmöglichen, individuellen Erfolg ganz besonders am Herzen. «Der Lehrplan 21 bietet für selbstständige Kinder sehr gute Entfaltungsmöglichkeiten – Kinder, die sich noch nicht so gut selbst organisieren und eigenständig lernen können aber riskieren, ihr Potenzial nicht voll ausschöpfen zu können», erklärt Stuck. Und genau hier setze Learn4Life an.
Unterstützung für alle
Entstanden ist die Idee zur Lernhilfe kurz nach der Jahrtausendwende beim CEVI-Jugendverband am Standort Köniz. Die beiden damaligen Jungscharleiter wurden immer wieder gefragt, ob sie ihren Schützlingen bei diesen oder jenen Schulfächern helfen könnten, da Nachhilfeunterricht für sie zu teuer sei. Daraus entwickelte sich der Non-Profit-Verein «CEVI-Lernhilfe». Zunächst fand dessen Unterricht in der Thomaskirche Liebefeld, später im Köniz-Schloss-Areal und seit 2013 in den eigenen Räumlichkeiten an der Schwarzenburgstrasse 260 statt. Seit 2011 heisst der Verein «Learn4Life», was dessen Ziel perfekt illustriert: «Wir wollen die Selbstständigkeit der Schülerinnen und Schüler fördern, damit sie ihre Ziele möglichst bald auf eigenen Beinen ohne eine Lernförderung erreichen können. Dabei soll die Freude am Lernen immer im Zentrum stehen», umschreibt es Stefan Stuck. Die Learn4Life ist selbsttragend, konfessionell neutral und steht allen Menschen offen. «Unsere Strukturen sind enorm schlank und wir arbeiten ausschliesslich kostendeckend. Gewinn zu machen, ist nicht unser Ziel. Sondern erschwingliche Preise, die sich möglichst alle Eltern leisten können. Haben wir trotzdem einen Überschuss, entwickeln wir unser Angebot weiter.», fasst der engagierte Geschäftsleiter zusammen.
Professionelle Lehrkräfte
Deshalb gibt es eigentlich auch kaum Budget fürs Marketing. Aber – gute Angebote sprechen sich schnell herum und so kommen gut 75 Prozent der Kinder durch Weiterempfehlung zu ihnen. «Inzwischen empfehlen uns viele Schulen und Lehrpersonen – das freut uns, weil wir uns als genau das sehen: eine Ergänzung zur Schule», freut sich Stuck. Was also vor 20 Jahren mit 10 bis 20 Schülerinnen und Schülern begann, bietet heute Unterstützung für wöchentlich fast 400 Lernwillige aus allen sozialen Schichten. Damit will Learn4Life auch in Zukunft einen immer grösseren Beitrag zur Chancengleichheit und Integration leisten. Das Augenmerk legen sie auf ein erlesenes Lehrkräfte-Team. Seit der Gründung entscheiden sie sich dabei hauptsächlich für Studierende der pädagogischen Hochschule. «Sie können bei uns praktische Erfahrungen als Lehrperson sammeln und wir profitieren gleichzeitig von den neuesten Erkenntnissen aus Lernmethodik, Didaktik und Entwicklungspsychologie». Natürlich werde nur Learn4Life-Coach, wer ein strenges Bewerbungsverfahren mit Assessment bestehe, beim Probearbeiten sowohl Schülerinnen und Schüler, sowie Schulleitung überzeugen könne und eine Schulung durchlaufe. «Als Coach eignet sich nur, wer Wissen in einer ansprechenden, positiven und verständlichen Art weitergeben kann», weiss Stuck aus langjähriger Erfahrung.
Positive Aufwärtsspirale
Im heutigen integrativen Schulalltag hätten Lehrpersonen öffentlicher Schulen oft schlicht zu wenig Zeit, sich um jeden einzelnen ihrer zahlreichen Schützlinge und dessen spezifischer Bedürfnisse zu kümmern. Dies sei in vielen Fällen aber absolut zentral für den schulischen Erfolg und deshalb habe sich die Learn4Life darauf spezialisiert. «Bei einigen braucht es mehr und länger Unterstützung, andere brauchen nur einen kleinen Schubs. Wichtig ist, dass man allen aufzeigt, welches Potenzial sie haben und wie sie dieses besser ausschöpfen können», erklärt der Fachmann. «So können wir die Kinder in eine Aufwärtsspirale führen, die sehr viel Motivation und Freude auslöst. Und damit fällt das Lernen plötzlich leichter und das Kind merkt immer wieder: Wow, das kann ich ja doch!» Am Ende sollten die Schülerinnen und Schüler wissen, wie man lernt, wie man sich organisiert und wo man sich relevante Informationen und Antworten holt.
Bild des Bergführers
Zum Schluss zeichnet Stefan Stuck ein einprägsames Vergleichsbild: Die Learn4Life-Coaches sähen sich in ihrer Rolle ein bisschen wie Bergführer. «Zunächst zeigen wir den Schülerinnen und Schülern, welche Ausrüstung und Techniken sie benötigen. Dann begleiten wir sie Schritt für Schritt in Richtung Gipfel – ihrem ersten Ziel. Wir weisen Ihnen den Weg, helfen ihnen wieder aufzustehen, wenn sie hinfallen und zeigen ihnen die besten Abkürzungen und Tricks. So ist der nächste Berg zwar nach wie vor steil, aber es wird ihnen leichter fallen. Und irgendwann verzichten sie ganz auf den Bergführer und wagen den Aufstieg ohne Unterstützung – weil sie selbstständig geworden sind und Herausforderungen alleine meistern können.»