Seit Mitte 2023 ist das Speed-Pedelec «Twinner» auf Berns Strassen zu sehen. Der BärnerBär hat die schnelle Carbon-Kreation von «Thömus» vom «Bauernhof» in Oberried ausgiebig getestet.
Eines vorneweg: Wer findet, dass ein Velo keine 15000 Franken kosten dürfe, sollte die nächsten Zeilen mit einer gewissen Vorsicht lesen und sich eine Testfahrt auf dem Twinner ganz gut überlegen.
Denn dieses Bike macht gewaltig Spass. Am meisten beeindruckt hat die Tester vom BärnerBär die einzigartige Beschleunigung. Beim Start an einer Ampel subito allen anderen einfach davon fahren zu können, hat schon was. In nicht ganz vier Sekunden nämlich katapultiert der Twinner seinen Piloten auf der Ebene auf 50 km/h. Bergauf dauert es ein Sekündchen länger. Die immense Power dazu liefert der eigens für den Twinner entwickelte Transverse Flux Motor im Hinterrad mit seinem Drehmoment von 68 Newtonmetern (Nm). Zum Vergleich: Andere Pedelecs unterstützen in der Regel mit etwa 40 Nm.
Carbon System
Dank einer konsequenten Verbindung von Carbon-Rahmen, -Gabel, -Lenker und -Rädern lenkt man den schnellen Boliden jederzeit komfortabel, spurtreu und äusserst agil über Berns Strassen. Bei einem Gewicht von 40 Kilogramm keine Selbstverständlichkeit. Carbon ist doch leicht, wieso ist das Ding denn trotzdem so schwer? Das liegt zu einem grossen Teil am Akku. Die aktuell grösste Batterie auf dem Markt wiegt acht Kilogramm und hat eine Kapazität von 1638 Wattstunden. Das reichte im Test für knappe 80 Kilometer im «Vollspeedmodus» oder gute 150 Kilometer beim «gemütlichen» Cruisen mit 40 km/h.
Ausserdem ist der Twinner mit einem smarten Energiemanagement ausgestattet, welches ermöglicht, den Akku-Endladestand individuell von 70 bis 100 Prozent zu definieren, wodurch die Akkulebensdauer laut Hersteller signifikant verlängert werden könne.
Es ist ein total anderes,
neues Fahrgefühl
als auf einem
herkömmlichen E-Bike.Andrea Bauer
Technik vom Auto
Wer auf einem Velo mit 50 km/h unterwegs ist, muss sich auf das «Sicherheitssystem» am Velo verlassen können. Die Entwickler bei «Thömus» haben auch da ganze Arbeit geleistet. Das Licht (passt die Helligkeit automatisch an) macht einem Autoscheinwerfer Konkurrenz, die Bremsen (die Vorderbremse ist mit ABS ausgestattet) packen mit der nötigen Kraft zu und im Display (heisst beim Twinner Smart Hub) auf dem Lenker hat man das Geschehen hinter dem Rad, dank der Rückkamera, jederzeit ohne Kopfdrehen im Blick.
Selbstverständlich hat der Twinner keine simple Kettenschaltung – das darf man in der Preisklasse auch erwarten – sondern ein geschlossenes, vor Schlamm, Staub oder Schnee geschütztes Getriebe von Pinion. Das Getriebe, angelehnt an Getriebe der Autoindustrie, erlaubt komfortables Schalten eines oder mehrerer Gänge im Stand, während der Fahrt und auch unter grösserer Last. Stoppt das Bike, schaltet das Getriebe automatisch in einen kleinen Gang (sehr praktisch, wenn man in einer Steigung plötzlich stoppen muss und wieder anfahren will).
Die Beschleunigung
ist der Hammer.Nick Eggenschweiler
Die Kraftübertragung von Motor zu Getriebe übernimmt ein wartungsarmer Carbon-Riemen von Gates, welcher hin und wieder von starkem Schmutz befreit werden sollte, ansonsten aber kaum Betreuung braucht.
Einfache Bedienung
Zu bedienen ist das Hightech-Rad einfach über ein paar Tasten am Lenkergriff und über das 3,5-Zoll Display auf dem Lenker. Sollte der Pilot oder die Pilotin mal etwas verwirrt sein und vergessen haben, wo das schöne Velo denn zuletzt abgestellt wurde, (kam auch bei den Testern mal vor), hilft das eingebaute GPS, und der «Göppel» wird mittels der Smartphone-App problemlos gefunden. Über die App kann man ausserdem auch verschiedene Einstellungen am Twinner steuern. Selbstverständlich verfügt der edle Zweiräder über einen ausgeklügelten Diebstahlschutz und beeindruckt hat die Tester, zumindest die kälteempfindlichen, dass der Twinner auch noch über eine Griffheizung verfügt.
Der Twinner hält was «Thömus» verspricht und ist definitiv etwas für Pendler, die gerne sehr zügig, sicher und komfortabel unterwegs sind. Besonders die Testerinnen fanden den relativ tiefen Einstieg sehr praktisch. Beim Kauf gilt: Augen zu und durch …danach Augen auf und die Fahrten auf dem Carbon-Renner einfach nur geniessen.
Foto: Daniel Zaugg