MAGIC PASS

Erdbeben in den Berner Alpen

Der Top4-Verbund ist Geschichte. Die Jungfraubahnen und Adelboden lancieren mit Engelberg-Titlis und der Aletsch Arena den Alps Pass. Derweil tritt auch Meiringen­-Hasliberg dem Magic-­Pass-Verbund bei. Eine «tektonische Plattenverschiebung». Mit welchen Konsequenzen? 

Die Spaltung des Top4-Verbundes hat ein Erdbeben in der Schweizer Alpenlandschaft ausgelöst. Denn Gstaad trat letzten Herbst nicht einfach aus; Gstaad wird ab diesem Sommer Teil des Magic Pass – und mit Gstaad gleich auch Meiringen-Hasliberg, wie am Sonntag bekannt wurde. «Das ist ein strategischer Wendepunkt. Wir möchten eine grössere Gemeinschaft ansprechen und das ganze Jahr über ein abwechslungsreiches Erlebnis bieten», sagt Hanspeter Wenger, Direktor von Meiringen-Hasliberg. 

Er tönt dabei ähnlich wie sein Pendant in Gstaad, Matthias In-Albon: «Wir möchten den Zugang zu unserem Ski- und Wandergebiet erleichtern und neue Gäste für uns begeistern können, indem wir unser Geschäftsmodell mit dem Magic Pass entsprechend anpassen.» Mehr Leute, neue Ski-Fans. Das war mit der Preispolitik des Top4-Verbundes nicht möglich. 

Als der Pass vor Corona lanciert wurde, kostete er noch 666 Franken und man verkaufte 42 000 Abonnemente. Diesen Winter kostete der Pass 850 Franken und man setzte noch rund 33 000 Abos ab. Man habe zwar den Umsatz halten können, aber weniger Leute gehabt, so In-Albon. «Quillt ein Skigebiet aus allen Nähten, ist es sicherlich sinnvoll, den Preis zu erhöhen und gegebenenfalls einen Rückgang der Ersteintritte in Kauf zu nehmen. Auf unseren Pisten besteht aber noch reichlich Platz, daher konnten wir diese Preispolitik nicht weiter vertreten», so In-Albon. 

Fast 100 Skigebiete im Magic Pass
Das Berner Oberland ist das Epizen­trum dieses Bebens, das die Schweizer Alpen durchrüttelt. Am Sonntag gab der «Magic Pass»-Verbund die grösste Erweiterung (+ 17 Skigebiete) seit der Gründung der Genossenschaft 2017 bekannt, eine alpine Plattenverschiebung. Neben den Destinationen Gstaad und Meiringen-Hasliberg kommen Linden im Emmental, Balmberg und Grenchenberg in Solothurn, die Zentralschweizer Skigebiete Melchsee-Frutt, Mörlialp und Sörenberg, Belalp im Oberwallis sowie neue Gebiete in Frankreich dazu. 

99 Skigebiete umfasst der Magic Pass jetzt, wobei er in 48 Gebieten auch im Sommer Gültigkeit hat. «Diese historische Entwicklung zeugt von unserem Willen, unseren Kunden ein immer umfangreicheres und vielfältigeres Erlebnis zu bieten», betont Sébastien Travelletti, Direktor des Magic Pass. 

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Über 260 000 Pässe sollen verkauft werden 
Entstanden in der Westschweiz stösst der Verbund immer weiter in die Deutschschweiz vor. Das zeigen denn auch die Wachstumsraten bei den Abo-Verkäufen. Bern ist – mit über 26 000 verkauften Pässen (+ 22 %) in der ablaufenden Saison – zum viertstärksten Kanton aufgestiegen (nach der Waadt, dem Wallis und Freiburg). Insgesamt hat man diesen Winter fast 200 000 Abos verkauft. Für nächsten Winter rechnet man mit über 260 000 verkauften Pässen und mehr als 100 Millionen Franken Umsatz. 

Angefangen hat die Magic-Pass-Expansion im Berner Oberland und zwar in kleinen Skigebieten wie dem Wiriehorn. «Unsere Erfahrungen sind durchwegs positiv», sagt Alexander Rufibach, Betriebsleiter der Wiriehornbahnen. Man habe viel mehr Gäste aus der Romandie. «Das gab es vor dem Magic Pass gar nicht.» Zudem habe der Pass auch mehr Leute im Sommer ins Diemtigtal gelockt. «Davon profitieren auch die Betriebe ringsum», sagt Rufibach. Vor allem Hotellerie und Gastronomie.

So kams zum AlpsPass
Die historische Erweiterung geht mit einer erstmaligen Erhöhung des Preises des Magic Pass einher. Der Startpreis (ab 11. März 2025 bis 8. April, Mittag) beträgt für Erwachsene neu 419 Franken (zuvor 399 Franken) und für Kinder 282 Franken (zuvor 269 Franken). 

Die Reaktion auf diese Westschweizer Druckwelle ist der AlpsPass, initiiert von Jungfraubahnen-Direktor Urs Kessler. Nach Bekanntwerden des Austritts von Gstaad aus dem Top4-Verbund habe man schon im November 2024 angefangen die Fühler nach anderen Partnern auszustrecken. Kessler sagt: «Wir sind überzeugt, dass wir mit dem AlpsPass einen europäischen Verbund schaffen, der eigenständig, attraktiv und langfristig erfolgreich sein wird.» 

Wir sind davon überzeugt, dass dieses Angebot
langfristig attraktive
Vorteile bietet.

Urs Kessler


Neben der Jungfrau-Region, Adelboden-Lenk, Engelberg-Titlis sowie der Aletsch Arena sollen im Idealfall schon 2026/27 die drei Bündner Topcard-­Destinationen Davos-Klosters, Arosa-Lenzerheide und Laax dazustossen. Kessler geht von rund zehn Schweizer Destinationen aus, ergänzt durch weitere Top-Destinationen im ausländischen Alpenraum. 

Jungfrauregion in der Königs­klasse – und Adelboden?
Es ist ein exklusiver Zirkel, der dem AlpsPass-Initiator vorschwebt. Ski­-
gebiete, die mit Schneesicherheit, Angebotsvielfalt und Qualität überzeugen, kommen infrage. Das hat seinen Preis. Der AlpsPass kostet vom 1. September bis 15. November 2025 949 Franken für Erwachsene, 299 Franken für Jugendliche und 199 Franken für Kinder. Man habe die Preise für Jugendliche und Kinder bewusst gesenkt.

Ob das genügt, um dem Magic Pass entgegenzuwirken? Das wird der Markt entscheiden müssen. Sie hätten in den letzten Wintern trotz steigender Preise des Top4-Abos regelmässig Rekord-Frequenzen verzeichnet. Dank dem Generationenprojekt V-Bahn sei man «in die Champions League des Wintersports aufgestiegen», so Kessler. 

Schwenk nach Adelboden-Lenk. Trotz steigender Preise des Top4-Abos hat die Ski- und Bikeregion Adel­boden-Lenk 2023/24 mit fast 37 Millionen Franken Umsatz ein Plus von rund 5 Prozent verzeichnen können im Vergleich zum 5-Jahres-Durchschnitt. Auch diesen Winter sei man auf sehr erfreulichem Kurs. Aber gehört Adelboden auch zur Champions League wie die Jungfrauregion?

Wie in Wengen gibt es auch in Adelboden Weltcuprennen und entsprechende Medienpräsenz. Aber auf eine neue Bahn mit mehr Kapazität und Komfort wartet man in Adelboden noch. Zwar ist die Direttissima (Direktverbindung von Oey ins Sillerenbühl) in Planung, aber das Projekt hängt noch immer im Bewilligungsverfahren. Frühestens im Winter 2027/28 dürften die Gäste mit der neuen Bahn hochfahren, was den Transportweg drastisch reduzieren wird (von 25 auf knapp 11 Minuten). 

 «Wir sind kein Luxus-, aber ein Premiumskigebiet mit hoher Qualität, breiter Pistenauswahl und sehr hoher Schneesicherheit», schätzen sich die Bergbahnen selbst ein. Der Beitritt zum «Magic Pass»-Verbund wäre wirtschaftlich nicht tragbar gewesen. Man hätte die laufenden Kosten von rund 180 000 Franken pro Betriebstag nicht decken können. Man ist sich bewusst, dass nicht alle Gäste über diesen Entscheid erfreut seien. Aber: «Wir sind davon überzeugt, dass dieses Angebot langfristig attraktive Vorteile bietet und die finanzielle Stabilität der beteiligten Skigebiete sichert.»

Fotos: zvg

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