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Sportdirektor Martin Plüss vor der neuen Saison

«Mehr Stabilität, weniger grosse Schwankungen»

Martin Plüss: «Die Ausländer sollen das Team stärker machen und Leaderfunktionen übernehmen.» Foto: Reto Fiechter

Er war im SCB nach seiner Ankunft im Jahr 2008 und bis zu seinem Rücktritt neun Jahre später einer der wichtigsten und verdienstvollsten Spieler und hatte massgeblichen Anteil an vier Meister­titeln in den Zehnerjahren. Nun kehrt Martin Plüss zurück und zeichnet seit Mai für den sportlichen Bereich im Berner Grossklub verantwortlich.

Einiges hat sich seit seinem Abgang nach dem Titelgewinn im Jahr 2017 geändert, abgesehen vom Gewinn des Championats 2019 und dem Cupsieg 2021 sind die SCB-Erfolge ausgeblieben. Trainer sind gekommen und gegangen, gleiches gilt für die Spieler aus dem Ausland. Im Gespräch mit dem BärnerBär blickt der neue Sportdirektor Martin Plüss zurück und in die Zukunft.

Nach sieben Jahren sind Sie zurück beim SCB. Wie fühlt sich das an?
Ich habe mich extrem auf diese spannende Aufgabe gefreut. Für mich ist es ein Vorteil, zu wissen, wie der Klub funktioniert. Ich weiss, wie es ist, Erfolg zu haben, aber ich kenne auch weniger erfolgreiche Zeiten, weil ich beides erlebt habe. 

Der SCB von heute ist nicht mehr mit dem SCB aus Ihrer Aktivzeit zu vergleichen. Wo sehen Sie die wichtigsten Gründe für den sportlichen Rückfall?
Wir hatten damals unter anderem eine gute Teamstruktur und Mentalität aber auch mehrere hervorragende Individualisten, welche den Unterschied ausmachen konnten. Dadurch waren Titelgewinne möglich. Dann änderten sich die Umstände, man konnte die Entwicklung nicht früh- oder rechtzeitig antizipieren. Leonardo Genoni verliess den SCB, das war sicher auch einer der Gründe für den «way down». Früher hatte der SCB immer die Möglichkeit, im Trainer- und Spielerbereich wenn nötig zu reagieren, doch in der Zwischenzeit haben auch andere Klubs aufgerüstet, es wurde nicht mehr so einfach, Spieler zu bekommen, vielleicht orientierte man sich strategisch auch zu kurzfristig. Im letzten Jahr hat der SCB sportlich bereits einen Schritt vorwärts gemacht, jetzt gilt es, auf diesem Fundament weiter aufzubauen. Dass der SCB die Pandemie überlebt hat, betrachte ich für einen Verein, der sich selbst finanziert, als Meisterleistung der Klubleitung.

Statt Spieler und Captain zu sein, bekleiden Sie nun das Amt des Sportdirektors. Welches werden in dieser neuen Funktion Ihre grössten Herausforderungen sein?
Für mich gilt es zu entdecken, wo Gutes beibehalten werden kann oder wo Veränderungen notwendig sind und wo optimiert und justiert werden kann. Wir müssen sauber aufbauen, für mehr Stabilität und weniger grosse Schwankungen sorgen. Der Klub muss als Ganzes einen Schritt nach vorn machen. Es gilt nach Möglichkeit schnell vorwärtszukommen und gleichzeitig aber auch dafür zu sorgen, dass zuerst ein nachhaltiges Fundament als Basis für zukünftige Erfolge erstellt wird. Das ist eine schmale Gratwanderung. Das gleiche gilt übrigens auch für die Nachwuchsabteilung. Letzte Saison schaffte Thierry Schild den Sprung in die erste Mannschaft, jetzt schicken sich weitere Spieler aus dem eigenen Nachwuchs an, im Kader Fuss zu fassen.

Wo sehen Sie im Vergleich zu den letzten Jahren das grösste Verbesserungspotential?
Im Bewusstsein, dass wir es noch nicht sind, haben wir die Ambition, die Besten zu sein. Zuerst müssen wir aber hierzu eine solide Basis schaffen, so dass wir erstens überhaupt wieder ganz an die Spitze kommen können und zweitens, dass wir uns dann da auch längerfristig positionieren können. Das streben wir an, auch im Nachwuchs.

Zuletzt war man mit wenigen Ausnahmen (Dominik Kahun, Patrik Nemeth) mit den Leistungen der Spieler aus dem Ausland nicht zufrieden. Wie beurteilen Sie die jetzige Zusammensetzung?
Das ist eine Frage der Betrachtungsweise. Für den europäischen Markt haben wir sehr gute Spieler verpflichtet, aber wir wissen auch, dass diese den Sprung in eine Toplinie in der NHL nicht geschafft haben. Sie müssen das Team stärker machen und Leaderfunktionen übernehmen.

In der Person von Patrik Bärtschi haben Sie einen Sportchef an Ihrer Seite. Wie darf man sich die Aufgabenverteilung vorstellen?
Die Zusammenarbeit läuft sehr gut. Wir haben Patrik Bärtschi geholt, weil er das Potential der Spieler erkennen kann und er in Kloten damit Erfolg hatte. Er ist fähig, mutige Entscheide zu treffen und er kennt sich auch im Nachwuchsbereich aus, was in seiner Funktion und für den SCB sehr wichtig ist. 

Zum Abschluss ein Wort zu den Fans. Was dürfen sie vom SCB Ausgabe 2024/25 erwarten?
Ich liebte es, vor diesem grossartigen Publikum zu spielen. Die Fans sollen ein Team im Einsatz sehen, mit dem sie sich identifizieren können. Sie sollen Freude am SCB haben und die Leidenschaft der Spieler fühlen können. Die Dynamik muss sichtbar sein, so, dass die Fans ins Stadion kommen und sagen, «diese Mannschaft wollen und müssen wir sehen.»

PERSÖNLICH

Martin Plüss wurde am 5. April 1977 in Murgenthal geboren. Seine Eishockeykarriere begann im Nachwuchs des EV Dielsdorf-Niederhasli. Nach dem Wechsel zum EHC Kloten spielte er bereits mit 17 Jahren in der Nationalliga A. Von 2004-08 war Plüss in der höchsten schwedischen Liga für den HC Frölunda aktiv. Danach wechselte er zum SCB und beendete 2017 seine aktive Laufbahn. Zwei Meistertitel mit Kloten (1995 und 96), schwedischer Meister mit Frölunda (2005), vier Meistertitel mit dem SCB (2010, 13, 16 und 17) und ein Cupsieg (2015). Seit Mai 2024 Sportdirektor beim SCB. 236 Länderspiele (56 Tore/78 Assists).

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