Auf dem ehemaligen WIFAG-Areal soll ein neuer und fortschrittlicher Stadtteil entstehen. Eine Überbauung, die der angemessenen Verdichtung und der Nachhaltigkeit Rechnung trägt und das Wohnen in den Fokus rückt. Bevor aber mit Bauen begonnen werden kann, muss am 9. Juni die Stadtberner Bevölkerung einer Umzonung des Areals zustimmen.
Vom Industrieareal zum begrünten Wohngebiet, an dieser Vision plant die MALI International AG Bern, Besitzerin des WIFAG-Areals, bereits seit Jahren. Das von der Stadt Bern mitgetragene Projekt hat sich denn auch hohe Standards zum Ziel gesetzt: in Bezug auf die Biodiversität, das Verkehrs- und Energiekonzept, die Nachbarschaft und das Zusammenleben, auf die Gestaltung der Freizeiträume und auf den Umgang mit dem Regenwasser.
Lebendig, farbig, nachhaltig
Martin Heiniger, Bauherrenberater und Gesamtkoordinator der MALI AG, fasst das Ziel des Projekts zusammen: «Das Leben im Wylerquartier wird deutlich farbiger. Wo die WIFAG bis 2011 Maschinen baute soll es nun grün, nachhaltig und lebendig werden.» Für eine bunt gemischte, urbane Wohnbevölkerung sind nämlich in drei Bauetappen neun Neubauten mit etwa 360 Wohnungen geplant, davon 220 in der ersten Etappe. «Die Wohnungen werden zu je einem Drittel zu Marktpreisen und preisgünstig vermietet (Kostenmiete) sowie im Stockwerkeigentum verkauft. Dabei werden wir bei den Grundrissen darauf achten, dass sie flexibel und innovativ sind und neuen Bedürfnissen angepasst werden können. Etwa wenn die Grösse der Familie ändert oder im Homeoffice gearbeitet werden möchte», führt Heiniger weiter aus.
Biodiversität und Nachhaltigkeit
Grössten Wert legt die Bauherrschaft insbesondere auf die Biodiversität im neuen Quartier. So bleiben auch die Bäume an der Wylerringstrasse stehen, Richtung Scheibenstrasse werden weitere gepflanzt. «Auch zwischen den Gebäuden entsteht für die Bewohnenden ein variabel nutzbarer, grüner Aussenraum. Er wird mit dem in einer Zisterne gesammelten Regenwasser bewässert und trägt zur Förderung der Biodiversität und zu einem angenehmen Mikroklima bei», erläutert Heiniger. Mit Fassadenbegrünungen und Nistkästen sollen für Vögel und andere Tierarten ideale Lebensräume geschaffen werden. «Dies alles mit dem Ziel, Voraussetzungen für einen möglichst nachhaltigen und lebendigen Quartierteil zu schaffen».
Auto- und Lärmfrei wohnen
Da das Areal verkehrstechnisch überaus günstig gelegen sei und in Fussdistanz zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten, Bildungseinrichtungen, Bushaltestellen, Bahnhöfe, das Wylerbad sowie Naherholungsraum liege, werde ein möglichst tiefer Einsatz des Autos angestrebt. «So sind auch die Innenhöfe zum Quartier hin offen gestaltet und – von den Velos abgesehen – verkehrsfrei», führt der Baufachmann weiter aus. Die Parkierung für Personenwagen befände sich mit wenigen Ausnahmen in der Tiefgarage, für die grossmehrheitlich das bereits bestehende Untergeschoss weiterverwendet werde. «Damit lassen sich etwa 50 000 Tonnen Beton einsparen und etwa 4500 Lastwagenfahrten vermieden. So bleibt das Quartier von viel Lärm und Staub verschont» betont Heiniger. Veloabstellplätze würden über das gesamte Areal verteilt und liegen damit immer nahe der Gebäudeeingänge. Sie seien gut zugänglich und zeitgemäss ausgestattet.
Ein Gewinn für den Breitenrain
Besonderes Augenmerk werde auch auf die Ästhetik gelegt. So sollen die einzelnen Gebäude von verschiedenen Architekten realisiert werden und mit unterschiedlichen Fassadengestaltungen vielfältig wirken. Mehrere Gebäude werden – aus denkmalpflegerischen (Leinenweberei) und städtebaulichen Gründen (WIFAG, Lärmschutzriegel) – erhalten, saniertund umgenutzt. Denn: «sie repräsentieren die Erinnerung an die bewegte Geschichte dieses Areals», erklärt Martin Heiniger. «Durch die Verschmelzung der Vergangenheit mit den neusten Standards der Zukunft entsteht ein Quartier, das die Entwicklung im Breitenrain positiv beeinflusst», ist Heiniger überzeugt und hofft auf ein ebenso positives Signal der Wählerinnen und Wähler am 9. Juni.